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Die Seele der Elben

Titel: Die Seele der Elben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom
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Schritte das Nahen mehrerer Personen verrieten. Er sah sich um, ob es irgendwo eine Möglichkeit gab, sich zu verstecken, bis die Neuankömmlinge wieder fort waren, aber das Zimmer bot keinerlei Deckung, und die einzige Tür, durch die er hätte fliehen können, war die, durch die Trudwin gerade gegangen war. Lluis widerstand dem Impuls, kräftig auf den schönen, dicken Teppich zu spucken, und folgte dem Vestiar.
    Seine Hoffnung, sich doch noch aus dem Staub machen zu können, erwies sich als nichtig. Vor einer Flügeltür, die zweimannhoch emporragte und vor der zwei herausgeputzte Orks Wache standen, hielt Trudwin an und bedeutete Lluis, sich ruhig zu verhalten. Der Vestiar ignorierte die Wächter und klopfte an eine niedrige, unauffällige Tür an der Seite, wartete einen Moment, nickte dann, als hätte er eine Antwort bekommen, öffnete die Tür und schob Lluis hindurch.
    Die Tür fiel Lluis in die Hacken, und er machte einen erschreckten Satz nach vorne.
    Das Kabinett, in dem er sich befand, war rundum holzgetäfelt und dunkel. Der Tür gegenüber stand ein dunkler Schreibtisch in einer kleinen Lichtinsel. Lluigolf sah Dokumente, ein Tintenfass und eine Streubüchse und einen kleinen Teller mit Apfelschnitzen. Der Lehnstuhl hinter dem Tisch war leer.
    Lluis trat einen Schritt nach vorne und räusperte sich.
    Â»Ah, unser junger Einbrecher«, erklang Anselms näselnde Stimme hinter ihm. Lluigolf hatte gehört, dass eine Bodendiele leise knarrte und konnte deshalb ganz gelassen antworten: »Mein Name ist Lluigolf, Exzellenz.«
    Der dicke kleine Mann schloss leise eine Tür hinter sich, die Lluis übersehen hatte, weil sie beinahe vollständig mit der Wandtäfelung verschmolz. »Lluigolf«, wiederholte er, während er zum Schreibtisch ging und sich hinsetzte. »Aber ich höre keinen Protest von dir?«, fragte er.
    Lluis verschränkte die Arme. »Ich bin kein Einbrecher, ich wollte hier nur jemanden besuchen.«
    Der Haushofmeister faltete die Hände auf der Tischplatte. »Groszbarrt behauptet etwas anderes. Er denkt, dass du zu einer Einbrecherbande gehörst, hinter der die Wache schon länger her ist. Er würde dich gerne etwas schärfer verhören, damit er die Bande endlich ausheben kann.« Sein Blick war fragend und mild.
    Lluis wahrte eine eiserne Miene. Dass der Rudelführer den Wunsch geäußert hatte, Informationen aus ihm herausprügeln zu dürfen, glaubte er gerne. Er zweifelte allerdings daran, dass es Groszbarrt dabei tatsächlich vorrangig um das Ausheben einer Diebesbande ging.
    Â»Ich wollte nur jemanden treffen«, wiederholte er. »Es tut mir leid, dass ein harmloser Besuch zu einer solchen Affäre aufgebauscht wird – und vor allem tut es mir leid, dass ich dafür tagelang eingesperrt worden bin!« Er trat einen Schritt auf den Schreibtisch zu und starrte den kleinen Mann dahinter auffordernd an. »Kann ich jetzt gehen? Und wie sieht es mit einer Entschädigung aus? Immerhin habe ich meinem Tagwerk nicht nachgehen können!«
    Der Haushofmeister lehnte sich zurück und verschränkte die Hände über dem Bauch. »Was ist deine Arbeit?«
    Â»Ich bin Gehilfe in einer Gastwirtschaft«, erwiderte Lluis und dachte flüchtig an Roske. Der Gedanke führte aber unweigerlich zu Vibol, dessen Reaktion auf sein Verschwinden er sich lieber nicht ausmalen mochte. Er verzog unwillkürlich das Gesicht.
    Â»Deine Beschäftigung gefällt dir nicht?«, fragte der aufmerksame Anselm.
    Lluis zuckte mit den Achseln. »Es ist eine Arbeit wie jede andere«, sagte er. »Meistens ist sie ganz in Ordnung. Was ist jetzt also mit meiner Entschädigung?«
    Der Haushofmeister lachte. »Frechheit siegt, hm?«
    Lluis hob eine Braue. »Ich denke, mir ist hier Unrecht geschehen. Vielleicht sollte ich mich beim Markgrafen persönlich darüber beschweren?«
    Zu seiner Überraschung lachte Anselm wieder und stand dann auf. »Wenn du das möchtest, will ich dir nicht im Weg stehen, Junge.« Er deutete auf die Tür in der Täfelung. »Dort geht es zum Markgrafen. Wenn du mir bitte folgen würdest.«
    Lluis leistete sein Meisterstück in Selbstbeherrschung. Er verzog keine Miene, nickte nur kurz und ließ sich von dem Haushofmeister durch die Tür geleiten.
    Die Säle und Zimmerfluchten, die er zuvor mit dem Vestiar durchquert hatte,

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