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Die Schwestern von Sherwood: Roman

Die Schwestern von Sherwood: Roman

Titel: Die Schwestern von Sherwood: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claire Winter
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Elfe. Er hatte sich an die Irrlichter erinnert, die den abergläubischen Volksweisheiten zufolge Unschuldige tief ins Moor lockten. Konnten sie einem als Frau erscheinen?
    Voller Neugierde war er der Unbekannten in einigem Abstand hinterhergeritten, und obwohl er sich sicher war, dass sie das Schnauben seines Hengstes hätte hören müssen, hatte sie sich nicht umgedreht. Ihr grob gewebter Umhang und das schlichte Kleid wie auch die Tatsache, dass sie allein zu Fuß unterwegs war, ließen keinen anderen Schluss zu, als dass sie aus einfachen Verhältnissen stammte. Sie lief ungewöhnlich schnell und zielstrebig – anmutig und mit hocherhobenem Kopf, wie es nicht recht zu ihrer Kleidung passen wollte. Sein Erstaunen wuchs, als er feststellte, dass sie den Pfad Richtung Whistman’s Wood einschlug. Der kleine Wald galt als verhext. Was tat sie hier allein? In einer plötzlichen Eingebung hatte er sein Pferd versteckt hinter einigen Bäumen zurückgelassen und war ihr zu Fuß weiter gefolgt. Unweit des Waldes war die junge Frau schließlich einen Hügel hinaufgestiegen, und er hatte sie aus einiger Entfernung von den Felsen aus beobachtet. Als sie ihm das Profil zuwandte, sah er, dass ihn sein erster Eindruck nicht getäuscht hatte – sie war schön, außergewöhnlich schön sogar!
    Er wagte sich von Neuem vorsichtig ein Stück hinter seinem Felsen hervor, um sie zu betrachten. Sie stand dort oben auf dem Hügel, den Blick in die Ferne gerichtet und mit einem so gelösten und offenen Ausdruck auf dem Gesicht, wie ihn nur ein Mensch hatte, der sich unbeobachtet fühlte. Ihr Haar flatterte im Wind, und wieder kam ihm der Gedanke, dass sie etwas an sich hatte, als sei sie nicht von dieser Welt.
    Da drehte sie sich plötzlich ohne ersichtlichen Grund um. Er zog sich eilig wieder hinter den Felsen zurück. Er wollte den Zauber des Augenblicks nicht zerstören und auf keinen Fall von ihr entdeckt werden. Erneut fragte er sich, wer sie wohl war.
    39
     
    A malia hatte sich durch den Dienstboteneingang ins Haus geschlichen. Unten im Souterrain, in einer der Kammern, in der auch die Reitkleidung zum Reinigen und Lüften aufgehängt wurde, zog sie sich eilig um. Sie vermied es, dass ihre Eltern oder Miss Carrington mitbekamen, wo sie gewesen war. Es hätte sie vermutlich nicht gestört, dass sie allein unterwegs war – alle wussten, dass sie oft zum Malen nach draußen ging, und sowohl Cathleen als auch sie ritten gelegentlich ohne Begleitung aus. Was jedoch ganz sicher eine strenge Ermahnung zur Folge gehabt hätte, war die Kleidung, die sie trug und die eher einer Bediensteten oder Bäuerin angemessen wäre. Amalia hatte sie bewusst gewählt – so fiel sie weniger auf, wenn sie jemandem begegnete, und vor allem konnte sie sich darin frei und schnell bewegen.
    Sie hatte Mühe, die Haken ihres Rocks zu schließen, und nachdem sie es endlich geschafft hatte, lief sie durch das untere Geschoss, vorbei an den Arbeitsräumen der Dienstboten. Lissy, das Küchenmädchen, lächelte sie im Vorbeigehen an, und durch das Küchenfenster nickte ihr Rose verschwörerisch zu. Die alte Köchin war in die Jahre gekommen. Amalia kam noch immer gern gelegentlich zu ihr nach unten. Sie wusste, dass sie in Rose immer eine treue Verbündete haben würde.
    Ihre Gedanken kehrten kurz zu ihrem Ausflug zurück. Wem hatte wohl das Pferd gehört? Auf dem Rückweg hatte sie im Wald einen Hengst entdeckt. Er war an einem der Bäume festgemacht gewesen und knabberte an einem Ast. Sein Fell war feucht, als hätte er einen langen anstrengenden Ritt hinter sich gehabt. Das Tier stammte aus edler Zucht, und der Sattel und das Zaumzeug waren aus teurem Leder. Unweigerlich erinnerte sie sich daran, dass sie zuvor auf dem Hügel das Gefühl gehabt hatte, jemand würde sie beobachten.
    Amalia hastete weiter den Gang entlang und die schmale Treppe hoch, über die die Dienstboten auch das Essen nach oben brachten. Wenn sie die Schwelle zu den herrschaftlichen Räumen überschritt, kam es ihr jedes Mal vor, als würde sie ein anderes Leben betreten.
    Eine Gestalt kam ihr in der Halle entgegen. Es war Fanny, die Kammerzofe. Sie fasste Amalia am Arm, zeigte nach oben zum ersten Stock hinauf und formte übertrieben mit den Lippen den Namen ihrer Schwester, mehrmals hintereinander. Amalia hasste es, wenn sie das auf diese Weise machte. Ihre blauen Augen verdunkelten sich. Sie hatte auch beim ersten Mal bereits verstanden, dass Cathleen nach ihr suchte. Mit

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