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Die Schwestern

Die Schwestern

Titel: Die Schwestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Portia Da Costa
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erstaunlicherweise passendes Initiationsritual.
    «Und was machen wir jetzt?», fragte sie, als sie sich wieder beruhigt hatten und Delia – das war zuvor noch nie passiert
     – ihr Jackett abgestreift und es sich mit zerknittertem Rock und halb entblößter Brust in ihrem extravaganten gelben Seidenbody
     auf dem Sofa bequem gemacht hatte.
    «Das weiß ich auch nicht so genau», antwortete Delia, während sie geistesabwesend an einem der Spaghettiträger herumspielte,
     «aber wie unsere Entscheidung auch ausfallen mag, sie muss bis heute Abend getroffen werden.»
    «Warum?
    «Jake kommt um acht Uhr her, um ‹Dee› abzuholen.»
    «Ach du Schande!»
    «Du sagst es!»
    «Du begehrst ihn ebenso sehr wie ich, oder?», fragte Deana leise, obwohl sie sich diese Frage eigentlich hätte sparen können.
     Ihre Zwillingsschwester neben ihr war eine brandneue Delia. Eine lebhafte, sinnliche Delia, die sich deutlich von der beherrschten,
     zielstrebigen Frau unterschied, die eine Beziehung mit dem grässlichen Russell führte.
    «Ja   … am liebsten würde ich sagen: ‹Nimm ihn, und werde glücklich.› Aber das kann ich nicht, Deana, ich kann es einfach nicht!»
    «Ich ebenso wenig, mein Liebes. Dann bleibt uns nur ein Ausweg   …»
    «Oh, das haben wir nicht mehr gemacht, seit wir fünfzehn waren!»
    «Aber das ist die einzige Möglichkeit. Hast du eine Münze?»
    Während sie ihre Schwester dabei beobachtete, wie sie nach ihrer Handtasche griff, ihren Geldbeutel öffnete und ein Zehn-Pence-Stück
     hervorholte, erschauerte Deana. Sie gab ihr das Zeichen für «Kopf» und war sich gar nicht sicher, ob sie sich wünschte, dass
     die Münze zu ihren Gunsten entschied oder nicht.
    Mit beneidenswerter Geschicklichkeit warf Delia die Münze hoch, fing sie wieder auf und präsentierte ihr die Oberseite. «Das
     Zwillingsspiel. Runde eins geht an Deana Ferraro», sagte sie halb neidisch, halb erleichtert, zuckte mit den Schultern und
     grinste. «Komm, wir sollten uns Gedanken machen, was du anziehst. Er wollte, dass es schick ist und du den Blick aller auf
     dich ziehst, Deana, und ich glaube nicht, dass sich in deinem Kleiderschrank etwas findet, das diesem Anspruch gerecht wird!»
    «Unverschämtheit!», erwiderte Deana liebevoll, sprang auf und folgte ihrer Schwester, die vorausgegangen war. Stil war schließlich
     Geschmacksache. Doch in diesem Fall,und weil sie von einem gewissen Jackson Kazuto de Guile ausgeführt werden würde, hatte Delia wahrscheinlich recht   …
     
    Um zehn Minuten vor acht war Deana in heller Aufregung, und auch wenn Delia ihr versichert hatte, dass sie sensationell aussähe,
     war sie sich selbst nicht so sicher.
    Die Ferraro-Schwestern hatten aus dem Fundus ihrer beiden Kleider- und Kosmetikschränke ein Mischwesen namens «Dee» erschaffen.
     Eine Frau, die zugleich wild und sanft war und der es mit ein wenig Glück gelang, jeden Mann auf dieser Erde um den Finger
     zu wickeln. Selbst einen halbjapanischen Multimillionär mit einer Vorliebe für schnellen Sex.
    In dem schmalen Antikspiegel, der im Flur ihres Apartments stand, betrachtete sich Deana als Vamp und spürte ihre Zuversicht
     wachsen.
    Das Oberteil stammte aus ihrer Garderobe. Es war ein schillerndes, paillettenbesetztes Bustier, das Delia zunächst etwas skeptisch
     betrachtet hatte, bis Deana ihr gezeigt hatte, dass es von einem vertrauenswürdigen Designerlabel stammte. Es zog die Blicke
     auf sich und betonte stilvoll und sexy Deanas Brüste. De Guile würde den Körper darunter bewundern wollen, und er würde niemals
     erfahren, dass das glitzernde Oberteil nur fünfzehn Mäuse auf einem Samstagsflohmarkt gekostet hatte.
    Weil sie wussten, wie sehr «ihr» Liebhaber auf Leder stand, hatten sich die beiden für einen gerade geschnittenen, schwarzen
     Rock entschieden, der aus samtweichem, glänzendem Leder gefertigt war. Er gehörte Delia, doch sie trug ihn nicht häufig. Sie
     mochte ihn zwar, aber es gab nur wenige Anlässe, zu denen er gepasst hätte. Trotzdem signalisierte seine vornehme Länge –
     er endete knapp über dem Knie – und der gerade, aber nicht auftragende Schnitt ein stilsicheres Understatement, das eher zu
     Delia passte als zu Deana. So war es auch Delia gewesen, die daraufbestanden hatte, dass Deana rauchgraue Strümpfe trug und fast ihren kompletten Schmuck ablegte. Mürrisch betrachtete Deana
     die einfachen Silberohrstecker und den dünnen Armreif – mehr hatte Delia ihr nicht zugestanden. Erst

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