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Die Schwesternschaft

Die Schwesternschaft

Titel: Die Schwesternschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger R. Talbot
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gute Arbeit geleistet, Vjačeslav und Čerubina«, lobte Lena. »Wirklich gute Arbeit. Das gilt auch für Arvo. Gibt es sonst noch etwas?«
    Â»Der Butler meldet aus der Villa Derzhavin intensive Beschäftigung mit den Aufzeichnungen zu dem Kurzschluss«, erwiderte Čerubina.
    Â»Wer beschäftigt sich damit?«
    Â»Derzhavin und seine Tochter, zusammen mit Kirill Rotchko.«
    Lena nickte nur und nahm dann aus einer Schublade eine Art Zigarettenetui aus Perlmutt. Sie klappte es auf, und der Bildschirm zeigte sofort an, dass dieser Luxus- PDA in Betrieb war. Mit der Präzision eines Goldschmiedes begann sie, auf der winzigen Tastatur zu hantieren: Die Tasten waren derart klein, dass nur eine ruhige, gut geschulte Hand mit spitzen Fingernägeln in der Lage war, fehlerfrei eine nach der anderen zu drücken.
    Sie schloss den USB -Stick an und kopierte die Datei auf die Festplatte.
    Auf dem kleinen Bildschirm erschien der Prospekt.

    Lena spielte ein wenig mit den Kontrasten und der Helligkeit, bis die Symbole zu sehen waren, die sie beim ersten Mal im Bunker bemerkt hatte. Dort waren, dank der hohen Bildauflösung, alle Details des Gemäldes sofort klar zu erkennen gewesen. Hier war dagegen ein wenig Geduld erforderlich. Schließlich hatte Lena, was sie brauchte.

    Als die Symbole erschienen, sah sie abwechselnd auf den Bildschirm und durch das Mikrofilm-Lesegerät.
    Dann notierte sie einige Zahlenpaare.
    53 – 6
    29 – 1
    18 – 16
    2 – 33

    Nun öffnete sie auf dem winzigen Flüssigkristallbildschirm Google Earth. Sie bemerkte die Neugierde ihrer Gäste, aber sie wusste, dass sie nichts sagen würden: Sie wurden schließlich nicht dafür bezahlt, Fragen zu stellen.
    Es vergingen einige Minuten, bis Lena schließlich von den beiden Geräten aufsah. »Gefunden …«, murmelte sie. Dann nahm sie das Lesegerät und den PDA vom Tisch, packte sie in ihre Tasche und erhob sich.
    ÄŒerubina und Vjačeslav sprangen beflissen auf: »Weitere Anweisungen, Madame?«
    Â»Sagt auch Arvo Bescheid. Morgen Abend, um 21 Uhr Ortszeit, erwarte ich euch drei in Dublin. Getrennte Online-Buchung und -Bezahlung. In einer Stunde werde ich euch unseren genauen Treffpunkt mitteilen.«

29
    Moskau, Villa Derzhavin
Dienstag, 28. Dezember, 19.30 Uhr
    Lena trat ein und ließ den Nerzmantel mit einer leichten Drehbewegung von ihren Schultern in Borimirs Hände gleiten. Während der Butler den Pelz an die Garderobe hing, eilte sie ohne ihn zum Musiksaal. Normalerweise hielt sich Lena an die geltenden Gepflogenheiten, nach denen Borimir jeden Gast, unabhängig von dessen Stellung, im Haus Derzhavin empfing und durch die Räume der Villa führte. Aber diesmal war sie in Eile und hatte nicht die Absicht, sich der Etikette zu unterwerfen.
    Nach wenigen Schritten musste sie jedoch erkennen, dass ihr die Situation, wie bereits befürchtet, entglitten war. Aus einer Seitentür tauchte plötzlich Michail, einer der Männer vom Wachschutz auf, und baute sich vor ihr auf. Er hielt einen Metalldetektor in der Hand.
    Â»Sie erlauben?«, fragte er.
    Lena schnaubte, dann spreizte sie die Arme und ließ sich von dem Mann mit dem Detektor abtasten.
    Â»Kann ich jetzt gehen?«, sagte sie verärgert.
    Â»Die Tasche …«, erwiderte er bloß.
    Sie nahm das Krokodilledertäschchen und schleuderte es gegen seine Brust.
    Der Mann nahm es, untersuchte gründlich den Inhalt und reichte es ihr dann höflich zurück. »Jetzt können Sie gehen.«
    Lena riss ihm die Tasche aus der Hand und eilte mit großen Schritten auf den Musiksaal zu, wobei sie mit ihren Stilettoabsätzen betont laut auftrat. Schließlich stieß sie demonstrativ die Doppeltür aus Mahagoni auf.
    Gavril saß auf dem Sofa in der Mitte. Er hielt ein Glas in der Hand und rauchte eine dicke, kurze Havanna.
    Â»Was ist das für eine Art?«, beschwerte sie sich erbost.
    Er musterte sie mit einem Blick, als habe er sie nie zuvor gesehen, und antwortete dann leise: »Sicherheitsmaßnahmen.«
    Lena drehte sich um und schloss mit einem lauten Knall die beiden Türflügel. Sie hatte Gavril den Rücken zugewandt und nutzte die Gelegenheit, um noch einmal tief durchzuatmen. Diesmal musste sie ihr Bestes geben und sich ihr gesamtes Können zunutze machen. Für den ersten Schritt rief sie sich einen Lehrsatz von Yana ins Gedächtnis, auf den sie schon

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