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Die Schwestern von Sherwood: Roman

Die Schwestern von Sherwood: Roman

Titel: Die Schwestern von Sherwood: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claire Winter
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schüttelte den Kopf. »Sie will keinen. Sie meinte, ihrem Magen ginge es schon besser, aber sie liegt im Bett. Sie ist sehr blass … und sie weint.«
    »Siehst du, sie scheint wirklich krank zu sein«, wandte sich John an seine Frau.
    Elisabeth antwortete nicht. Ihr Blick war an Cathleen hängen geblieben. Gewöhnlich verteidigte sie ihre Schwester entschieden und mit aller Vehemenz, doch heute lag etwas Zögerndes in ihrer Haltung. Sie wirkte verwirrt und nachdenklich, stellte Elisabeth fest, und ein ungutes Gefühl bemächtigte sich ihrer, als ihr klar wurde, dass es dafür nur einen Grund geben konnte. Sie glaubte ihrer Schwester selbst nicht!
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    A malia verbrachte drei Tage im Bett und täuschte vor, krank zu sein. Nicht nur, weil sie sich wirklich so fühlte, sondern auch, weil ihr die Flucht nach draußen ins Moor, in die Freiheit der Natur, wo sie sonst immer Frieden fand, versagt blieb. Zu groß war ihre Angst, dort Edward zu treffen. Er würde sie sehen wollen, um mit ihr zu reden. Doch sie fürchtete die Begegnung mit ihm. Sie fühlte sich nicht stark genug dafür.
    Während der drei Tage kam Cathleen immer wieder zu ihr. Sie war besorgt. Ihre Schwester kannte sie zu gut, als dass sie nicht spürte, dass es ihr für ein rein körperliches Unwohlsein seelisch zu schlecht ging. Sie stellte Fragen, und Amalia blieb keine andere Wahl, als zu lügen. Es war furchtbar. Einmal kam sie ins Zimmer, als sie weinte. Wortlos setzte Cathleen sich neben sie und griff ihre Hand.
    Was ist denn? Ist es, weil ich heiraten werde?
    Ihre Schwester glaubte, ihre Traurigkeit und Verzweiflung würden damit zusammenhängen? Ahnte sie tatsächlich nichts? Amalia fühlte sich wie eine Verräterin, als sie sich zwang, die Tränen hinunterzuschlucken, und den Kopf schüttelte. Nein, ich wünsche dir, dass du glücklich wirst , von ganzem Herzen. Das weißt du doch!, erwiderte sie, und es war die Wahrheit.
    Cathleen wirkte nachdenklich. Meinst du, dass ich mit Edward glücklich werden kann? Zweifel spiegelte sich auf ihrem Gesicht. Amalia sah sie an und kämpfte gegen die Übelkeit an. Sie verdankte ihrer Schwester alles. Stumm nickte sie und bewegte die Hände. Das wirst du. Ganz bestimmt. Sie bezwang die Tränen, die erneut in ihr hochzusteigen drohten. An diesem Tag beschloss sie, Edward einen Brief zu schreiben. Sie mussten beide so tun, als wären sie sich nie begegnet. Das war die einzige Möglichkeit.
    Sie brachte den Brief am Nachmittag zu dem Cottage, denn sie war sich sicher, dass Edward dort irgendwann hinkommen würde. Es war ein Brief geworden, in dem sie ihre Gefühle offenlegte, aber auch ihre Zerrissenheit gegenüber Cathleen, und in dem sie ihm auch dankte, denn sie hatte mit ihm die schönsten Stunden ihres Lebens verbracht.
    Während sie durch das nebelverhangene Moor lief, verspürte sie nichts als eine betäubende Leere. Die Verzweiflung wollte nicht weichen. Sie würde nicht aufhören, ihn zu lieben. Niemals. Wie sollte sie es nur aushalten, ihn und Cathleen zusammen zu sehen?
    Vor ihr tauchten die Umrisse des Cottages auf, in dem sie so viele glückliche Stunden verbracht hatte. Die Bank, auf der er immer auf sie gewartet hatte, war leer. Sie bückte sich und wollte nach dem alten rostigen Schlüssel greifen, der gewöhnlich versteckt in einem Mauerspalt lag, doch er war nicht da. Vielleicht war die Tür offen. Sie würde den Brief für ihn auf den Tisch legen. Mit zugeschnürter Kehle drückte sie die Klinke hinunter, als die Tür im selben Augenblick von innen aufgerissen wurde.
    Erschrocken fuhr sie zurück. Edward stand vor ihr. Ein düsterer Ausdruck beherrschte sein Gesicht. Besorgnis schlug ihr daraus entgegen – und Entschlossenheit. Amalia!
    Sie konnte es an seinen Lippen sehen, dass er zum ersten Mal ihren Namen aussprach, und obwohl sie seine Stimme nicht hören konnte, fühlte sie den sanften rauen Ton, mit dem er es sagte. Er zog sie an sich und küsste sie voller Leidenschaft. Sosehr sie es wollte, sie schaffte es nicht, gegen ihre Gefühle anzukämpfen, und gab sich seinem Kuss einen Moment lang hin. Bittersüß – ein letztes Mal. Tränen stiegen ihr in die Augen. Doch schließlich löste sie sich von ihm.
    Er ließ es zu, aber seine Arme hielten sie noch immer umfangen.
    Entschlossen schob sie ihn weg.
    Amalia!
    Nein! Sie trat hastig einen Schritt von ihm zurück, als fürchtete sie, seine erneute Umarmung könne sie ihrer letzten Willenskraft berauben. Sie griff in die Tasche ihres

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