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Die Schwestern von Sherwood: Roman

Die Schwestern von Sherwood: Roman

Titel: Die Schwestern von Sherwood: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claire Winter
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herrschaftlichen Anwesen und Manors in der Gegend, aber dennoch gehörten Ställe, ein Nebengebäude, zwei Garagen und auch etwas Weideland dazu.
    »Kommen Sie«, sagte er, als sie die Eingangshalle betreten hatten. »Sie sollten sich wenigstens kurz aufwärmen und etwas Heißes trinken. Wir müssen ohnehin warten, bis der Regen sich etwas gelegt hat, bevor wir losfahren«, fügte er hinzu – nicht undankbar für den erneuten Wetterumschwung, der ihm einen Vorwand bot, sie bei einem Tee ein wenig auszufragen.
    »Ich möchte Ihnen wirklich keine Umstände machen. Ich habe Ihre Hilfe schon mehr als genug in Anspruch genommen …«, erwiderte sie zögernd.
    »Es macht mir keine Umstände! Geben Sie mir Ihr nasses Cape und den Mantel.«
    »Warst du bei dem Wetter draußen, George?«
    Die hochgewachsene Gestalt seines Vaters war hinter ihnen in der Halle aufgetaucht. Überrascht bemerkte er die junge Frau.
    »Verzeihung«, murmelte er. »Ich dachte, du wärst allein.«
    »Hallo, Dad! Mein Vater – David Clifford«, stellte er vor. »Dad, das ist Miss Leewald.«
    Sie streckte dem alten Herrn die Hand entgegen. »Ihr Sohn war so freundlich, mich davor zu bewahren, dass ich mich im Moor verirre«, erklärte sie mit einem Lächeln, das sie unerwartet jung wirken ließ.
    Clifford bemerkte, dass sein Vater sie anstarrte, als würde ein Gespenst vor ihm stehen.
    »Verzeihung, was sagten Sie, wie Sie heißen?«, fragte der alte Herr.
    »Leewald. Melinda Leewald.«
    »Sie sind nicht von hier, oder?«
    Melinda schüttelte den Kopf. »Ich bin nur zu Besuch im Dartmoor. Ich komme eigentlich aus Berlin.« Die letzten Worte hatte sie zögernd hervorgebracht, als fürchtete sie sich vor seiner Reaktion.
    »Berlin?« Sein Vater reagierte verwirrt. Er starrte sie noch immer an, dann fing er sich endlich wieder.
    »Verzeihung, einen Augenblick lang dachte ich … Sie ähneln jemandem, den ich kannte. Meine Augen sind leider nicht mehr die besten.« Er nickte ihnen zerstreut zu und verschwand durch die Tür.
    Irritiert blickte Melinda ihm hinterher.
    Clifford geleitete sie ins Wohnzimmer. »Entschuldigen Sie mich kurz«, sagte er dann. Er ging in die Küche und bat die Haushälterin, ihnen einen Tee zuzubereiten. Dabei dachte er über das seltsame Verhalten seines Vaters nach. Seine Augen waren eigentlich noch immer ausgezeichnet!
    Als er ins Wohnzimmer zurückkehrte, stand sie am Kamin. Unwillkürlich blieb er stehen. Sie wirkte schmal, beinahe zerbrechlich. Ihre Wangen waren von der Wärme gerötet, und ein nachdenklicher Ausdruck lag auf ihrem Gesicht, während sie ins Feuer starrte. Etwas an der Art, wie sie dort stand, erinnerte ihn erneut daran, wie er sie in den Tagen in Berlin beobachtet hatte. Sie drehte sich zu ihm um und lächelte.
    »Leben Sie mit Ihrem Vater allein hier?«
    »Ja, meine Mutter ist verstorben, und mein Bruder ist gefallen.«
    »Das tut mir sehr leid!«, sagte sie und senkte kurz den Blick. Er begriff, dass sie Schuldgefühle zu verspüren schien, weil sie Deutsche war, und einen Moment lang dachte er an die Welt, die sich ihm in Berlin bei seinem Besuch gezeigt hatte.
    Die Haushälterin brachte ein Tablett mit dem Tee, und er schenkte die goldbraune Flüssigkeit in zwei Tassen ein. Ihm entging nicht, dass sie ihn verstohlen beobachtete. Eine leichte Anspannung ergriff ihn. Erinnerte sie sich etwa doch an ihn?
    Als er ihr die Tasse reichte, trafen sich ihre Blicke. Eine Strähne ihres feucht gewordenen Haars fiel ihr ins Gesicht, und er musste sich zusammenreißen, sie ihr nicht fortzustreichen.
    »Ich muss mich wirklich noch einmal bei Ihnen für die Umstände, die ich Ihnen mache, entschuldigen«, brach sie schließlich das Schweigen.
    Er lächelte leicht. »Ach, Sie haben mich vor einem langweiligen verregneten Samstag bewahrt.« Er trank einen Schluck, und sie nahmen in den zwei Sesseln neben dem Kamin Platz.
    »Was führt Sie denn zu dieser Jahreszeit ins Dartmoor?«, fragte er so beiläufig wie möglich.
    »Ich nehme eigentlich in London an einer Fortbildung für Journalisten teil und bin nur über das Wochenende hier. Ich wollte ein wenig über die Märchen und Legenden der Gegend hier recherchieren.«
    Der letzte Satz ließ ihn hellhörig werden. »Aus einem besonderen Grund?«
    »Ich habe überlegt, vielleicht etwas darüber zu schreiben.«
    »Tatsächlich?« Sein Unterton klang schärfer als beabsichtigt.
    »Ja. Es gibt viele spannende Geschichten über das Dartmoor.«
    Er zuckte die Achseln. »Das

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