Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Seele des Feuers - 10

Die Seele des Feuers - 10

Titel: Die Seele des Feuers - 10 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Goodkind
Vom Netzwerk:
weiß nicht, wie lange es dauerte, bis ich das Bewußtsein wiedererlangte. Es war ein Fehler von mir, ihm zu trauen.«
    »Nein, Ihr habt keinen Fehler gemacht«, widersprach Richard. »Wir wissen nicht, was er gejagt hat.«
    Unterdessen waren auch die übrigen Jäger eingetroffen. Kahlan hob eine Hand, um zu verhindern, daß sie alle durcheinander fragten. Als sie verstummt waren, übersetzte sie Caras Beschreibung des Vorfalls. Sie hörten sprachlos zu. Dies war einer von Chandalens Männern. Wenn Chandalens Männer jemanden beschützten, verließen sie nicht einfach ihren Posten, um einen Fisch zu fangen.
    »Ich möchte mich entschuldigen, Lord Rahl«, meinte Cara kleinlaut. »Es ist mir völlig unverständlich, wie er mich in einem so unachtsamen Augenblick erwischen konnte. Wegen eines dummen Fisches!« Richard legte ihr besorgt eine Hand auf die Schulter. »Ich bin nur froh, daß Ihr wohlauf seid, Cara. Vielleicht solltet Ihr Euch hinlegen. Ihr seht nicht gut aus.«
    »Mein Magen fühlt sich einfach wie umgekrempelt an, das ist alles. Ich ruhe mich ein paar Minuten aus, dann geht es mir wieder prächtig. Wie ist Juni ums Leben gekommen?«
    »Er muß im Laufen gestolpert und hingefallen sein«, meinte Kahlan.
    »Mir wäre fast das gleiche passiert. Er muß sich, genau wie Ihr, den Kopf aufgeschlagen haben und ohnmächtig geworden sein. Leider lag er mit dem Gesicht nach unten im Wasser, als er das Bewußtsein verlor, und ist ertrunken.«
    Kahlan wollte dies gerade den übrigen Jägern übersetzen, als Richard sich zu Wort meldete. »Das glaube ich nicht.«
    Kahlan hielt inne. »Es muß so gewesen sein.«
    »Sieh dir seine Knie an. Sie weisen keine Schürfwunden auf. Auch seine Ellenbogen oder Handballen nicht.« Richard drehte Junis Kopf herum.
    »Kein Blut, keine Striemen. Wenn er gestürzt ist und dabei das Bewußtsein verloren hat, wieso hat er dann nicht wenigstens eine Beule an seinem Kopf? Die einzigen Stellen, wo der Schlamm von seinem Körper gekratzt wurde, sind seine Nase und das Kinn, weil er mit dem Gesicht im Kiesbett des Baches lag.«
    »Soll das heißen, du glaubst nicht, daß er ertrunken ist?« fragte Kahlan. »Das habe ich nicht gesagt. Aber ich sehe nichts, was auf einen Sturz hindeutet.« Richard untersuchte den Leichnam einen Augenblick lang. »Es sieht so aus, als wäre er ertrunken, zumindest wäre das meine Vermutung. Die Frage ist, wieso?«
    Die offene Ebene wirkte plötzlich sehr einsam.
    Cara preßte sich das nasse Grasbüschel seitlich gegen den Kopf. »Selbst wenn er seinen Posten verlassen hat, um einen Fisch zu fangen – was schwer vorstellbar ist –, wieso hat er dann all seine Waffen zurückgelassen? Und wie ist es möglich, daß er in wenige Zentimeter tiefem Wasser ertrunken ist, wenn er nicht gestürzt ist und sich den Kopf aufgeschlagen hat?«
    Leise weinend streichelten die Jäger zärtlich über Junis junges Gesicht.
    Richard gesellte sich voller Mitgefühl zu ihnen. »Ich würde gerne wissen, hinter was er hergejagt ist. Weshalb er diesen Blick in den Augen hatte.«

4. Kapitel
    Donner rollte über das Grasland heran und hallte in den schmalen Durchgängen wider, als Richard, Cara und Kahlan das Gebäude verließen, in dem man Junis Leichnam aufgebahrt hatte, um ihn für das Begräbnis zu präparieren.
    Das Gebäude unterschied sich in nichts von den anderen Gebäuden im Dorf der Schlammenschen: dicke, mit Lehm verputzte Wände aus Schlammziegeln, darüber ein grasgedecktes Dach. Allein das Seelenhaus besaß ein Ziegeldach. Sämtliche Fenster im Dorf waren glaslos, einig hatte man als Schutz gegen das Wetter mit schwerem, derbem Tuch verhängt. Da die Gebäude alle dieselbe gelblichbraune Farbe aufwiesen, fiel es nicht schwer, sich das Dorf als eine Ansammlung verlassener Ruinen vorzustellen. Hochgewachsene Kräuter, die man als Opfergaben für böse Geister zog und die in drei Töpfen auf einer niedrigen Mauer wuchsen, vermochten dem Durchgang, der in erster Linie von dem böigen Wind heimgesucht wurde, jedoch kaum etwas Lebendiges zu verleihen.
    Während ihnen zwei Hühner aus dem Weg huschten, raffte Kahlan mit einer Hand ihr Haar zusammen, damit der böige Wind es ihr nicht ins Gesicht peitschte. Dorfbewohner, manche von ihnen tränenüberströmt, eilten vorüber, um sich den gefallenen Jäger anzusehen. Sie hatten Juni an einem Ort zurücklassen müssen, an dem es nach säuerlichem, nassem verfaulenden Heu stank, daher war Kahlan, ohne daß sie so recht wußte,

Weitere Kostenlose Bücher