Die Schwestern des Lichts - 3
da hatte er die innere Natur all derer gespürt, die ihm vorausgegangen waren. Er erinnerte sich, wie es gewesen war, die gleichen Dinge zu spüren wie sie, die gleichen Dinge zu wissen wie sie. Er hatte einen Einblick bekommen in alle, die früher schon von der Magie Gebrauch gemacht hatten.
Plötzlich war ihm klar, was die Prophezeiung bedeutete.
Er fragte sich, wie es möglich gewesen war, das Schwert zu benutzen, ohne dies zu sehen, ohne zu erkennen, was die Magie zum Inhalt hatte. Genau wie auf dem Zaubererfelsen.
Auch andere hatten schon von der Magie des Schwertes Gebrauch gemacht, und die Magie hatte sich ihre Kampfkunst, jede Bewegung, mit der sie das Schwert geführt hatten, gemerkt. Das Talent unzähliger Hunderter von Menschen, die diese Klinge geführt hatten, von Männern und Frauen gleichermaßen, war vorhanden und brauchte bloß angerufen zu werden. Das Können sowohl der guten wie der bösen Menschen war in diese Magie eingegangen.
In seiner Ruhe sah er, wie der erste Angreifer sich von links her näherte.
Sei wie eine Feder, nicht wie ein Fels. Laß dich auf den Schwingen des Sturmes davontragen.
Richard entlud die Magie, wirbelte herum und wich dem Angriff aus, ließ ihn an sich vorbei. Er schlug nicht zu, sondern ließ sich vom Druck des Angriffs treiben. Ließ sich von der Magie des Schwertes leiten. Der Angreifer ging taumelnd zu Boden, als der erwartete Widerstand ausblieb.
Sofort kam der nächste und ließ seinen Speer kreisen. Richard wirbelte erneut herum, und als der Angreifer an ihm vorüberraste, zersplitterte Richard den Schaft mit seinem Schwert. Jemand stieß eine Speerspitze in seine Richtung. Ohne zu stoppen glitt er an ihr vorbei, riß das Schwert nach oben und schnitt den Schaft in zwei Teile. Der nächste Angriff kam von hinten. Richard trat dem Mann vor die Brust und warf ihn nach hinten.
Richard überließ sich der Magie des Schwertes und dem Frieden in seinem Innern. Ohne nachzudenken tat er Dinge, die er nicht einmal verstand.
Er hielt seinen Zorn, unter Kontrolle, damit er niemanden tötete. Mit der flachen Seite der Klinge schlug er dort gegen einen Hinterkopf, ließ hier einen Angreifer über seinen Fuß stolpern. Je schneller sie kamen, desto schneller reagierte er. Die Magie speiste sich aus ihrer Energie. Fließend glitt er zwischen den Angreifern hindurch, zersplitterte Speere, wenn er konnte, versuchte die Baka Ban Mana zu entwaffnen, ohne sie zu töten.
»Du Chaillu! Mach dem ein Ende, bevor ich sie verletzen muß!«
Ihr etwas zuzuschreien war ein Fehler. Es lenkte ihn ab. Es gestattete einem Speer, seine fließende Verteidigung zu durchbrechen. Er stand vor der Wahl, als der Zorn augenblicklich in seinem Herzen explodierte. Er konnte den Angreifer töten oder nur das tun, was nötig war, um ihn aufzuhalten.
Sein Schwert, dessen Spitze durch die Luft pfiff, kam herangewirbelt und kappte die Hand, die den Speer gestoßen hatte. Blut und Knochensplitter füllten die Luft. Der Schrei war der einer Frau.
Einige der Baka Ban Mana waren Frauen, wie er jetzt sah. Es spielte keine Rolle. Sie würden ihn töten, wenn er sich nicht verteidigte. Besser, man verlor eine Hand als den Kopf. Das erste Blut ließ den Zorn, das Verlangen zu töten, in seinem Innern heiß und durstig noch stärker aufbrodeln.
Er kämpfte gegen die Angreifer, und er kämpfte gegen den Drang, zum Gegenangriff überzugehen. Er wollte nicht selbst angreifen. Er wollte nur, daß sie aufhörten. Doch wenn sie nicht aufhörten…
Sobald er ihre Speere zerbrach, nahmen sie andere zur Hand und warfen sich erneut auf ihn. Er glitt zwischen ihnen hindurch wie ein Phantom, bewahrte sich seine Energie, während sie sich verausgabten.
Der äußere Ring, der ihn weiter umkreist hatte, während der innere bereits angriff, hielt inne und begann mit wirbelnden Schwertern vorzurükken. Diejenigen, die mit Speeren bewaffnet – und noch immer auf den Beinen – waren, traten durch den äußeren Ring nach hinten.
Schwerter wirbelten durch die Luft. Anstatt auf den Angriff der Baka Ban Mana zu warten, ging Richard auf sie los. Sie wichen überrascht zurück, als das Schwert der Wahrheit zwei der blinkenden Klingen zerschmetterte.
»Du Chaillu! Bitte! Ich will keinen von euch töten!«
Die Schwertfechter waren schneller als die Speerträger. Zu schnell. Zu sprechen und dabei gleichzeitig zu versuchen, sie zu entwaffnen, ohne sie zu töten, lenkte ihn gefährlich ab. Richard spürte, wie ihn ein heißer
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