Die Séance
er sich abgeschrubbt hatte und dann noch mal geschrubbt.
“Hey”, sagte sie sanft.
Dann endlich sah er sie an. Sah sie an, als würde er gerade erst begreifen, dass sie da war, komplett angezogen, die Kleidung völlig durchweicht.
“Christie”, murmelte er. “Christie, tut mir leid. Ich hätte nicht hierherkommen sollen.”
“Bist du aber. Und jetzt komm da raus.”
Sie trat selbst aus der Dusche, drehte das Wasser ab, reichte ihm ein Handtuch. Er schien jetzt sauer auf sich selbst zu sein, wieder ganz maskulin und still. In eines der Handtücher gewickelt, fand er noch ein zweites, trocknete sie damit ab, während er ihr die nassen Sachen auszog. Sie hatte ihn trösten wollen, aber plötzlich fand sie sich in seinen Armen wieder. Er trug sie in ihr Zimmer, wo er sie in den großen gepolsterten Stuhl neben ihrem Bett setzte. Dann fand er ein paar Holzscheite in dem Korb neben dem Kamin und legte sie auf die Feuerstelle. Er brauchte nur ein paar Sekunden, um das Feuer in Gang zu bekommen. Wie toll er aussieht, dachte sie, so todernst, seine Gesichtszüge im Licht des Kaminfeuers wie aus Granit gemeißelt. Sie fragte sich, was ihm wohl für Gedanken durch den Kopf gingen. Er ist mal ein Cop gewesen. Er hat so viel Schlimmes gesehen.
Aber das hieß ja nicht, dass ihr sein Anblick nicht das Herz zerreißen konnte.
“Alles okay?”, fragte sie. “Ich hab dir einen Whiskey gebracht. Da, auf dem Nachttisch.”
Er warf ihr einen Blick zu, fast ein bisschen amüsiert. “Ein Whiskey, hm?”
Sie zuckte die Achseln.
“Vielen Dank.”
Er kippte die großzügige Portion in einem Zug hinunter und zuckte leicht zusammen. Er stocherte im Feuer herum, dann kam er zu ihr. Sie wusste nicht, was sie sagen sollte, also sagte sie nichts. Sie stand einfach auf und breitete die Arme aus. Er ließ sich von ihr umarmen und hielt sie lange fest, dann setzte er sich auf das Bett, sie glitt auf seinen Schoß.
Es kam ihr vor, als würden sie sehr lange nur so dasitzen. Sie hatte das merkwürdige Gefühl, dass er die Tote vor sich sah. Die vergangenen Jahre Revue passieren sah. Seine verstorbene Frau vor sich sah, noch so jung von dieser Krankheit dahingerafft. So viel Verlust.
Und er hatte sie genauso wenig retten können, wie er heute die tote Frau retten konnte.
Sie wünschte, ihr würden die richtigen Worte für ihn einfallen.
Das Leben ist nicht fair.
Das klang so trivial, aber gleichzeitig war es so wahr.
Aber sie sagte überhaupt nichts, denn endlich berührte er ihr Gesicht. Hob ihr Kinn an. Fand ihre Lippen. Es war, als ob ein Sturm, nein, eine Sturmwelle aus Hitze über sie hinwegglitt, als ob die heiße Dusche noch einmal auf sie niederprasselte.
Seine Lippen waren fordernd, beinahe verletzend, seine Hände stark wie Stahl, seine Leidenschaft wild.
Plötzlich war der Sturm vorbei, und seine Bewegungen wurden zärtlich, dann wieder wild und verdorben. Letztes Mal … das war Hunger gewesen, und die Aufregung, einen neuen Körper zu entdecken. Diesmal war es, als wären sämtliche Tore geöffnet. Sie konnte nicht genug kriegen von seiner Haut, von seinem Glied, konnte nicht fest genug auf ihm reiten. Er war genauso kraftvoll. Sie hatte sich noch nie so vollständig als Teil eines anderen Menschen gefühlt, aneinandergeklammert, als wären sie eins.
Sie stieg auf zu einem plötzlichen Höhepunkt, driftete ab in ein flüchtiges Danach. Sie hatte sich kaum wieder beruhigt, als sie ihn schon wieder auf sich spürte. Seine Augen waren dunkler als jeder Abgrund, sein Gesicht angespannt vor Konzentration. Aber jetzt war sein Mund ganz sanft, als seine Zunge ihr Schlüsselbein und ihre Brüste umspielte.
Er glitt wieder in sie, zog sich zurück. Sein Mund glitt über ihren ganzen Körper, langsam. Langsame Folter. Hinausgezögerte Verführung. Sie griff mit beiden Händen nach seinem Glied. Spielte damit. Ihre Zähne und ihre Zunge tanzten über seine Schultern, seine Brust hinab, schmeckten das Salz auf seiner Haut.
Kein Wort wurde gesagt, in der Dunkelheit der Nacht. Als es vorbei war, legte er einfach seine Arme um sie, und sie schmiegte sich ganz fest an ihn. Wenn sie etwas sagte, würde das den Bann brechen, dachte sie, also schloss sie nur die Augen und erlaubte sich, einzuschlafen, denn sie wusste, er war bei ihr.
Sie schlief wie ein Engel.
Jed wachte auf, stützte sich auf einen Ellenbogen und betrachtete die schlafende Christina. Sie war eine echte Rothaarige, und wie ihr rotes Haar da über dem Kissen
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