Die Schwingen des Todes
Feld in der Vertäfelung, worauf sich ein Fach öffnete, nahm ein schnurloses Telefon heraus und reichte es Decker.
»Er will mit Ihnen reden.«
Decker zögerte, dann nahm er das Telefon. »Danke.«
Sie setzte sich auf die Bettkante. Die Matratze bewegte sich in Wellen. Sehr schick, dachte Decker. Er und Jan hatten in den Sechzigerjahren auch ein Wasserbett gehabt - damals der letzte Schrei. Sie mussten es weggeben, weil es schlecht für seinen Rücken war.
Er drückte den grünen Knopf. »Decker.«
»Lassen Sie Merrin in Ruhe. Er ist eine Goldgrube für mich er und die Juden. Ihr Itzigs seid eine richtig geile Bande, wisst ihr das?«
Decker brauchte eine Weile, um Donattis Worte einordnen zu können. »Ich nehme an, die Leitung ist sicher?«
»Ich tu mein Bestes, aber es gibt keine Garantie. Bei jedem Telefonat geht man ein Risiko ein.«
»Das scheint Ihnen keine Sorgen zu machen.«
»Warum auch? Was ist so schlimm daran, einen Massagesalon anzurufen? Ich bin nicht für meinen gehobenen Geschmack bekannt.«
»Gehört Ihnen der Laden?«
»Mir? Mir gehört gar nichts. Als Vorbestrafter bekomme ich keine Lizenz. Terry hingegen.. die ist wirklich reich. Ihr gehört eine ganze Kette.«
»Weiß sie das?«
»Nur, wenn sie ihren Steuerbescheid lesen würde. Aber Terry... lebt in ihrer eigenen Welt. Ich mache die Buchhaltung, sie unterschreibt nur. Außerdem ist es ja nichts Schlechtes. Massagen sind gut gegen Verspannungen.«
»Ich sehe hier viel Samt und Spiegel, ein Riesenwasserbett, aber keine Massageliege, Donatti.«
»Die Kunden haben's gern gemütlich, und im Badezimmer werden Sie jede Menge Ölflaschen finden.«
»Was wissen Sie über ihn? Über Merrin?«
»Nicht viel, außer dass er Massagen mag. Er bringt auch andere Kunden her. Weil er eine so gute Empfehlung ist, kriegt er einen Riesenrabatt. Die Masseusen sind übrigens alle über achtzehn.«
»Sehr beruhigend«, erwiderte Decker. »Ich glaube, Merrin mag mich nicht.« »Gut möglich, Decker. Ich mag Sie auch nicht.« »Was wissen Sie sonst noch über Merrin?«
»Ich delegiere viel. Jen weiß mehr über die Leute aus Quinton.«
»Die nette Blondine vom Empfang.«
»Schön, dass sie Ihnen gefällt.«
»Kann ich ihr ein paar Fragen stellen?«
»Tun Sie das. Ich weiß nicht, was sie Ihnen sagen wird, aber ich habe ihr gesagt, sie soll sehr, sehr nett zu Ihnen sein. Das ist ein großer Gefallen, weil ihre Muschi seit drei Jahren im Ruhestand ist.«
»Ich will keinen Sex, Donatti. Ich will Antworten.«
»Sex ist immer die Antwort, Lieutenant.«
Die Verbindung wurde unterbrochen.
Decker gab Jen das Telefon. Sie nahm es, stellte es zurück und setzte sich aufs Bett. Ihre Hand klopfte auf die Matratze, damit er neben ihr Platz nahm. Dann legte sie ihm die Hand aufs Knie und flüsterte verführerisch: »Was kann ich für Sie tun?«
Er schob ihre Hand weg. »Vermutlich nichts, wenn Donatti Ihnen aufgetragen hat, den Mund zu halten.« Er stand auf und lehnte sich gegen die Wand. Sie legte von hinten die Arme um seine Hüften und drückte sich an ihn. Es war ein angenehmes Gefühl, aber er machte sich von ihr frei. »Ich bin verheiratet und gehe nicht fremd. Fassen Sie mich nicht an, okay?«
Er drehte sich um und sah ihren verblüfften und ein wenig gekränkten Blick. »Hat er gesagt, Sie sollen mich verführen? Er macht Spielchen. Er weiß genau, dass ich so was nicht mag. Setzen Sie sich.«
Sie tat wie ihr befohlen und faltete die Hände im Schoß.
»Wohnen Sie in Quinton?«, fragte Decker.
»Rosehill.«
»Wo liegt das?«
»Ungefähr fünfzehn Kilometer östlich von Bainberry.« »Dazwischen sind Wälder?« Sie nickte.
»Was ist das für eine Gegend? Eine Kette kleiner Orte?« »Genau.«
»Und wieso sind Sie nach Rosehill gezogen? Hat er da eine Wohnung für Sie gemietet?«
»Mein Mann hat seine Praxis in Rosehill.«
»Ihr Mann?«
»Ja.«
»Was macht er beruflich?«
»Er ist Arzt. Hausarzt. Er lebt seit über dreißig Jahren in Rosehill.«
»Dreißig Jahre.«
»Ja.«
»Er ist ein ganzes Stück älter als Sie?« »Ja.«
»Damit will ich nichts Negatives andeuten. Ich bin auch sehr viel älter als meine Frau., na ja, nicht so viel älter.« Decker ging auf und ab. »Weiß Ihr Mann, was Sie machen?«
Sie sah ihn trotzig an. »Ich mache Büroarbeit, sonst nichts.«
»Vor ein paar Minuten hätten Sie noch mehr gemacht.«
Ihr Blick wurde eisig. »Ich wollte einem alten Freund einen Gefallen tun, das ist alles.«
Decker blieb
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