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Die Seele der Nacht

Die Seele der Nacht

Titel: Die Seele der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Schweikert
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dass Ihr allein seine Flamme entfacht?«
    »Warum fragst du? Weißt du die Antwort nicht selbst?«
    Das Mädchen nickte langsam. »Die besondere Begabung. Ihr habt von allem etwas in Euch.«
    »Ja«, bestätigte Centhân. »Ich war der erste Tashan Gonar, der Melodie, Harmonie und Rhythmus in sich vereint.«
    »Und deshalb könnt Ihr Krísodul befehlen, während Vater scheiterte und am Gift des Mordolocs sterben musste.« Sie sah auf. »Warum habt Ihr das Dorf verlassen?«
    Centhân lachte auf. »Die Blauschöpfe sind in ihrem Gemüt wie Kinder, selbst wenn sie schon Hunderte von Jahren auf der Welt sind. Meine Begabung ging über ihren beschränkten Geist. Sie wollten die einmalige Chance nicht erkennen. So bin ich davongezogen, um mir ein Volk zu suchen, das sich meines großartigen Geschenks würdig erweisen würde.«
    »Dann helft mit, Euer auserwähltes Volk von Angst und Tod zu befreien!« Tahâma straffte sich. »Wenn es eine Möglichkeit gibt, den Schattenlord aufzuhalten, dann müssen wir den Versuch wagen! Auch wenn er unser Leben kosten mag.«
    Der alte Mann ließ sich gegen die Kissen in seinem Rücken sinken. »Wohl gesprochen, kleines Mädchen, tapfer, aber unklug.« Er erstickte ihren Protest mit einer raschen Handbewegung. »Dieses Land ist fruchtbar und weitläufig wie kein anderes, und es wird mit jedem Tag größer. Das war nicht immer so. Es hat vor ein paar Jahrzehnten angefangen und schreitet nun immer schneller voran. Hast du einmal überlegt, warum Nazagur das einzige Reich Phantásiens ist, das nicht vom Nichts befallen wird?«
    »Natürlich habe ich darüber nachgedacht. Seit ich den Namen Nazagur zum ersten Mal gehört habe, zieht dieser Gedanke immer wieder durch meinen Geist, aber es will sich keine Antwort auf die Frage finden.«
    Centhân beugte sich nach vorn. Um seine Lippen zuckte es.
    »Es hängt mit dem Lord zusammen. Das Land wächst mit seiner Macht!«
    »Aber warum?«
    Der alte Mann hob die Schultern. »Das weiß ich nicht. Das wollte der große Lord mir nicht sagen. Vielleicht weiß er es selbst nicht so genau.«
    Tahâma keuchte. »Ihr habt mit ihm darüber gesprochen?«
    »Es bleibt nicht aus, dass die Mächtigen dieses Landes ab und an miteinander reden.«
    Tahâma trat einen Schritt vor. »Nur mit ihm reden oder auch einen Pakt mit ihm schließen?« Ihre Stimme wurde lauter. »Ist das der Grund, warum Ihr Euch weigert, gegen ihn anzutreten? Sagt es mir!«
    Centhân öffnete den Mund, schloss ihn dann aber wieder. »Du bist fast noch ein Kind«, sagte er schließlich. »Es ist nicht so einfach, wie es sich dir darstellen mag. Du hast nicht Jahrzehnte in diesem grausamen und doch so schönen Land gelebt. Ich bin der Beschützer dieser Stadt, der Weise, der Hüter der blauen Flamme.«
    »Ja, das seid Ihr«, sagte Tahâma leise, »aber nur solange es den schwarzen Lord gibt und Ihr die Bürger der Stadt vor ihm und seinen Geistern schützen müsst. Was würde mit Euch geschehen, wenn sie frei wären von den dunklen Schatten? Würden Sie Euch noch dienen und Euch all ihre Schätze bringen?« Sie machte eine ausladende Bewegung, die alles Gold und Geschmeide zu umfassen schien. »Das ist also der Grund.« Die Enttäuschung war so tief, dass ihr fast die Stimme versagte. »Machthunger und Gier nach Gold treiben Euch an. 0 ja, Ihr habt Recht, Euer Sohn war von anderem Schlag, denn er besaß Ehre und war bereit, für sein Volk zu leben und zu sterben.«
    Sie zog sich langsam ein paar Schritte zurück, ohne ihn aus den Augen zu lassen. »Ihr sagt, ich sei fast noch ein Kind, aber Ihr irrt. Soeben habt Ihr mir die Augen geöffnet. Was sagtet Ihr bei unserer letzten Begegnung? Ich sei Eures Blutes und hätte die Begabung. Jetzt endlich begreife ich den Sinn dieser Worte. Darum hat der Stein mir in manch schlimmer Stunde zur Seite gestanden! Nun werde ich lernen, seine Macht zu nutzen, um mein Volk vor dem Bösen dieses Landes zu beschützen. Ich werde nicht ruhen, bis ich die Burg des Lords gefunden habe. Und dann werde ich ihn vernichten!«
    »Dann wirst du auch Nazagur vernichten!«, schrie Centhân und sprang auf. Er griff nach seinem Stab und reckte ihn ihr entgegen. »Nein«, sagte er drohend, »du wirst niemandem schaden, und du wirst auch nirgendwo hingehen. Du wirst in den Tiefen meiner Feste bleiben, bis ans Ende aller Tage. Gib mir den Kristall! Er ist kein Spielzeug.«
    »Niemals!« Tahâma wich noch weiter vor ihm zurück, den blauen Stein mit beiden Händen fest an sich

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