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Die Schwestern von Sherwood: Roman

Die Schwestern von Sherwood: Roman

Titel: Die Schwestern von Sherwood: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claire Winter
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gekommen war.
    Mr Beans hatte mit Fassungslosigkeit und Wut reagiert, als er von ihrem Tod hörte. Seit Wochen hatte sie seine Gedanken beherrscht, und nun sollte sie ihm tatsächlich für immer entkommen sein? Doch dann begann er zu zweifeln. Selbst die Feuerwehrleute hatten ihr Erstaunen darüber geäußert, dass man keinerlei Knochenreste zwischen den Trümmern fand – lediglich ihren Schmuck. Das geschah nur bei extremer Hitze, erklärten sie.
    Mr Beans hatte mit Dr. Graham gesprochen, ob es nicht sein könnte, dass Amalia während des Brandes geflohen war. Doch der Heimleiter hatte ihm nur einen kühlen Blick geschenkt.
    »Ich glaube, Sie versteifen sich da auf etwas, werter Mr Beans. Wie sollte sie mitten in der Nacht durch die verschlossenen Tore geflohen sein? Und warum sollte man dann ihren Schmuck gefunden haben? Außerdem waren ihre Kleidung und die anderen Sachen noch in ihrem Zimmer. Nein, sie ist tot! Gordon Franklin hat mir selbst berichtet, wie er beobachtet hat, dass sie in ihrer Panik in die falsche Richtung lief.«
    Dr. Graham konnte nicht ahnen, dass allein die Erwähnung von Gordons Namen Mr Beans’ Misstrauen schürte. Der Taube hatte ihr geholfen, da war er sich sicher.
    Der Lehrer ließ sich die Liste von Amalias Sachen geben, die man in dem verrußten Zimmer sichergestellt und inzwischen an die Eltern geschickt hatte. Es war alles notiert. Sogar die Anzahl ihrer Mieder, die Mr Beans selbst in den Händen gehalten hatte, stimmte. Der Heimleiter schien recht zu haben, dachte er enttäuscht, doch dann stutzte er. Etwas fehlte auf der Liste – die Schachfiguren! Sie hatte sie immer hinten in ihrem Schrank versteckt, als würden sie etwas besonders Wertvolles für sie darstellen. Er fragte noch einmal bei dem Hausmeister nach.
    »Nein, Schachfiguren lagen nicht im Schrank«, beharrte dieser. »Da bin ich mir ganz sicher.« Von diesem Moment an war Mr Beans überzeugt, dass Amalia noch lebte und sie alle nur ausgetrickst hatte.
    Er würde sie finden, schwor er sich.
    An seinem freien Tag ritt er mit dem Pferd die Strecke ab, die sie als Fluchtweg hätte nehmen können. Er befragte Leute, doch niemand konnte sich an eine junge Frau mit hellen blonden Haaren erinnern. Mr Beans ging davon aus, dass sie in Ashford in den Zug gestiegen war, und fragte auch am Bahnhof nach. Doch auch dort hatte sie niemand gesehen.
    Vielleicht irrte er sich und wollte es nur nicht wahrhaben, dachte er jetzt, während seine Augen erneut über die verkohlten Grundmauern glitten. Seit Wochen – seitdem Gordon sie oben im Flur überrascht hatte – hatte er an einem Plan geschmiedet, wie er Amalias habhaft werden konnte, ohne dass sie noch einmal die Chance hatte, sich zu wehren. Oben unter dem Dach gab es eine Kammer, in der sie niemand gehört hätte … Bei der Vorstellung presste er seine Finger so fest aufeinander, dass seine Knöchel knackten. Dann ging er zurück zu dem Tisch und griff nach einer zusammengefalteten Karte, die sich in seinen Unterlagen befand. Er breitete sie vor sich aus. Was hätte er getan, wenn er von hier hätte fliehen müssen?, überlegte er von Neuem. Er musterte die Namen von Orten und Städten, die auf dem Weg nach London lagen. Sein Blick blieb an Ashford hängen. Wäre er an Amalias Stelle gewesen, er wäre ganz sicher nicht dort in den Zug gestiegen. Seine Angst, dass man vom Heim aus an den nächsten Bahnhöfen nach ihm fragen würde, wäre viel zu groß gewesen. Er hätte stattdessen versucht weiterzulaufen. Mr Beans’ Finger fuhr an den eingezeichneten Bahngleisen nach oben in Richtung London und blieb an der nächsten Stadt hängen. Tonbridge! Ein kaltes Lächeln glitt über seine Lippen. Dort wäre er in den Zug gestiegen …

MELINDA

121
     
    M elinda blickte mit einem Seufzen auf die schwer entzifferbare Handschrift. Roger Sandfort hatte sie gewarnt. »Es ist mir schleierhaft, wie mein Vater als Journalist eine solche Schrift haben konnte. Ich kann sie selbst kaum lesen«, hatte er gesagt, als sie sich gestern mit ihm erneut in einem Café getroffen hatte und er ihr die Unterlagen gab. Er hatte sich bereit erklärt, sie ihr für einige Tage zu überlassen.
    »Vielleicht bringen Ihre Nachforschungen ja auch etwas Licht in den Unfall meines Vaters!«
    »Ich werde Ihnen alles berichten«, versprach sie. Bisher allerdings hatte sie lediglich den Eindruck, dass die Unterlagen des Journalisten nur zu weiteren Fragen führten, als in irgendeiner Weise zur Klärung der Ereignisse

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