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Die Schwestern von Sherwood: Roman

Die Schwestern von Sherwood: Roman

Titel: Die Schwestern von Sherwood: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claire Winter
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so vertraut, als hätten sie sich erst gestern gesehen. Bleich vor Entsetzen, schaute der Mann sie an. Es war Edward.
    In den Bruchteilen von Sekunden, in denen sie sich ansahen und im Blick des anderen verloren, peitschten die Gefühle in Amalia hoch. Sie erschrak so sehr, dass sie zitterte.
    Es war der Schmerz, der sich in seinem Gesicht spiegelte, der sie ahnen ließ, dass das, was geschehen war, anders und weitaus schrecklicher war, als sie angenommen hatte. Sie fragte sich, wie das Schicksal so grausam sein konnte, dass sie sich hier noch einmal begegnen mussten.
    Er machte einen Schritt auf sie zu. Und sie tat das Einzige, das sie noch retten konnte. Sie drehte sich auf dem Absatz um und rannte aus dem Laden.
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    S ie kam nicht weit. Er lief ihr hinterher. Mit zwei, drei großen Schritten war er bei ihr, und dort, mitten auf der Portobello Road, hielt er sie fest. Seine Hände umklammerten ihre Arme mit so eisernem Griff, dass es wehtat. Sie keuchte. Vergeblich versuchte sie sich loszureißen. Noch immer lag etwas derart Fassungsloses in seinem Ausdruck, dass sie Angst bekam.
    Amalia!
    Menschen liefen an ihnen vorbei und blickten sich neugierig um. Ihr Atem ging schnell. Sie verspürte Panik. Nach wie vor hatte er seinen Griff nicht gelockert. Er würde sie nicht gehen lassen, begriff sie, und mit einem Mal wusste sie auch gar nicht mehr, ob sie es wollte. Sie zitterte noch immer. Er spürte es, und plötzlich ließ er sie los und zog sie mit unerwarteter Sanftheit an sich.
    Sie hätte nicht sagen können, wie sie schließlich in die stille Gasse zwischen zwei Häuserreihen kamen, wo er sie küsste. Seine Lippen schmeckten nach Schmerz, nach Sehnsucht und Zorn, und ihre Tränen vermischten sich mit diesem Kuss. Alle Gefühle, alles, was sie in den letzten Monaten erlebt und durchgemacht hatte, brach mit einem Mal in ihr hervor. Sie liebte ihn – immer noch genauso wie an dem Tag, als sie ihm zum ersten Mal begegnet war.
    Sein Mund löste sich von dem ihren. Er strich ihr durchs Haar und küsste sie erneut, bevor er eindringlich seine Hände bewegte. Warum hast du dich nicht gemeldet? Wo warst du ?
    Erneut fiel ihr der gequälte Ausdruck in seinen Augen auf.
    In einem Heim. Ich bin geflohen … Sie sah ihn an. Du und Cathleen, ihr habt geheiratet!
    Er wich ihrem Blick aus. Ich dachte, du wärst tot , bedeutete er ihr.
    Tot? Hatten ihre Eltern das behauptet? Amalia lief ein Schauer über den Rücken. Deshalb hatte er sie nicht gesucht! Ein vorbeilaufender Passant wandte den Kopf zu ihnen. Plötzlich begriff sie, dass hier nicht der richtige Ort war, um alles zu erzählen und zu erfahren.
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    S ie gingen zu ihr, mit einer Selbstverständlichkeit, als hätten sie es schon immer getan. Amalia wusste, dass es kein Zurück mehr gab. Ihre Gefühle und die Sehnsucht nacheinander waren stärker als alles andere – auch als der Gedanke daran, dass er mit Cathleen verheiratet war.
    Sie war froh, dass Grace erst am Abend von der Arbeit kommen würde. Die Wohnung mit den wenigen schlichten Möbeln wirkte klein und ärmlich, als Edward darin stand. Doch es schien ihn nicht zu kümmern, wie sie lebte. Er sah bloß sie. Ich kann nicht glauben, dass du lebst, dass du wirklich vor mir stehst …
    Schatten lagen unter seinen Augen, und feine Linien zogen sich durch sein schönes, düsteres Gesicht. Er hatte nicht weniger gelitten als sie, begriff sie. Sie strich ihm sanft über die Wange und durch sein dunkles Haar. In diesem Moment gab es kein Richtig oder Falsch. Sie küsste ihn und zog ihn an sich. Er erwiderte hungrig ihre Umarmung, als könnte er noch immer nicht glauben, dass sie hier bei ihm war. Seine Hände strichen zärtlich und fordernd über ihren Körper. Ihr Atem ging schnell. Das Verlangen flammte mit einer solchen Heftigkeit und Intensität zwischen ihnen auf, dass sie kaum mitbekam, wie er ihr, während sie sich küssten, ungeduldig das Kleid herunterriss und sich seiner eigenen Sachen entledigte. Sie fühlte seine Haut, die Muskeln darunter, sog seinen Geruch in sich auf und war wie gefangen in seinem Blick. Der Schmerz, den sie beide erlitten hatten, mischte sich mit ihrer Lust, vereinte sie und trug sie in einem Rausch mit sich. Sie liebten sich voller Leidenschaft und wie von Sinnen – als wäre es ihr erstes und letztes Mal zugleich.
    Später lagen sie erschöpft und nackt nebeneinander. Edward sah sie an. Was ist passiert? Erzähl mir alles!
    Und Amalia erzählte – von dem Brief, den ihr

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