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Die Schwester der Nonne

Titel: Die Schwester der Nonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Hastings
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geheiratet hat.«
    »Ob er sich auch wohlwollend an uns erinnert, wenn der wütende Mob uns alle ins Wasser geworfen hat? Dann opfern wir doch lieber den fetten und selbstgefälligen Propst.«
    »Seid Ihr närrisch«, ereiferte sich der Bürgermeister. »Was kümmert mich der Pöbel? Vom Propst bekommen wir die nötige Unterstützung für unser Amt. Schließlich wollen wir uns noch eine Weile unsere Ratspfründe sichern. Oder habt Ihr Lust, wie Preller flüchten und Hab und Gut zurücklassen zu müssen, nur weil Ihr Ärger mit der Kirche habt? Außerdem haben wir von den Klöstern auch unsere Vorteile.«
    Er duckte sich hinter den massigen Leib des Propstes.
    Der Ratsherr schüttelte zweifelnd den Kopf, nicht ohne einen besorgten Blick zu den immer näher rückenden Menschen beidseits der Brücke zu werfen.
    »Sind wir denn nicht für das Wohl aller Bürger der Stadt zuständig?«
    »In erster Linie bin ich für mein eigenes Wohl zuständig. Das werde ich mir doch nicht verscherzen. Bürgermeister bin ich ohnehin nur für ein Jahr. «
    »Das ist aber nicht bürgerfreundlich. Wenn wir eine freie und weltoffene Stadt sein wollen, dürften wir uns unser Verhalten nicht von einem Klostervorsteher diktieren lassen.«
    »Solche Reden bringen uns in den Vorhof zur Hölle«, keuchte der Bürgermeister.
    »Wir werden gleich alle in der Hölle landen!«
    Wieder flogen Steine. Einer traf Benedictus an seinem tonnenförmigen Bauch. Die Nonnen kreischten, die Leute schrien und drohten, der Bürgermeister rief um Hilfe, die Mönche beteten lautstark und stimmten heilige Gesänge an, und Benedictus feuerte die Gardisten an, endlich auf den Pöbel einzustechen. Es war ein heilloses Durcheinander.
    Diese Lage fanden Maria und Hans vor, als sie nach einem straffen Fußmarsch durch die Wiesen des Pfingstangers an der Brücke eintrafen. Hans grinste.
    »Sagte ich es nicht? Die Meute will Blut sehen!«
    »Das müssen wir verhindern«, rief Maria erschrocken. »Schau, sie drängen zur Brücke. Da stehen die Nonnen und die Augustiner-Chorherren, unter ihnen Benedictus.«
    »Du hast wohl Mitleid mit ihm?«
    »Er ist ein Mann der Kirche, ein sehr einflussreicher Mann. Er hat Katharina und mich getauft. Wir dürfen Unrecht nicht mit Unrecht vergelten.«
    »Du hast ein viel zu weiches Herz. Gebe Gott, dass du dich nicht irrst.«
    Sie gingen auf die wütende Menge zu, ohne bemerkt zu werden. Gerade hatten es die Ersten geschafft, auf die Brücke zu gelangen, wo die Wachen verzweifelt versuchten, die Angreifer aufzuhalten. Schmerzensschreie der von den Hellebarden Verletzten mischten sich in wütende Rufe der empörten Menschen.
    »Mörder!«
    »Nieder mit dem Propst und seinen fetten Hammelbäuchen!«
    »Rache für Maria!«
    »Halt! Haltet ein!« Marias Stimme kämpfte gegen den Lärm an. Verwundert drehten sich die Leute um und starrten sie an.
    »Wer ist das? Was will die Frau?«
    In diesem Augenblick trat die Sonne durch die grauen Wolken, die bis dahin den Himmel bedeckt hatten. Wie Gold umflutete es die in eine einfache Bauerntracht gekleidete Frau. Die ihr am nächsten standen und ins Gesicht blickten, erstarrten und bekreuzigten sich. »Aber … das ist doch … ein Wunder!«
    »Maria! Das ist Maria!«
    »Ein Wunder ist geschehen! Maria ist auferstanden!«
    Wie eine Welle pflanzte sich die Kunde durch die Menge fort, und diese wich zurück. Eine breite Schneise tat sich auf, der Weg zur Brücke war frei. Gemessen schritt Maria hindurch. Kurz vor der Brücke nahm sie ihre Haube ab, und ihre nachgewachsenen, blonden Locken, die schon fast wieder bis auf die Schulter fielen, kamen zum Vorschein. Die Herbstsonne ließen sie leuchten wie Honig.
    »Es ist tatsächlich Maria!«
    Benedictus, seine Mönche und Nonnen standen zu Holzsäulen erstarrt.
    »Zauberei«, murmelte Benedictus leichenblass. »Das geht nicht mit rechten Dingen zu.«
    Hans blieb dicht hinter Maria, um notfalls einzugreifen und sie zu beschützen, aber das war nicht notwendig. Die Stimmung hatte sich schlagartig zugunsten von Maria verändert, und die Leute schauten sie mit Staunen und Freude an.
    »Ja, ich bin es, Maria«, sagte sie und schaute Benedictus fest in die Augen. »Erkennt Ihr mich wieder? Und auch Ihr, Mutter Äbtissin? Dabei wart Ihr doch so sicher, dass ich es war, die Ihr in den Fluss geworfen habt. Dass ich es war, die Ihr verhört und gepeinigt habt, bis sie vor Schmerz schrie, was Ihr hören wolltet. Ich bin es, Maria, die glaubte, im Kloster einen Ort der

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