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Die Schwestern von Sherwood: Roman

Die Schwestern von Sherwood: Roman

Titel: Die Schwestern von Sherwood: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claire Winter
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seine Mutter gab, wie sie vergeblich im Cottage auf ihn wartete und wie ihre Eltern sie ins Heim brachten, von der Gefangenschaft in St. Mary’s Home, von Mr Beans und wie sie geflohen war und sich schließlich mithilfe der Organisation ein neues Leben aufbaute. Manchmal wurden ihre Gesten und Zeichen zu schnell – sie war es inzwischen zu sehr gewohnt, sich in der Gebärdensprache zu verständigen –, und sie musste sich zwingen, sich langsamer auszudrücken. Ein paar Mal nahm sie den Block zu Hilfe.
    Entsetzt blickte Edward sie an, als er von der Komplizenschaft seiner Mutter erfuhr, und wurde bleich, als sie die Zudringlichkeiten von Mr Beans im Heim schilderte. Sie sah, wie er die Finger zur Faust ballte. Seine Halsschlagader pochte. Wie hatten sie ihr das nur antun können!
    Nur zögerlich berichtete Edward dann auf ihre Fragen, was zur gleichen Zeit in Hampton und Sherwood geschehen war. Amalia weinte, als sie vom Tod ihres Vaters erfuhr, auch wenn sie ihm nicht verzeihen konnte. Sie fragte nach Cathleen.
    Es ging ihr schrecklich. Sie hat um dich kaum weniger getrauert als ich – und ich hatte das Gefühl, durch sie zumindest noch eine Verbindung zu dir zu haben, dir irgendwie nahe zu sein.
    Amalia verstand, was er meinte. Schmerzerfüllt dachte sie an ihre Schwester. Wie sehr sie ihr fehlte! Sie war ein Teil von ihr. Nie war ihr das so bewusst geworden wie in den Monaten im Heim. Ein schreckliches Schuldgefühl stieg in ihr hoch. Sag ihr nicht, dass du mich getroffen hast, Edward , bat sie traurig. Sie darf nicht wissen, was wirklich geschehen ist. Ich will nicht, dass sie unglücklich wird.
    Nein, ich werde es nicht sagen , versprach er, und dann küsste er sie wieder.
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    U nd so wurde sie erneut seine Geliebte. Die Stunden, die sie gemeinsam verbrachten, waren von einer wilden Leidenschaft erfüllt. Sie sprachen nicht viel über das, was gewesen war, und auch nicht über die Zukunft. Es war bedeutungslos, solange sie zusammen waren. Die gemeinsame Zeit war stärker und ließ alles andere zurücktreten. Wie damals in der Einsamkeit des Moors entstand zwischen ihnen eine eigene Welt, in der es nur sie beide gab. Die hohen Häuser der Stadt bildeten lediglich eine neue Kulisse.
    Sie spielten auch wieder Schach. Edward schenkte ihr die Marmorfiguren ein zweites Mal. Amalia wollte das Geld erst nicht annehmen, das der Antiquitätenhändler ihr schickte, doch Edward bestand darauf. Wäre es nach ihm gegangen, er hätte ihr Kleider gekauft und eine Wohnung gemietet, doch Amalia lehnte es ab.
    Ich bin deine Geliebte, nicht deine Mätresse. Du weißt, mir liegt an alldem nichts , erklärte sie mit entschiedenen Gesten, und er schüttelte ungläubig und amüsiert den Kopf. Hast du einmal darüber nachgedacht, dass das Geld, das ich dir gäbe, im Grunde nicht von mir, sondern von deiner Familie stammt?
    Ihr Blick verfinsterte sich. Dann will ich es erst recht nicht!
    Er gab nach, denn er kannte sie und liebte sie dafür, dass sie genau so war. Dennoch mietete er eine Wohnung, denn sie konnten sich bei Amalia nur tagsüber treffen, wenn Grace nicht zu Hause war. In dem oberen Stockwerk eines eleganten Stadthauses, nicht weit vom Hydepark entfernt, verbrachten sie zusammen die Nächte.
    Die Wohnung schien wie für sie geschaffen. Die dicht belaubten Bäume vor den Fenstern schützten sie vor Blicken und verbannten das Licht schon am frühen Abend aus den hohen Räumen, die mit Möbeln aus dunklem Edelholz, glänzenden Kronenleuchtern, Spiegeln, weichen Teppichen und schweren Seidenvorhänge eingerichtet waren und in denen immer eine sinnliche Atmosphäre zu herrschen schien. Amalia liebte das Licht der Kerzen, das Edward entzündete, sobald sie am Abend kam.
    Ihre Beziehung hatte sich verändert. Sie hatten sich auch vorher geliebt, doch nun machte der Verlust, den sie einmal erlitten hatten, jede einzelne Minute zu einer Kostbarkeit zwischen ihnen. Selbst der Schlaf erschien ihnen wie eine Vergeudung.
    So, wie sie früher durchs Dartmoor gelaufen waren, spazierten sie jetzt am Tage manchmal Hand in Hand durch London – über die Märkte, durch die Parks oder am Ufer der Themse entlang. Ohne je darüber zu sprechen, mieden sie jedoch die Plätze, an denen Edward womöglich erkannt werden konnte.
    Manchmal überraschte es sie, wie oft und lange er sich in London aufhalten konnte. Sie wusste, dass die Hinterlassenschaften, die er ordnete, und die Sitzungen im House of Lords, die von Mai bis August stattfanden,

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