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Die Schwestern des Lichts - 3

Die Schwestern des Lichts - 3

Titel: Die Schwestern des Lichts - 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Goodkind
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scheint nicht die Art Mensch zu sein, die dir helfen würde.«
    »Ich hätte mich an sonst niemanden wenden können. Sie zwang mich, sie einen Tag lang allein zu lassen, damit sie darüber nachdenken konnte. Es wurde der längste Tag in meinem Leben. Als ich am Abend zu ihr kam, mußte ich vor ihr knien und den Eid sprechen. Sie meinte, ich täte gut daran, ihn ernster zu nehmen als je zuvor, und sie hatte mich ihn oft sprechen lassen. Ich kniete, sprach den Eid und meinte jedes Wort so, wie ich es sagte.
    Als ich fertig war, hielt ich den Atem an und wartete. Ich war immer noch auf den Knien. Sie rümpfte die Nase über mich, hatte immer noch ihren typisch säuerlichen Ausdruck im Gesicht. Und dann sagte sie: ›Du hast zwar eine wilde Seele, Kind, aber du hast gearbeitet, um sie zu zügeln. Die Menschen haben deinen Eid verlangt, und du hast ihn geleistet. Ich möchte nicht erleben, daß du ihn brichst. Darüber hinaus bist du niemandem etwas schuldig. Ich werde mich um den Kreis kümmern und um Mathrin Galliene. Und du wirst Pell heiraten.‹ Ich habe in den Saum ihres Kleides geweint.«
    Adie verstummte und starrte, verloren in Erinnerungen, ins Feuer. Zedd legte die Stirn in Falten. »Und, hast du deinen Geliebten geheiratet?«
    »Ja«, sagte sie mit ihrer schnarrenden Stimme. Zedd sah zu, wie sie die Kelle von ihrem Haken nahm und im Eintopf rührte. Endlich hängte sie sie zurück an ihren Platz. »Drei Monate lang glaubte ich, das Leben sei die allerhöchste Wonne.«
    Die Stimme versagte ihr, während sie ins Nichts starrte. Zedd legte ihr den Arm um die Schulter und führte sie behutsam zurück zum Tisch. »Setz dich, Adie. Ich werde dir eine Tasse Tee holen.«
    Sie saß immer noch mit auf dem Tisch gefalteten Händen da und starrte ins Nichts, als er mit den dampfenden Tassen zurückkam. Eine stellte er zwischen ihre schmalen Hände, als er sich ihr gegenüber niederließ. Er drängte sie nicht weiterzusprechen, bevor sie soweit war.
    Schließlich tat sie es. »Eines Tages machten Pell und ich einen langen Spaziergang übers Land. Ich war schwanger.« Sie nahm die Tasse mit beiden Händen auf und nippte daran. »Wir hatten den Tag damit verbracht, übers Land zu wandern, uns Namen für unser Kind auszudenken, Händchen zu halten … nun, du kennst die kleinen Torheiten, die man in diesem Alter aus Liebe begeht. Auf dem Rückweg mußten wir an der Mühle von Choora vorbei, etwas außerhalb der Stadt. Ich fand es seltsam, daß niemand dort war. Sonst ist immer jemand bei der Mühle.« Adie schloß einen Moment lang die Augen und nippte noch einmal an ihrem Tee. »Wie sich herausstellte, waren doch Leute dort. Der Lebensborn aus dem Schoß der Kirche. Sie warteten bereits auf uns.«
    Zedd hatte von ihnen gehört. In den größeren Städten von Nicobarese war der Lebensborn aus dem Schoß der Kirche ein organisierter Männerbund, der Jagd auf Verderbte machte – das Übel ausrottete, wie sie es nannten. In anderen Ländern gab es ähnliche Zusammenschlüsse unter anderen Namen, aber sie unterschieden sich durch nichts. Keiner von ihnen war besonders wählerisch, wenn es um Beweise ging. Eine Leiche genügte ihnen als Beweis, daß sie ihre Arbeit gut verrichtet hatten. Wenn sie behaupteten, die Leiche sei die eines Verderbten, dann war es eben so. In den kleineren Orten bestand der Lebensborn gewöhnlich aus selbsternannten brutalen Schlägern und Verbrechern. Der Lebensborn aus dem Schoß der Kirche war überall gefürchtet. Aus gutem Grund.
    »Sie überwältigten uns…« Ihre Stimme brach, aber nur dieses eine Mal. »… und brachten uns in getrennte Räume im Keller der Mühle. Es war dunkel und roch nach feuchten Steinwänden und Getreidestaub. Was man Pell antat, wußte ich nicht. Ich war fast zu verängstigt, um zu atmen.
    Mathrin Galliene behauptete, Pell und ich seien Verderbte. Ich könne nicht wie geplant heiraten, weil ich den Wunsch hätte, die Aufmerksamkeit des Hüters auf Choora zu lenken. In jenem Sommer ging eine Krankheit, ein Fieber, durch das Land und trug den Tod in so manches Haus. Mathrin Galliene behauptete, Pell und ich hätten die Krankheit eingeschleppt. Ich bestritt das und sprach als Beweis den Eid.« Adie drehte ihre Tasse zwischen den Fingern und starrte hinein.
    Zedd berührte ihre Hand. »Trink, Adie. Das wird dir helfen.« Er hatte eine Prise Wolkenblatt in ihren Tee gegeben, damit es ihr ein wenig leichter fiel, sich zu entspannen.
    Sie nahm einen kräftigen Schluck.

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