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Die Schwester der Nonne

Titel: Die Schwester der Nonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Hastings
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dunkelblaues Kleid, das ihren Körper nur ungenügend verhüllte, und auf dem Kopf eine weiße Haube mit engem Kinnband.
    »Die ganze Stadt habe ich nach euch absuchen lassen. Wie könnt ihr mir so einen Schreck einjagen und nicht sagen, wohin ihr geht? Wolltet ihr nicht nur bis zum Fluss, um von den Fischern frische Fische zu kaufen?«
    Katharina holte erschrocken Luft und schlug sich die Hand vor den Mund.
    »Die Fische! Die haben wir glatt vergessen.«
    Die Amme stemmte nun die Fäuste in die Hüften, nun sie sah aus wie ein runder Topf mit zwei Henkeln.
    »Wenn wir uns auf euch verlassen hätten, dann gäbe es heute kein Nachtmahl, und wir hätten unserem Gast nichts anzubieten.«
    »Ach, die Vorratskammer in diesem Haus war noch nie leer«, erwiderte Katharina keck. »Da gibt es eben heute keinen Fisch.«
    »Das könnte dir wohl so gefallen«, schimpfte die Amme. »Walburga ist natürlich hinunter zum Fluss gelaufen und hat einem der Fischer wunderbare Plötzen, Karauschen und ein paar Krebse abgekauft.«
    Maria ging in die Küche und stellte den Krug mit Sahne auf den Holztisch, auf dem eine Küchenmagd die Fische ausnahm. Von der Decke hing das runde Eisengestell mit den Krebsen, von denen wie Tränen das Wasser tropfte.
    »Mit den besten Grüßen vom Kuhtürmer. Wir wünschen uns eine Süßspeise daraus.«
    »So, so, die Damen wünschen eine Süßspeise, und wir wissen sowieso schon kaum, wo uns der Kopf steht vor lauter Arbeit. Treiben sich am Kuhturm herum, anstatt in der Nähe zu bleiben, wie des Hauses es sich für anstündige, gesittete Mädchen gehört.«
    »Warum sind wir nicht gesittet?«, wollte Katharina wissen und tunkte ihren Finger in das Schmalzfass. Sie schleckte ihn ebenso ab wie zuvor den Finger mit Sahne von Thomas’ Lippen.
    »Es schickt sich nicht, dass zwei junge Dinger wie ihr mutterseelenallein draußen vor der Stadt herumwandern, ohne männlichen Schutz und mit wehenden Haaren.«
    »Wir hatten männlichen Schutz«, widersprach Katharina. »Thomas ist uns entgegengekommen und hat uns auch wieder hergebracht.«
    »Pah, Thomas ist nur ein Kuhjunge. Ihr aber seid die Töchter des angesehenen Kaufmanns Hieronymus Preller. Das ist etwas ganz anderes.«
    Maria lugte in einen anderen Topf, in dem Gemüse garte.
    »Wollt Ihr kosten, Fräulein Maria?«, fragte die Köchin und reichte ihr einen Holzlöffel.
    Maria fischte eine gedünstete Schalotte heraus.
    »Ich warte lieber auf die Süßspeise.«
    Katharina zog ihr kleines Näschen kraus.
    »Ihr solltet euch waschen und umkleiden. Philomena ist schon völlig außer sich. Euer Vater hat einen Gast zum Abendessen eingeladen, und sie muss alles auf den Tisch bringen, was dieses Haus zu bieten hat. Wir müssen noch eine Tafel anbauen.«
    »Wer kommt noch zum Essen?«, wunderte sich Maria.
    »Tante Brigitte natürlich und der Magister mit drei seiner Studiosi, außerdem zwei Ratsherren. Ach ja, und den Vater eurer seligen Mutter hat er auch eingeladen, aber der hat dankend abgelehnt. Wegen Philomena.«
    Katharina kicherte wieder.
    »Er kann Philomena nicht leiden. Aber er kann doch nicht verlangen, dass Vater Zeit seines Lebens Witwer bleibt.«
    »Darüber steht euch zwei jungen Hühnern überhaupt kein Urteil zu«, belehrte die Amme sie. »Und nun tummelt euch, damit ihr zum Essen fertig seid. Ich schicke eine Magd, die euch beim Umkleiden hilft.«
    Die beiden Mädchen liefen lachend die Holztreppe hinauf, die ins erste Obergeschoss führte, wo ihre Kammer lag. Währenddessen ging die Amme zu Philomena, um sie zu beruhigen.
    »Die Kinder haben sich wieder eingefunden«, meinte sie gleichmütig, als wäre nichts vorgefallen. »Sie haben nur Sahne geholt.«
    Philomena fuhr herum und blitzte die Amme strafend an.
    »Du hättest besser auf sie aufpassen müssen. Der Herr war sehr ungehalten, und ich habe natürlich seinen Zorn abbekommen. Ich kann mich nicht um alles kümmern, vor allem nicht, wenn Gäste kommen. Schließlich weiß ich, was ich dem Hausherrn schuldig bin. Es soll doch alles ohne Tadel sein.«
    Ihre Augen wanderten nervös über die Tafel und prüften zum hundertsten Male die Platten, Tabletts, Pokale, Becher, Gläser, die Silberleuchter, den Tafelaufsatz, das Salzfässchen und die fleckenlosen Leinentücher.
    Die Amme zuckte nur mit den Schultern. Sie wusste, dass kein Wort der Wahrheit entsprach. Hieronymus ließ seinen Töchtern so ziemlich alles durchgehen und kümmerte sich kaum um ihre Erziehung. Er hatte lediglich durchgesetzt,

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