Die Seele des Königs (German Edition)

in der Hüfte machten ihm das Laufen noch schwerer.
    Durfte er es wagen, sie zu heilen? Er warf einen Blick auf seinen Ring; dessen Runen glühten nicht. Er hatte sich noch nicht wieder aufgeladen. Siris Hand fuhr über den Thron, als er sich bewegte, und der magische Spiegel in der Armlehne gab ein Piepsen von sich.
    » Transportationsring«, sagte die hilfsbereite Stimme, » fünfzehnte Generation, Dienstnummer sechs. Bitte gebt das Passwort für die Aktivierung ein.«
    » Verdammt sollst du sein!«, zischte Siris.
    » Falsches Passwort.«
    » Kann er auch heilen?«, fragte Siris verzweifelt, als die Golems immer näher kamen.
    » Subspezialisierung Verjüngung«, flötete der Spiegel. » Siebente Generation. Gegenwärtige Injektion wird aus Komponenten der Umgebung neu zusammengesetzt. Neue Injektion möglich in sieben Minuten.«
    Bei allen Schrecken! , dachte Siris und sprang über die Armlehne des Throns, als einer der Golems das Schwert nach ihm schwang.
    Der Raum erzitterte, und der Thron explodierte zu Schutt. Unter dem Schwert des Golems spritzten Splitter aus Metall und Stein hoch. Siris traf hart auf der anderen Seite des Podestes auf, und seine Hüfte schrie vor Schmerzen. Wo war der andere Golem? Warum griff er nicht an?
    Siris entdeckte ihn, als er dem Klang seiner Schritte folgte. Es war unglaublich, aber er hatte sich von Siris abgewendet und schlurfte auf … auf die Klinge der Unendlichkeit zu.
    Der kalte Helm der Bestie, aus dessen Visier schwarzer Rauch drang, war starr auf das am Boden liegende Schwert gerichtet.
    Und auf die schlanke Gestalt, die danebenhockte.
    » Dieses Schwert sollte eine hübsche Summe Gold einbringen«, sagte die Attentäterin. Sie schaute hoch zu Siris, schenkte ihm ein böses Grinsen, ergriff die Klinge der Unendlichkeit, drehte sich um und lief davon.
    Siris fluchte und rannte hinter ihr her. Zum Glück schenkten ihm die beiden Golems jetzt keine Aufmerksamkeit mehr und verfolgten stattdessen das Mädchen. Wollten sie zusammen mit ihm fliehen?
    Nein. Sie jagten das Mädchen.
    » Sie gehören nicht zu dir!«, brüllte Siris.
    » Die Feinde meiner Feinde … und so weiter«, rief die junge Frau zurück und griff nach dem Seil, das von dem Fenster herabhing, durch das sie hineingelangt war.
    » Routine … beschädigt …«, ertönte eine Stimme hinter ihm. » Neustart des Systems …«
    » Du weißt nicht, was du da tust!«, rief Siris. » Ich bin nicht der Gottkönig. Ich habe ihn getötet!«
    » Er ist unsterblich«, sagte das Mädchen und kletterte das Seil hoch. Nun hatte es das Fenster erreicht und zog das Seil hinter sich hoch. » Du hättest ihn also nicht töten können.« Siris blieb voller Schmerzen stehen, als die beiden Golems auf die Wand zustapften. Sie hatten ihre rauchenden Visiere auf die Attentäterin ausgerichtet.
    » Wenn du das glaubst«, rief Siris, » warum hast du mich dann angegriffen?«
    Sie hockte auf dem Fenstersims und sah auf ihn hinunter. Nun grinste sie nicht mehr, sondern zuckte nur die Achseln auf eine fast tröstende Weise. Dann sprang sie aus dem Fenster.
    Sie hat ein Spiel mit mir getrieben , erkannte Siris. Sie hat nicht versucht, mich zu töten. Sie hat nicht einmal geglaubt, ich sei der Gottkönig.
    Sie wollte bloß das Schwert haben .
    Bei den Golems war es anscheinend genauso. Der eine hämmerte nun mit den Fäusten auf die Wand ein und brach ein Loch in sie. Aus der Decke rieselte der Verputz. Wenn sie weiterhin Löcher in die Wand rissen, würde das Gebäude über ihren Köpfen einstürzen. Der andere Golem warf einen Blick zurück auf Siris, als ob er erwog, ihn zu erledigen.
    Vermutlich hatten sie diesen Ort beobachtet , dachte er. Für den Fall meiner Rückkehr . Zumindest war sein Plan aufgegangen. Er hatte ihre Aufmerksamkeit auf sich gezogen und konnte sie nun von Drems Rachen weglocken.
    Und … vielleicht war es gut, dass die junge Frau mit dem Schwert geflohen war. Wenn sie es zu einem der anderen Ewiglichen brachte, würden sie vermutlich darum kämpfen. Und ihn in Ruhe lassen.
    Aber es ist die einzige Waffe, die sie töten kann , dachte er. Die einzige Waffe, mit der wir uns wirksam wehren könnten. Soll ich sie wirklich aufgeben?
    Er erstarrte. Plötzlich fühlte er sich wie ein schrecklicher Feigling. Nun war die Freiheit für ihn zum Greifen nahe, aber welchen Preis musste er dafür bezahlen?
    Beende das, was du angefangen hast …
    » Bitte … Neustart … Sicherungsprotokolle …«, trillerte der Thron.
    Siris