Die Seele heilen
mündiger Umgang mit der Krankheit
Aber es ist ganz egal, was die Leute denken, ganz egal, was Sie liebe Leserin, lieber Leser, befürchten, dass die Leute sagen könnten – wenn Sie glauben, an einer Depression zu leiden, oder wenn die Diagnose bereits gestellt ist, versuchen Sie, offen mit der Krankheit umzugehen. Informieren Sie sich über Möglichkeiten der Diagnose und der Behandlung und versuchen Sie trotz der Schwierigkeiten, die eine Depression mit sich bringt, mündig mit Ihrer Krankheit umzugehen, indem Sie sich gezielt Hilfe suchen. Das ist eine wichtige Voraussetzung für die Heilung, aber auch für ein erfülltes Leben nach der Depression. Dieses Buch kann Ihnen dabei helfen, die nötigen Schritte zu unternehmen, und zudem die Einsicht fördern, dass Depression keine Schande, sondern eine gut behandelbare Krankheit ist.
Depressionen können mit Medikamenten und/oder Psychotherapie sowie unterstützenden Maßnahmen behandelt werden. Je nach Schwere der Erkrankung kann die Behandlung ein Hausarzt, ein Facharzt oder eine Fachklinik übernehmen.
PROF. HIMMERICH
Fachleute und Fachgebiete
Wenn ein Patient an einer Depression erkrankt ist, ist es oft schwierig, den geeigneten Fachmann oder die richtige Fachfrau für seine Erkrankung zu finden. Die meisten Patienten mit psychischer Erkrankung befinden sich in hausärztlicher Behandlung. Der Hausarzt überweist den Patienten aber möglicherweise in eine psychiatrische, psychosomatische oder psychotherapeutische Klinik oder zu einem niedergelassenen Psychiater oder einem ärztlichen oder psychologischen Psychotherapeuten. Wer nicht beruflich in diesem Gebiet tätig ist, wird die unterschiedlichen Begriffe und Berufe kaum auseinanderhalten können. Deshalb stelle ich Ihnen – Betroffenen und Angehörigen – die wichtigsten Fachleute und Fachgebiete vor, die bei der Behandlung von Depressionen herangezogen werden können.
Welche Fachleute gibt es?
Psychiater: Ein Psychiater ist ein Arzt, hat also ein Medizinstudium erfolgreich mit dem Examen abgeschlossen und anschließend seine Approbation, die staatliche Zulassung für Heilberufe, erhalten. Danach hat er eine Facharztausbildung auf dem Gebiet der Psychiatrie absolviert und darf sich dann »Facharzt für Psychiatrie« nennen. Der »Facharzt für Psychiatrie« ist vom »Facharzt für Neurologie« zu unterscheiden, denn der Neurologe hat sich in seiner Facharztausbildung vornehmlich mit neurologischen Erkrankungen wie Multiple Sklerose (MS), Parkinson oder Polyneuropathie beschäftigt. Er ist daher kein Fachmann für die Depression. Viele Fachärzte für Psychiatrie haben eine Zusatzausbildung in Psychotherapie.
Nach der aktuellen Approbationsordnung müssen aber Ärzte, die Psychiater werden wollen, von vornherein an einer psychotherapeutischen Ausbildung teilnehmen. Deswegen heißen diese Ärzte nach abgeschlossener Ausbildung »Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie«. Da es sich um Ärzte handelt, dürfen »Fachärzte für Psychiatrie« oder »Fachärzte für Psychiatrie und Psychotherapie« Medikamente verschreiben, in unserem Fall also die oft so wichtigen Antidepressiva. Darüber hinaus dürfen sie Blut entnehmen und die Patienten körperlich untersuchen, was für die diagnostische Abklärung manchmal sehr wichtig ist. Denn depressive Symptome können beispielsweise auch durch körperliche Erkrankungen, wie eine Schilddrüsenunterfunktion, hervorgerufen werden. Dies kann der Psychiater anhand von Blutwerten und der körperlichen Untersuchung erkennen.
Psychologen: Häufig werden Psychiater mit Psychologen verwechselt. Der Psychologe hat aber nicht Medizin studiert, sondern ein Psychologiestudium abgeschlossen. Psychologie ist die Lehre vom Verhalten und Erleben des Menschen. Sie ist keine medizinische Disziplin, sondern eine eigene Wissenschaft. Im Gegensatz zu einem Arzt, der nach bestandenem Examen eine staatliche Zulassung für Heilberufe erhält, darf ein Psychologe ohne Therapieausbildung keine Patienten behandeln.
Psychotherapeuten: Allerdings können sowohl Ärzte als auch Psychologen eine Ausbildung zum Psychotherapeuten absolvieren. Der Psychologe darf sich nach einer solchen Ausbildung »psychologischer Psychotherapeut« nennen und eigenverantwortlich psychotherapeutisch behandeln. Da er aber kein Arzt ist, darf er keine Medikamente verschreiben. Auch ein Arzt – egal welcher Fachrichtung – kann eine Ausbildung zum Psychotherapeuten absolvieren und ist danach ein »ärztlicher
Weitere Kostenlose Bücher