Die Schwestern
Belustigung.
Delia, erhitzt und zerzaust, trug einen hübschen silbergrauen Hausmantel und wirkte ebenso amüsiert.
«Hallo!», sagte sie mit einem Achselzucken, bevor sie das Glas zu einem Gruß anhob.
«O nein, verdammt!», entfuhr es Deana. Ihre schlimmsten Ängste hatten sich soeben bewahrheitet, und obwohl dies unausweichlich
war, wollte sie es trotzdem nicht wahrhaben.
«Einen Drink, Deana?», fragte Vida freundlich, die Karaffe bereits in der Hand.
«Ja, gern», erwiderte Deana. Ihr Mund war mit einem Mal wie ausgetrocknet. Warum diese Begegnung also nicht mit einem Drink
beginnen?
Als sie das beschlagene Glas unter den aufmerksamen Blicken ihrer Schwester und ihres splitternackten Geliebten entgegennahm,
wurde ihr mit einem Mal klar, dassVida sie mit ihrem echten Namen angesprochen hatte. Wie lange weißt
du
denn schon Bescheid?, hätte sie am liebsten gefragt, doch in diesem Augenblick erhob sich Jake von seinem Sessel und kam auf
sie zu. Dass sein harter Schwanz dabei steif nach vorn zeigte, schien ihn nicht im Geringsten zu stören.
«Willkommen in meinem Heim, Deana», sagte er, als er vor ihr stand, und seine Stimme klang herzlich, fast sanft. Er beugte
sich vor und drückte ihr einen Kuss auf die Wange. Sie spürte seine heiße Erektion an ihrem Rock. «Bitte, setz dich doch … ich denke, wir sollten miteinander reden, was meinst du?»
Kleinlaut ließ sie sich zu dem Sessel neben Delia führen. Ein wissendes Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus, als
sie sich mit einem kleinen Schmerzenslaut hinsetzte und einen großen Schluck aus dem Glas nahm. Deana spürte Delias neugierigen
Blick auf sich ruhen, und als sie sie ansah, hob ihre Schwester fragend die Augenbrauen.
«Seit wann weißt du Bescheid?», fragte Deana ihren nackten Peiniger, um nicht in die Verlegenheit zu kommen, ihrer Schwester
die Schmerzen in ihrem Gesäß erklären zu müssen.
Jakes Augen waren so unglaublich blau. Sie bohrten sich wie Laserstrahlen in ihre Seele und erstickten dort jeglichen Protest
im Keim. «Ich hatte bereits einen Verdacht, als wir uns in der Galerie begegneten», begann er ohne lange Vorrede. «Du warst
bezaubernd und unwiderstehlich, aber es hat nicht mit dem übereingestimmt, was in der Akte stand. Abgesehen von deinem Gesicht
warst du kaum wiederzuerkennen …»
«Was sind das für Akten?», mischte sich Delia ein. «Ich kenne meine Personalakte, und darin befindet sich nichts anderes als
mein Lebenslauf. Nirgendwo ist die Rede von … ‹persönlichen Eigenschaften›. Da steht nur drin, dass ich eine Schwester habe, aber kein Wort davon, dasswir Zwillinge sind.» Deana sah, wie sich die Augen ihrer Schwester verengten.
«Okay, ich gebe es zu», Jake lachte leise, «ich war auf der Suche nach … ein wenig Abwechslung und hatte beschlossen, ein paar interessante Menschen einzuladen. Personalakten enthalten aber nicht
die Art von Informationen, die ich brauchte, also …», er tippte sich mit dem Finger seitlich gegen seine schmale, elegante Nase, «musste ich auf andere Quellen zurückgreifen.»
«Und was haben dir diese anderen ‹Quellen› so erzählt?», wollte Deana wissen und übernahm wieder die Gesprächsführung.
«Als ich hierher zurückkehrte, warf ich einen weiteren Blick in die Unterlagen, die ich ‹angefordert› hatte», fuhr Jake ungerührt
fort. Dann ließ er sich mit einem Mal, nackt, wie er war, auf den Teppich zu ihren Füßen nieder und fuhr mit der Schilderung
seiner
Scharade fort. «Mir war sofort klar, dass ich nicht
Delia
Ferraro gevögelt hatte, sondern ihre Schwester Deana, die Künstlerin …»
«Ich war anderweitig verabredet und wollte die Einladung nicht verfallen lassen.»
Respekt, Schwester!, dachte Deana im Stillen, beeindruckt von Delias Coolness. Überhaupt meisterte ihre Schwester die Situation
mit bemerkenswerter Gelassenheit … doch wie hätte sie wohl letzte Nacht überstanden?
«Ich hätte dasselbe getan», meinte Jake mit einem berückend-boshaften Grinsen. «Wenn ich einen Zwillingsbruder hätte …»
«Gott bewahre», bemerkte Vida, die auf einem gegenüberstehenden Sessel Platz genommen hatte.
«Soll ich daraus schließen, dass dir ein de Guile genug ist, meine Liebe?», fragte er, ohne sich zu ihr umzuwenden.
«Mehr als genug», versicherte die Autorin mit schleppender Stimme. Sie nippte an ihrem Drink und grinste die beiden Ferraro-Schwestern
verschwörerisch an. Deanamerkte, wie
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