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Die Seele der Nacht

Die Seele der Nacht

Titel: Die Seele der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Schweikert
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über das blauschwarze Fell. »Aber ja!« Sie flüsterte der Stute etwas ins Ohr und schwang sich dann auf ihren Rücken. Ganz still stand das Tier plötzlich da und ließ nur ein leises Wiehern hören.
    »Aber ich kann nicht reiten, und ich werde es auch nicht tun!«, mischte sich der Erdgnom ein. »Wie kann man sich nur auf den Rücken eines solchen Teufelsviehs setzen? Ich werde in tausend Stücke zerbrechen, wenn es mich hinunterwirft. Und selbst wenn etwas von mir heil bleiben sollte, dann zertrampeln mich diese riesigen Hufe!«
    »Wurgluck, du kannst hier vor mir sitzen«, sagte Tahâma und klopfte einladend auf das glänzende Fell. »Ich gebe Acht, dass du nicht herunterfällst, und du kannst dich an der langen Mähne festhalten.«
    »Nein, nein und noch einmal nein«, schnaubte der Erdgnom und verschränkte die Arme vor der Brust.
    »Dann bleibst du eben hier zurück«, schimpfte der Jäger.
    »Céredas, nein, wie könnten wir so grausam sein, nach allem, was Wurgluck für uns getan hat!«
    Der Jäger verdrehte die Augen und sprang von seinem Pferd. Mit großen Schritten ging er auf den Erdgnom zu, packte ihn und hob ihn hoch.
    »Lass das«, schrie Wurgluck und schlug mit seinen knorrigen Fäusten nach ihm. Das schien Céredas jedoch nicht zu beeindrucken. Er hob den sich wehrenden Gnom auf den Rücken der Stute.
    Sofort schlang Tahâma einen Arm um seine Taille. »Keine Angst. Dir wird nichts geschehen.«
    Doch der Erdgnom schimpfte und fauchte. Kaum saß Céredas wieder auf seinem Hengst, fiel der schon in einen schnellen Trab. Tahâma folgte ihm, und so ritten sie den erdigen Karrenweg entlang immer weiter nach Norden.
     

Kapitel 5
Naza-kenin
    Drei Tage folgten sie nun schon der braunen Straße, aber noch immer waren sie auf keinen lebenden Bewohner Nazagurs gestoßen - abgesehen von dem Verängstigten, der sie am ersten Tag nach dem Weg zur Schlucht gefragt hatte. Wurgluck hatte sich inzwischen an seinen Reiseplatz auf dem Pferderücken gewöhnt, blieb während des Ritts jedoch wortkarg. Mit zusammengekniffenen Augen brütete er vor sich hin, so dass Tahâma ihn meist zweimal ansprechen musste, ehe er reagierte. Immer wieder passierten die drei Gefährten einzelne Gehöfte, doch sie waren alle verlassen, die Bewohner vermutlich tot oder schon lange weggezogen. Die Spuren in manchen Häusern zeugten von einem hastigen Aufbruch, bei anderen Höfen waren die Nazagur vielleicht von den rätselhaften Schattengestalten überrascht und getötet worden, vermuteten die drei, obwohl sie auf keine weiteren Leichen stießen. Zu Tahâmas Kummer deutete nichts darauf hin, dass die Leute ihres Volkes diesen Weg entlanggekommen waren. Am vierten Tag um die Mittagszeit stießen die Reisenden endlich auf lebendige Landesbewohner. Sie überquerten eine Hügelkette und zügelten auf dem Kamm ihre Pferde, um in das flache Tal hinabzusehen. Dort unten schlängelte sich ein breiter, von Weiden gesäumter Fluss, in dessen Auen Pferde, Kühe und manch anderes Getier graste. Etwas höher, geschützt vor dem Hochwasser des Frühlings, breiteten sich Kornfelder und Gemüseäcker aus.
    Plötzlich reckte Tahâma den Hals und zeigte ins Tal hinab. »Seht ihr das? Dort unten auf den Feldern, das sind keine Tiere! Es sind zweibeinige Gestalten, die den Boden bearbeiten!«
    Céredas kniff die Augen zusammen und nickte. »Ja, du hast Recht. Es sind mehr als ein Dutzend Männer und Frauen.«
    Er schlug seinem Rappen die Fersen in die Flanken und jagte den Hügel hinunter. Tahâma folgte ihm, ohne auf das Gejammer des Erdgnoms zu achten.
    »Nicht so schnell, bei meinen Vorvätern, willst du mich umbringen?«
    Aber Tahâma hörte nicht auf ihn. Zu sehr verlangte es sie danach, endlich mit den Bewohnern dieses Landes zu sprechen. Über den Hals der Stute gebeugt, flogen sie den Hang hinunter und dann über die saftig grüne Aue. Schon lange bevor sie das Feld erreichten, hielten die Männer und Frauen in ihrer Arbeit inne, scharten sich eng zusammen und beschirmten ihre Augen, um zu sehen, wer da in wildem Galopp auf sie zuraste.
    Céredas jagte als Erster heran. Erst wenige Schritte vor den zurückweichenden Leuten zügelte er sein Ross. Erdklumpen spritzten nach allen Seiten. Bevor der Jäger vom Rücken des Pferdes geglitten war, hielt Tahâma schon an seiner Seite. Sie stiegen ab, traten einen Schritt vor und blieben dann stehen. Stumm betrachteten sie die Nazagur, deren Mienenspiel zwischen Furcht und Neugier schwankte.
    Zwischen gelben

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