Die Schwesternschaft
VjaÄeslav JureviÄ Kibirov beschriftet.
»Sie hinterlassen keine Spuren, und dennoch habt ihr auch hier eine ganze Menge gefunden«, bemerkte Kirill und wog erneut die Papiere ab.
»Zeug vom FSB «, erläuterte der Inspektor. »Es war nicht ganz einfach, da heranzukommen. Aber wir sind inzwischen sicher: Dieses Trio ist auf euren Videoaufzeichnungen vom Dreh und von dem Ãberfall auf den Bunker zu sehen. Eine Frau und zwei Männer. Darüber hinaus war der Ãberfall nur dank Arvos Geschicklichkeit möglich. Dasselbe technische Geschick, mit dem die Stromschaltung im Filmstudio manipuliert worden ist. Natürlich haben wir nicht ihre Gesichter, aber die biometrischen MaÃe stimmen überein.«
»Das sieht mir nicht gerade nach einem erdrückenden Beweis ihrer Schuld aus«, bemerkte Kirill.
»Nein, das nicht«, räumte Fëdor mit sanfter Stimme ein.
»Lass jetzt bitte die Sperenzchen.«
»Wir wissen, dass sie am vierundzwanzigsten Dezember alle in Sotschi waren. Was meinst du? Waren sie dort, um das katholische Weihnachtsfest zu feiern?«
Kirill reagierte mit einem Lächeln. Dann erklärte er: »Ich habe zwar schon viel gesehen, aber ich verstehe nicht, weshalb sich ein Computergenie mit zwei Profikillern zusammentut.«
»Frag das am besten einen Psychiater«, erwiderte der Inspektor mit einem Achselzucken.
»Na schön, sprechen wir über diese beiden«, lenkte der Sibirier ein und nahm die Akte der Frau zur Hand.
»Sie ist eine resolute Person. Äerubina Andreevna Äukovskaja. Tochter eines Militärs aus Wolgograd. Im Alter von etwa sieben Jahren geht sie mit der Familie nach Ost-Berlin, wo der Vater zum Kompaniefeldwebel mit groÃen Machtbefugnissen befördert wird. Unmittelbar nach dem Mauerfall bekommt der Mann, dank freundschaftlicher Beziehungen vor Ort, das Aufenthaltsrecht für sich und seine Familie. Sie ist damals sechzehn Jahre alt. In der Schule ist sie bereits ein Hitzkopf. Sie bekennt sich zu den radikalen Jugendgruppierungen in Deutschland.«
»Hat ihr der Kapitalismus nicht gefallen? Warum ist sie nicht hierher in das liebenswerte kommunistische Elend zurückgekehrt?«
»Für die Tochter eines Kompaniefeldwebels der Armee gab es nie Elend ⦠Wie dem auch sei, an der Universität geht es bergab mit ihr, ein Mitglied der militanten Szene mit zahllosen anhängigen Verfahren. Du wirst es sehen, wenn du die Akte liest: Körperverletzung, Sachbeschädigung. Ihr Lebenslauf wirkt eher wie der eines Skinheads als der einer jungen Frau. Sie hat eine Vorliebe für Kampfkünste. 1997 verbringt sie rund sechs Monate in Jordanien, wo sie vermutlich im Umgang mit Waffen ausgebildet wird.«
»Aber wer beeinflusst sie?«
»Niemand. Sie ist unberechenbar. Unterdessen hat sie sich einer Berliner Splittergruppe angeschlossen, deren erklärtes Vorbild Ulrike Meinhof ist. Die deutschen Antiterroreinheiten haben die Gruppe im Visier, und am Ende werden ihre Aktionen verhindert, aber sie hat sich bereits von ihnen abgewandt: Laut eines der Mitglieder waren sie ihr nicht extremistisch genug.«
»Meine Traumfrau â¦Â«
»1998 kehrt sie nach Russland zurück und kommt in Kontakt mit der tschetschenischen Terrorszene. Nur durch einen Zufall ist sie nicht Teil des Trupps, der eine deutsche Maschine nach Ankara entführt hat. Sie fordern eine Pressekonferenz, um die internationale Aufmerksamkeit auf die tschetschenische Unabhängigkeit zu lenken.«
»Dann hat sie also vor Ort ein Kampfziel gefunden.«
»Von wegen. Irgendetwas läuft schief oder enttäuscht sie, denn sie wendet sich erneut von allem ab. In jener Zeit lernt sie VjaÄeslav kennen, der paradoxerweise auf der anderen Seite steht. Die beiden haben viel gemeinsam. Sie lieben Waffen und hassen die Menschen. Aber VjaÄeslav bringt ihr auch bei, jenen Luxus zu lieben, den sie zuvor bekämpft hatte. So entdeckt die gute Äerubina schlieÃlich den Wert des Geldes. Und auch, dass sie ihre Grausamkeit dem Meistbietenden verkaufen kann. Sie und VjaÄeslav sind ein Paar: erbarmungslos, effizient, unsichtbar. Als Arvo sich ihnen anschlieÃt, vollziehen sie einen weiteren Qualitätssprung. Das ist die Bande der weiÃen Handschuhe .«
»Erzähl mir mal was von diesem VjaÄeslav.«
»Oh, der ist der Ãbelste von allen. VjaÄeslav JureviÄ Kibirov ist eine Art Psychopath. Er kommt
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