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Die Schwesternschaft

Die Schwesternschaft

Titel: Die Schwesternschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger R. Talbot
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Seite kam man nicht herein, da das Gelände zweifach gesichert war: Der elektrische Zaun stellte kein Problem dar, aber der Infrarotzaun, der das Ganze umgab, schien dicht und undurchdringlich. Bei dem geringsten Versuch, sich zu nähern, hätten die Sensoren sie im Bruchteil einer Sekunde entdeckt. Ihr erstes Ziel war das Wachhäuschen in rund hundert Metern Entfernung, das innerhalb des abgegrenzten Gebietes lag. In unmittelbarer Nähe parkte ein alter GAZ 69-Geländewagen. Der Wachposten hatte es sich in dem Häuschen hinter dem Fernseher bequem gemacht. Durch die Fenster sahen sie, dass er die Füße auf den Schreibtisch gelegt hatte. Ein weitaus geringeres Hindernis als der Bär. Vjačeslav konnte ihn kaltmachen, ohne dabei das leiseste Geräusch zu verursachen.
    ÄŒerubina klappte das Infrarot-Visier des schwarzen Schutzhelms, der ihren Kopf bedeckte, hinunter und bemerkte, dass an einer Stelle der Umzäunung irgendein Tier versucht hatte, ein Loch zu buddeln: Durch die aufgehäufte Erde war der Schutzwall dort unterbrochen.
    Â»Schwachstelle gefunden«, murmelte sie. Das an der Luftröhre positionierte Comlink-Funkgerät verwandelte die leisen Geräusche ihrer Stimmbänder in eine klare, durch die Kopfhörer der beiden Gefährten gut verständliche Nachricht.
    Die drei bewegten sich rasch in die von der Frau angezeigte Richtung. Dann bückten sie sich und zogen eine Reihe kleiner Spiegel aus der Tasche, die auf Gestelle, wie man sie im Modellbau verwendet, montiert waren, und die dazu dienten, die unsichtbare Strahlung umzulenken.
    Innerhalb von nicht einmal einer Minute hatte Arvo Mej − der Doktor, wie er genannt wurde − mithilfe einer Flasche Flüssigstickstoff-Spray ein Fenster von rund fünfzig Zentimetern Durchmesser geschaffen.
    Â»Station Süd-Südost. Fünf Meter«, hörte Čerubina über ihren Kopfhörer. Arvos Angaben bezogen sich auf eines der zahlreichen Elektronikgehäuse, die an strategischen Punkten aufgestellt waren, um die Überwachung der gesamten Umgrenzung zu ermöglichen.
    Â»Nimm Verbindung auf«, befahl Čerubina.
    Arvo trat auf den Halterungsmast mit der Station zu. Er zog ein PDA , an dem zwei verschiedenfarbige Kabel hingen, aus seinem Gürtel. Die Frau sah ihn ein paar Sekunden lang hantieren, während sie gleichzeitig durch das Fernglas den Wachposten beobachtete, der vor dem Fernseher döste. Alles lief nach Plan.
    Arvo streckte den Daumen in die Luft. Er hatte die Verbindung zu dem Sensorennetz hergestellt und einen unsichtbaren Korridor geschaffen, der sie direkt zu dem Wachhäuschen führen würde.
    Die drei eilten darauf zu, wobei sie hinter den wenigen Sträuchern Schutz suchten. Als sie bereits ziemlich nahe waren, gab Čerubina ein Zeichen, stehen zu bleiben: Sie hatte beschlossen, die Sache selbst in die Hand zu nehmen. Die beiden anderen bezogen mit gezückten Waffen hinter dem Geländewagen Stellung.
    Die Frau entfernte sich von dem Fahrzeug und umrundete das Wachgebäude. Eine Schlange wäre lauter gewesen.
    Als sie die Tür erreicht hatte, gab sie ihren Gefährten ein rasches aufforderndes Zeichen.
    Vjačeslav hob eine Handvoll feuchter Erde auf und warf sie gegen das Fenster. Der Wachposten fuhr zusammen, zog die Füße vom Schreibtisch und ging in Deckung.
    Es vergingen endlose Sekunden, bis sich der Wachmann endlich dazu entschloss, hinauszugehen und nachzusehen, was vor sich ging. Čerubina packte ihn blitzschnell an den Schultern und setzte ihm das Messer an die Kehle. Dann zerrte sie ihn hinein.
    Â»Aktiviere den Einlass zum Bunker, Evgenij«, flüsterte sie ihm ins Ohr.
    Der Mann riss erstaunt die Augen auf und hob sofort die Arme, zum Zeichen der Kapitulation. »Wer seid ihr? Woher … kennt ihr meinen Namen?«
    In der Zwischenzeit waren auch die beiden andern hereingekommen.
    Â»Die Codes, los«, forderte Arvo.
    Â»Das kann ich nicht …«, erwiderte der Wachposten entschlossen.
    Â»Tut mir leid«, murmelte Vjačeslav, eine Handbreit von seiner Nase entfernt, während er ihm den Bauch aufschlitzte.
    ÄŒerubina hielt ihm mit der Hand eilig den Mund zu. Der Mann zuckte heftig, und sie hatte Mühe, ihn festzuhalten.
    Arvo war in die Datenbanken des Einwohnermeldeamts und des Militärs eingedrungen, um über alle Mitglieder des Wachpersonals Informationen zu sammeln. Über jeden hatte man eine Mappe

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