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Die Schwester der Königin - Gregory, P: Schwester der Königin

Die Schwester der Königin - Gregory, P: Schwester der Königin

Titel: Die Schwester der Königin - Gregory, P: Schwester der Königin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippa Gregory
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Siegestaumel. Es war, als würden mitten im März die Gelage des Dreikönigstages wiederholt. Von den flachen |186| Dächern des Schlosses sahen wir am ganzen Weg nach London Freudenfeuer flackern. Die Stadt selbst lag rot vor dem Nachthimmel, denn an jeder Straßenecke brannten Feuer, wo man Ochsen und Lämmer am Spieß briet. Wir hörten die Kirchenglocken läuten, ein ständiges Klingen, denn das ganze Land feierte die endgültige Niederlage des Erzfeindes. Kardinal Wolsey ließ in St. Paul eine besondere Hohe Messe lesen, und in allen Kirchen des Landes dankte man Gott für den Sieg von Pavia und für den Kaiser, der ihn für England errungen hatte – Carlos von Spanien, den geliebten Neffen von Königin Katherine.
    Es war nun keine Frage mehr, wer zur Rechten des Königs sitzen würde: die Königin, die in Scharlachrot und Gold mit hoch erhobenem Haupt und einem kleinen Lächeln auf den Lippen durch den großen Saal schritt. Sie trumpfte mit ihrer wiedergewonnenen Position nicht auf. Sie nahm sie hin, genauso wie sie ihre Ungnade ertragen hatte: als natürlichen Verlauf einer königlichen Ehe.
    Der König verliebte sich aus Dankbarkeit für Pavia aufs neue in sie. Er sah in ihr die Ursache für seine Macht über Frankreich, betrachtete sie als die Quelle seiner Siegesfreude. Henry war wie ein verwöhntes Kind: Wenn man ihm ein wunderbares Geschenk machte, so liebte er den Schenkenden. Allerdings nur so lange, bis das Geschenk ihn langweilte oder er bemerkte, daß es doch nicht genau seinen Wünschen entsprach. Gegen Ende März mehrten sich die Anzeichen, daß Carlos von Spanien sich vielleicht als Enttäuschung herausstellen könnte.
    Henry hatte den Plan gehegt, daß man Frankreich zwischen Spanien und England aufteilen und dem Herzog von Bourbon nur einen kleinen Teil der Beute vorwerfen würde, daß er selbst König von Frankreich werden würde, um den alten Titel, den ihm der Papst vor so vielen Jahren verliehen hatte, mit Leben zu erfüllen. Doch Carlos von Spanien hatte es nicht eilig. Anstatt Henrys Reise nach Paris vorzubereiten, damit er sich dort zum König von Frankreich krönen ließ, reiste Carlos nach Rom, um sich dort selbst zum Kaiser des Heiligen Römischen |187| Reichs salben zu lassen. Schlimmer noch: Carlos zeigte nicht das geringste Interesse für den englischen Plan, ganz Frankreich zu erobern. Er hielt zwar König François gefangen, aber nun hatte er vor, ihn gegen ein Lösegeld nach Frankreich zurückkehren zu lassen und wieder auf dem Thron einzusetzen, den er erst vor so kurzer Zeit zerstört hatte.
    »Warum, in Gottes Namen? Warum will er so etwas tun?« brüllte Henry Kardinal Wolsey in einem seiner ungeheuren Tobsuchtsanfälle an. Selbst die Favoriten im innersten Zirkel zuckten zusammen. Die Damen des Hofes duckten sich. Nur die Königin, die neben dem König am wichtigsten Tisch des großen Saales saß, blieb völlig ungerührt.
    »Warum will uns dieser verrückt gewordene spanische Hund so betrügen? Warum will er François freilassen? Ist er wahnsinnig geworden?« Er wandte sich der Königin zu. »Ist Euer Neffe geisteskrank? Spielt er ein Doppelspiel? Hintergeht er mich, wie Euer Vater den meinen hintergangen hätte? Liegt diesen spanischen Königen der Verrat im Blut? Antwortet mir, Madam? Er schreibt Euch doch, nicht wahr? Was hat er Euch zuletzt mitgeteilt? Daß er unseren Erzfeind freilassen will?«
    Sie schaute den Kardinal an, um zu sehen, ob er einschreiten würde. Doch Wolsey war nach dieser Entwicklung der Ereignisse kein Freund der Königin mehr. Er schwieg und erwiderte ihren flehentlichen Blick mit diplomatischer Gleichgültigkeit.
    So mußte die Königin ihrem Mann ohne Helfer entgegentreten. »Mein Neffe schreibt mir nichts von seinen Plänen. Ich wußte nicht, daß er vorhatte, König François freizulassen.«
    »Das will ich auch nicht hoffen!« brüllte Henry und näherte sein Gesicht dem ihren. »Denn Ihr hättet Euch des Hochverrats schuldig gemacht, wenn Ihr gewußt hättet, daß der schlimmste Feind, den dieses Land je hatte, von Eurem Neffen freigelassen wird.«
    »Aber ich wußte es nicht«, beharrte die Königin ruhig.
    »Wolsey sagt mir, daß er dazu noch Prinzessin Mary den Laufpaß geben will? Eurer eigenen Tochter! Was habt Ihr dazu zu sagen?«
    |188| »Ich wußte es nicht!« erwiderte sie.
    »Entschuldigung«, fuhr Wolsey leise dazwischen. »Aber ich denke, Ihre Majestät hat das gestrige Treffen mit dem spanischen Botschafter vergessen. Er hat

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