Die Schwestern des Lichts - 3
Spitze seines Speeres vors Gesicht.
»Der magische Mann ist gekommen, um dich den Seelen zu opfern.« Er grinste aufmunternd an ihr vorbei, zu Richard. »Aber vorher möchte er dir die Seelengabe seines Samens zum Geschenk machen.« Sie rührte sich nicht. Sein Grinsen wurde zum Feixen, als er mit dem Schaft seines Speeres auf die Erde schlug. »Beleidige die Seelen nicht! Du wirst ihre Gabe annehmen!« Er senkte die Stimme zu einem Knurren. »Und zwar jetzt!«
Ohne ihn auch nur für einen Augenblick aus den Augen zu lassen, löste sie sich und legte sich folgsam mit dem Rücken auf die Erde. Sie machte die Beine breit und sah Richard trotzig an. Offenbar wußte sie darum, was folgen würde, wenn sie diesen Männern nicht zu Willen war.
Der Kerl sprang vor und stach ihr mit dem Speer in den Schenkel. Sie stieß einen Schrei aus und wich zurück.
»So dumm bist du nicht! Du wirst uns nicht beleidigen! Wir sind nicht blöde!« Er täuschte einen weiteren Stoß mit dem Speer an. »Und mach es richtig!«
Richards Finger krallten sich um das Heft seines Schwertes, ansonsten rührte er sich jedoch nicht. Die Frau machte keinerlei Anstalten, sich um die blutende Schnittwunde an ihrem Bein zu kümmern, sondern wälzte sich gehorsam auf Ellenbogen und Knie und reckte ihr Hinterteil in die Luft.
Die Männer sahen Richard kichernd an.
»Einer wie der willst du dabei bestimmt nicht ins Gesicht sehen«, meinte der Kerl mit dem fehlenden Zahn. »Sie beißt nämlich.« Die anderen nickten. Sie wußten offenbar Bescheid. »Besteig sie so herum und halte sie an den Haaren fest. Auf diese Weise wird sie dich nicht beißen können, und du kannst dir alles nehmen, was du willst.«
Die Männer warteten. Weder Richard noch die Frau rührten sich.
»Habt ihr Trottel keine Augen im Kopf?« meinte die Frau. »Er will mich nicht wie ein Hund vor euch besteigen!« Das Gesicht an die Erde gepreßt, warf sie Richard ein spöttisches Grinsen zu. »Er ist nämlich schüchtern. Er will nicht, daß ihr seht, wie klein sein Zauberstab ist.«
Alle Augen waren auf ihn gerichtet. Richards Knöchel umspannten weiß das Heft. Nur mit Anstrengung gelang es ihm, den Zorn, der aus dem Schwert brennend durch seinen Körper zog, unter einer ungerührten Miene zu verbergen. Er hatte Mühe, einen klaren Kopf zu behalten.
Es würde nichts bringen, der Magie hier drinnen freien Lauf zu lassen.
Einer der Männer versetzte einem seiner Kumpane einen spielerischen Ellbogenstoß und lachte. »Vielleicht hat sie recht. Er ist noch jung. Vielleicht ist er es nicht gewöhnt, daß andere ihn bei seinem Vergnügen zusehen.«
Seine Geduld war bis zum Reißen gespannt. Richard konzentrierte sich darauf, seine freie Hand ruhig zu halten und sie mit elegantem Schwung zu bewegen. Er nahm den Tontopf mit dem juka und zeigte ihn den Männern. Er hatte alle Mühe, seine Stimme zu beherrschen. »Die Seelen möchten zu mir von wichtigen Dingen sprechen.«
Das Grinsen auf sämtlichen Gesichtern erlosch. Sie wußten, er war ein magischer Mann, doch war er nicht so jung, wie sie es gewohnt waren. Sie hatten keine Vorstellung von seiner Kraft, was sie offensichtlich ebenso besorgt stimmte wie seine undurchschaubare, viel zu ruhige Art.
»Wir müssen es ihm überlassen, seine Pflicht zu tun«, meinte einer der Männer. »Wir sollten ihn mit den Seelen allein lassen. Dann kann er sich mit der Wilden vergnügen, wenn er will, bevor er den Seelen sein Opfer darbringt.« Er neigte Richard seinen glänzenden Schädel zu. »Wir werden dich in Frieden lassen. Wir werden dort auf dich warten, wo du uns zuerst begegnet bist.«
Die vier eilten mit ernster Miene davon. Als sie verschwunden waren und er sicher sein konnte, daß sie sich ein gutes Stück entfernt hatten, spie die Frau ihn an.
Sie bog den Rücken durch wie eine läufige Katze und reckte ihren Hintern noch höher in die Luft. »Jetzt kannst du mich besteigen wie der Hund, der du bist. Komm schon, magischer Mann, beweise, daß du eine Frau besteigen kannst, wenn man sie mit einer Kette für dich festhält. Du kannst mir auch nichts Schlimmeres antun als die anderen Hunde.« Sie spie ihn erneut an. »Ihr seid alle Hunde.«
Richard stieß mit dem Fuß gegen ihre Hüfte und warf sie um. »Ich bin nicht wie diese Männer.«
Sie wälzte sich auf den Rücken. Sie breitete Arme und Beine aus und warf ihm einen verächtlich funkelnden Blick zu. »So. Du hältst dich also für besser als sie.«
Richard biß die Zähne
Weitere Kostenlose Bücher