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Die Schwester der Königin - Gregory, P: Schwester der Königin

Die Schwester der Königin - Gregory, P: Schwester der Königin

Titel: Die Schwester der Königin - Gregory, P: Schwester der Königin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippa Gregory
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in ihr Zimmer und setzt dich zu ihr.«
    Ich nickte zu diesem vernünftigen Ratschlag und lehnte mich wieder bequem in meinem Stuhl zurück.
    »Bei Hofe alles wohl?« erkundigte sich die alte Dame. »Wie geht es meinem Sohn? Und eurer Mutter?«
    »Gut«, erwiderte George knapp. »Vater ist schon einen Monat in Venedig und arbeitet am neuen Bündnis mit. In Wolseys Auftrag. Mutter geht es gut im Gefolge der Königin.«
    »Und die Königin?«
    »Sie reist dieses Jahr nicht mit dem König über Land. Sie spielt bei Hof eine sehr viel weniger wichtige Rolle.«
    Die alte Dame nickte. »Und der König? Ist Mary immer noch seine Favoritin?«
    »Mary oder Anne«, antwortete George lächelnd. »Er scheint überhaupt an den Boleyn-Mädchen Gefallen zu finden. Mary ist ihm immer noch die liebste.«
    |240| Großmutter wandte mir ihren wachen Blick zu. »Bist ein braves Mädchen«, lobte sie. »Wie lange bleibst du?«
    »Eine Woche«, antwortete ich. »Mehr ist mir nicht erlaubt.«
    »Und du?« fragte sie.
    »Ich glaube, ein paar Tage halte ich es hier gut aus«, meinte er träge. »Ich hatte ganz vergessen, wie schön es im Sommer hier ist. Vielleicht begleite ich Mary zum Hof zurück.«
    »Ich verbringe die Tage ganz mit den Kindern«, warnte ich ihn.
    »Das geht schon in Ordnung«, lächelte er. »Ich brauche keine Gesellschaft. Ich werde schreiben. Ich denke, ich mausere mich noch zum Dichter.«
     
    Ich befolgte Georges Rat und näherte mich Catherine erst, nachdem ich über die schmale Wendeltreppe in mein kleines Zimmer gegangen war, mir das Gesicht gewaschen und durch die bleiverglasten Fenster über den in der Dämmerung liegenden Park geschaut hatte. Dann ging ich ins Kinderzimmer, um meine Tochter zu besuchen.
    Sie saß auf einem Schemel vor dem Kamin, hielt eine Schüssel mit in Milch gebrocktem Brot auf dem Schoß, den Löffel auf halbem Weg zum Mund, während sie dem Gespräch lauschte, das die Amme mit einer Magd führte. Als sie mich sahen, sprangen sie alle auf, und Catherine hätte die Schüssel fallen lassen, hätte die Amme sie ihr nicht rasch weggerissen. Die Magd verschwand mit wehenden Röcken, und die Amme setzte sich neben Catherine und machte viel Aufhebens davon, wie sie meine Tochter beim Essen beaufsichtigte und sorgfältig darauf achtete, daß sie nicht zu nah ans Feuer kam.
    Ich nahm Platz und sagte nichts, bis sich die Aufregung ein wenig gelegt hatte und ich Catherine zusehen konnte, wie sie ihr Abendessen zu Ende löffelte. Die Amme nahm ihr die Schale aus der Hand. Ich bedeutete ihr mit einem Kopfnicken, uns allein zu lassen. Sie ging ohne ein weiteres Wort.
    Ich suchte in der Tasche meines Kleides. »Ich habe dir etwas mitgebracht«, sagte ich. Es war eine an einer Schnur befestigte Eichel, in die ein Gesicht geschnitzt war. Die kleine Kappe der |241| Eichel saß wie ein Hut auf diesem Kopf. Catherine lächelte und streckte sogleich ihre kleine mollige Kinderhand danach aus. Ich legte ihr die Eichel auf die Handfläche und spürte, wie weich die Haut war.
    »Möchtest du ihm einen Namen geben?« fragte ich.
    Sie runzelte die Stirn. Ihr goldblondes Haar war nach hinten gekämmt und halb von der Nachthaube verdeckt. Sanft berührte ich das Band des Häubchens und dann die Locken, die hervorlugten. Sie zuckte vor meiner Berührung nicht zurück, schaute gebannt auf die kleine Eichel.
    »Wie soll ich ihn nur nennen?« Ihre blauen Augen blitzten zu mir auf.
    »Er ist von einer Eiche gefallen. Es ist eine Eichel«, sagte ich. »Die Eiche, das ist der Baum, von dem der König möchte, daß wir ihn alle pflanzen. Denn er wird groß und stark und liefert ihm Holz für seine Schiffe.«
    »Dann nenne ich ihn Eichi«, sagte sie bestimmt. Ganz offensichtlich interessierten sie weder der König noch seine Schiffe. Sie zog an der Schnur, und die kleine Eichel hüpfte auf und ab. »Tanzen«, sagte sie zufrieden.
    »Möchtest du mit Eichi auf meinem Schoß sitzen? Dann erzähle ich dir, wie Eichi einmal zu einem großen Fest gegangen ist und mit all den anderen Eicheln getanzt hat.«
    Sie zögerte einen Augenblick lang.
    »Es waren auch die Haselnüsse da«, lockte ich sie. »Und die Kastanien. Es war ein großer Ball im Wald. Und ich glaube, daß auch alle Beeren hingegangen sind.«
    Das reichte. Jetzt stand sie von ihrem Schemel auf und kam auf mich zu. Ich hob sie mir auf den Schoß. Sie war schwerer, als ich in Erinnerung hatte: ein Kind aus Fleisch und Blut, nicht das Traumkind, an das ich Nacht für Nacht

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