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Die Schwester der Nonne

Titel: Die Schwester der Nonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Hastings
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entgegen.
    Das alles war der Amme ein Dorn im Auge. Angestachelt von Tante Brigitte, die ihr Entsetzen über Hieronymus’ neue Herzensdame nicht verhehlen konnte, kämpfte sie einen aussichtslosen Kampf. Die arme Amme war nur halb so groß und viermal so breit wie Philomena, konnte ihr weder geistig noch körperlich das Wasser reichen und musste sich bei jeder Auseinandersetzung geschlagen geben. Das hielt sie jedoch keineswegs davon ab, es beim nächsten Mal wieder zu versuchen, Philomena in die Schranken zu weisen.
    An diesem Abend schien Philomena gereizt und nervös zu sein. Das lag nicht daran, dass die Mädchen den halben Tag verschwunden waren. Sie waren ja wieder da, und für den Rest war ohnehin die Amme verantwortlich. Nein, Hieronymus hatte ihr aufgetragen, besonders sorgfältig bei der Vorbereitung des Essens zu sein, denn er hätte eine Überraschung.
    Hieronymus führte seinen Gast im Haus herum, zeigte ihm die Warenlager und Speicherböden, das Kontor, den Garten und seine Sammlungen und führte ihn zu guter Letzt in den großen Raum, in dem die Tafel aufgebaut war.
    Philomena verwandelte sich von einem Augenblick zum anderen. Sie kreuzte die Hände über ihrem tiefen Ausschnitt, so dass nur noch das rubinbesetzte Kreuz ihrer Kette hervorschimmerte und senkte demutsvoll den Blick, nicht ohne den Gast zuvor viel versprechend anzufunkeln.
    »Das ist meine geliebte Philomena, die Sonne meiner dunklen Nächte«, stellte er sie vor.
    Der Mann, der sich etwa in Hieronymus’ Alter befand und ähnlich kostbare Kleider trug wie der Kaufmann, deutete eine Verbeugung an, während gleichzeitig ein erfreuter Glanz in seine Augen trat.
    »Das, liebe Philomena, ist mein guter Freund Sikora, Kaufmann aus der schönen Stadt Krakau. Wir kennen uns fast ein ganzes Leben lang und haben viele gute Geschäfte miteinander getätigt. Wir trafen uns bisher immer auf Reisen, zum ersten Mal darf ich ihn in meinem Haus begrüßen. Es ist mir eine beson-dere Freude.«
    »Es ist auch mir eine Freude, Euch begrüßen zu dürfen«, hauchte sie, ohne den Blick zu heben.
    »Die Freude ist ganz meinerseits.« Kaufmann Sikora wusste, was sich gehörte im Haus eines Freundes. An einem anderen Ort hätte er sich nicht so gesittet benommen. Dieser Preller war wirklich ein Glückspilz.
    Gleichzeitig mit den beiden geladenen Ratsherren, die sich in ihrem prächtigsten Staat präsentierten, traf auch Magister Siebenpfeiffer mit seinen Studiosi ein. Hieronymus machte sie alle miteinander bekannt und bat sie dann zur Tafel.
    »Und wo sind meine beiden reizenden Töchter?«, wollte er wissen.
    »Sie kommen schon, sie kommen schon«, rief die Amme eifrig und schubste die sich zierenden jungen Damen in den Raum. Sittsam neigten die Mädchen die Köpfe und stießen sich gegenseitig kichernd an. Hieronymus eilte mit einem erfreuten Laut auf sie zu und legte um jede einen Arm.
    »Und hier seht Ihr meinen ganzen Stolz: Maria und Katharina.«
    Sikora staunte.
    »Wie könnt Ihr sie denn auseinander halten, Preller?«
    Hieronymus lachte dröhnend.
    »Nichts leichter als das. Diese ist Maria und jene Katharina.«
    »Aber woran erkennt Ihr das? Sie sehen beide gleich aus.«
    »Das, mein lieber Sikora, ist mein Geheimnis. Es gibt schon kleine Unterschiede. Man muss nur genau hinschauen.«
    »Mir fallen bald die Augen heraus, aber ich sehe sie nicht«, gab der Gast zu.
    »Kommt, meine Täubchen, und nehmt Platz an der Tafel, die ich zu Ehren unseres Gastes ausrichte.«
    Alle nahmen nun ihre Plätze ein, Hieronymus am Kopf der Tafel, sein Gast zu seiner Linken. Ihm gegenüber saß Philomena und links neben ihr die beiden Ratsherren. Dann folgten Maria und Katharina, und ihnen gegenüber hatten Siebenpfeiffer und die drei Studiosi Platz gefunden. Die jungen Männer wagten vor lauter Ehrfurcht kaum zu atmen, obwohl man sonst von den Studenten ein ganz anderes Auftreten gewöhnt war. Aber im Hause des bekannten und reichen Kaufmanns Preller verstummten selbst sie.
    Katharina konnte ein Kichern kaum unterdrücken und warf einem der drei immer wieder kokette Blicke zu, bis er errötete wie ein junges Mädchen. Siebenpfeiffer blieb verschlossen wie immer und schwieg auch während des gesamten Essens. Sonst wäre die Tafel eher locker und unterhaltsam gewesen, wenn nicht auch Tante Brigitte einen Platz zugewiesen bekommen hätte.
    Mit hochmütigem Gesicht strafte sie Philomena durch totale Nichtachtung. Ihr vertrocknetes Gesicht warf tausend Falten, die

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