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Die Schwestern von Sherwood: Roman

Die Schwestern von Sherwood: Roman

Titel: Die Schwestern von Sherwood: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claire Winter
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zurückkomme.«
    »Zurück?«
    »Nach Old Postbridge. Ich bin dort in einem Landgasthof einquartiert. Also, dann …« Sie nickte ihm zu und wollte weitergehen, doch er hinderte sie unerwartet daran und hielt sie am Arm fest.
    »Der Weg führt am Fluss lang, das ist viel zu gefährlich bei dem Wetter. Sie können froh sein, dass ich Sie gesehen habe«, sagte er kopfschüttelnd. »Sie werden mit mir kommen. Ich wohne nicht weit von Moretonhampstead entfernt und kann Sie von dort mit dem Wagen nach Old Postbridge zurückbringen. Können Sie reiten?«
    Ungläubig schaute sie ihn an. Sie sollte zu ihm aufs Pferd steigen?
    »Nein! Ich laufe lieber. So weit ist es ja nicht mehr«, beeilte sie sich zu erklären.
    Er zog die Brauen hoch. »Verzeihen Sie mir meine Offenheit, aber Sie wären nicht die Erste, die die Anstrengung überschätzt, bei diesem Wetter durch den morastigen Boden vorwärtszukommen, und sich im Nebel verirrt. Der Weg am Fluss ist jetzt gefährlich rutschig, es kann sogar sein, dass das Wasser durch den Regen an einigen Stellen über das Ufer getreten ist.«
    Melinda blickte ihn unschlüssig an. Nur zu gut erinnerte sich daran, wie anstrengend bereits die letzte halbe Meile gewesen war. Schon jetzt hatte sie das Gefühl, die Beine kaum noch heben zu können. Ihr war kalt, und sie war müde. Doch die Aussicht, ihn zu begleiten, gefiel ihr kaum besser. Er wirkte durchaus vertrauenerweckend, aber es war ihr unangenehm, sich von einem Fremden helfen zu lassen. Sie wischte sich die Feuchtigkeit von der Stirn.
    »Bitte missverstehen Sie mich nicht. Ich weiß Ihre Besorgnis wirklich zu schätzen, aber ich kenne Sie doch gar nicht …«, sagte sie, und im selben Moment wurde ihr bewusst, wie albern das klang.
    Er lächelte. »Mein Name ist George Clifford«, erklärte er höflich und hielt ihr darauf mit einer Geste den Steigbügel hin, als wäre sein Name Vertrauensbeweis genug.
    Sie seufzte. »Ich bin Melinda Leewald!«, erwiderte sie dann und kam seiner Aufforderung schließlich nach.
    34
     
    G eorge Clifford ritt jeden Morgen aus. Seitdem er wieder aufs Land gezogen war, tat er das. Lange Jahre hatte er eine Stadtwohnung in Exeter gehabt, dort, wo sich auch die Kanzlei befand, in der er seit einiger Zeit die Teilhaberschaft seines Vaters übernommen hatte. Doch nach dem Krieg war er wieder hier hinausgezogen. Anfangs, weil sein Vater nach dem Tod seiner Mutter und seines Bruders ganz allein in dem großen Haus wohnte. Inzwischen hatte Clifford jedoch festgestellt, dass er die Ruhe und Einsamkeit schätzte. Er stand morgens früh auf, manchmal noch bevor die Sonne aufgegangen war, um einen kurzen Ausritt in der Morgendämmerung zu machen, dann ließ er sich von Loyster, dem Chauffeur, ins Büro fahren. Die Stunde Fahrt nutzte er, um bereits an seinen Akten zu arbeiten, sodass er keine Zeit verlor. An den Wochenenden dagegen war er, so wie heute, oft lange draußen. Er fühlte sich mit der Gegend und Natur hier verbunden, war in ihr verwurzelt. Erst während des Kriegs hatte er das wirklich erkannt.
    Als er heute bei Hameldown Beacon oben die Hügel erreichte, hatte er unten eine Frauengestalt bemerkt, die allein mitten durch das Moor lief. Selbst aus der Entfernung hatte er erkennen können, dass es ihr Schwierigkeiten bereitete, auf dem matschigen Untergrund vorwärtszukommen. Ihm war klar, dass die Frau unmöglich aus der Gegend stammen konnte, denn keiner, der hier groß geworden war, wäre bei diesem Wetter abseits der großen Wege herumgelaufen. Sicher, dass sie Hilfe brauchen würde, war er zu der Unbekannten hinuntergeritten.
    Es war ein Schock gewesen, als er erkannte, wer sich da vor ihm aus dem Matsch erhob. Ihre ganze Gestalt, die Art, wie sie sich bewegte und mit den Fingern durch die dunklen Haare fuhr, waren ihm noch immer erschreckend vertraut. Wie um alles in der Welt kam sie hierher? Es hatte ihn all seine Beherrschung gekostet, sich nichts anmerken zu lassen. Zu seiner Erleichterung schien ihr nicht bewusst zu sein, dass sie sich nicht das erste Mal begegneten.
    Als sie jetzt nach knappen zwanzig Minuten Ritt den Hof erreichten, drehte sich George Clifford zu ihr um und half ihr vom Pferd. Der Nebel hatte sich gelichtet, doch stattdessen hatte erneut starker Regen eingesetzt. Joe, der Stallknecht, nahm ihm eilig die Zügel ab, während sie weiter zum Haus flüchteten. Es war ein altes Gutshaus, das sich seit mehreren Generationen im Besitz seiner Familie befand – nicht vergleichbar mit den

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