Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Schwestern von Sherwood: Roman

Die Schwestern von Sherwood: Roman

Titel: Die Schwestern von Sherwood: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claire Winter
Vom Netzwerk:
vorwärtszukommen, doch mit jedem Schritt sank sie tiefer in den Untergrund. Jemand verfolgte sie, und sie wollte fortrennen, aber es gelang ihr nicht, und sie schrie voller Angst. Schweißgebadet fuhr sie schließlich mit einem Ruck aus dem Schlaf.
    Ihr Atem ging schnell. Sie strich sich die Haare aus dem Gesicht – und erblickte neben sich auf dem Nachttisch die Karte von George Clifford. Erneut dachte sie darüber nach, dass ihr sein Gesicht bekannt vorgekommen war. War sie ihm vielleicht im Zug oder bei ihrer Ankunft in Exeter begegnet? Sie erinnerte sich, was er zum Abschied zu ihr gesagt hatte. Es klang, als hätte er sie warnen wollen. Aber warum? Nachdenklich verzog sie das Gesicht, während sie sich vom Bett erhob. Jeder Muskel tat ihr weh. Sie machte sich ein wenig frisch und beschloss, zu Mrs Benson zu gehen. Sie wollte sie etwas fragen.
    Die Wirtin war in der Küche mit den Vorbereitungen für das Abendessen beschäftigt. Es duftete verheißungsvoll nach Bohnen und Speck.
    »Darf ich hereinkommen?« Melinda war auf der Schwelle stehen geblieben, nicht ganz sicher, ob es der Hausherrin genehm war, dass sie ihr Reich betrat.
    »Aber natürlich!« Mrs Benson lächelte breit.
    Melinda sah sich in der großen Küche um, an deren Wand blank geputzte Pfannen und Schöpfkellen hingen, und lehnte sich gegen den großen Tisch in der Mitte. »Ich bin heute an einem alten Manor vorbeigekommen. Es hieß Landshire. Wissen Sie, wer dort einmal gelebt hat?«
    Die Wirtin runzelte die Stirn. »Landshire? Ach, Sie meinen das Sherwood-Manor?«
    Melinda schüttelte verwirrt den Kopf. »Nein, auf dem alten Wegweiser stand Landshire. Ich habe es selbst gesehen.«
    Mrs Benson nickte. »Ja, weil das Anwesen früher einmal so hieß, bevor die Sherwoods es im letzten Jahrhundert gekauft haben.« Sie drehte sich zu Melinda um und bekam plötzlich einen strengen Blick. »Wie sind Sie denn dorthin gekommen? Wollen Sie etwa sagen, Sie sind bei dem Wetter mitten durchs Moor gelaufen?«
    Doch Melinda hörte sie gar nicht. Landshire war das Anwesen von Sherwood? Dann waren die Zeichnungen und Aquarelle, die sie bekommen hatte, Bilder von Sherwood? Sie erinnerte sich wieder an die magische Anziehungskraft, die das Anwesen auf sie ausgeübt hatte, als sie davorstand.
    »Wissen Sie, wem Sherwood heute gehört?«
    »Nein, leider nicht«, sagte Mrs Benson, die den Suppentopf vom Herd nahm. »Soweit ich weiß, lebt dort aber schon lange niemand mehr.«
    Nachdenklich nickte Melinda und bedankte sich für die Auskunft.
    Etwas später wurde das Dinner im Esszimmer serviert. Es herrschte eine familiäre Atmosphäre, denn außer Melinda war nur noch der Mann mit den Büchern, den sie bereits am Morgen gesehen hatte, zu Gast. Er nickte ihr über seine Brille hinweg zu, bevor er sich ihr als Mr Fletcher vorstellte. Er sei Geologe und betreibe hier im Dartmoor Forschungsstudien, erklärte er. Angeregt begannen sie, sich zu unterhalten. Es hatte etwas Sympathisches, wie der grauhaarige Wissenschaftler mit leuchtenden Augen von dem Moor und seinen geologischen Besonderheiten erzählte, und als er sie nach dem Essen ein wenig förmlich fragte, ob sie ihn nicht noch auf ein Ale in den örtlichen Pub begleiten wolle, willigte sie gerne ein.
    Das Oak Inn lag nicht weit entfernt. Melinda war am Morgen daran vorbeigekommen, und sie erinnerte sich mit einem unangenehmen Gefühl im Bauch daran, wie ablehnend sie Ned, der Knecht der Bensons, und seine beiden Begleiter gemustert hatten. Plötzlich wurde ihr wieder bewusst, dass sie Deutsche war.
    Es war voll im Oak Inn. Viele Einwohner schienen am Samstagabend noch auf einen Drink vorbeizukommen. Melinda spürte, dass einige der anderen Gäste sie neugierig musterten, doch die Stimmung war freundlich. Wenn jemand wusste, dass sie Deutsche war, ließ er es sich zumindest nicht anmerken.
    Mr Fletcher, der nicht zum ersten Mal hier zu sein schien, wurde von der Bedienung, einer rothaarigen Frau mit Sommersprossen, voller Herzlichkeit begrüßt.
    »Amy, das ist Miss Leewald. Sie ist ebenfalls Gast im Postbridge Inn«, stellte der Geologe Melinda vor, während sie sich auf zwei Barhockern am Tresen niederließen.
    »Ah, ich hörte schon von Ihnen. Elisa, ich meine, Mrs Benson, war in Sorge, dass Sie bei dem Wetter allein im Moor unterwegs waren«, erklärte Amy mit einem breiten Lächeln. »Was darf ich denn bringen?«
    Sie bestellten zwei Ale, und nachdem die Bedienung verschwunden war, drehte sich Mr Fletcher wieder

Weitere Kostenlose Bücher