Die Seele heilen
Ihrem Arzt oder Therapeuten über die Krankheit Depression aufgeklärt und für die Mitwirkung an Ihrer Genesung gewonnen werden – sofern Sie selbst das wollen. Die Zusammenarbeit mit den Angehörigen ist meistens sehr hilfreich, manchmal für den Patienten aber auch belastend. Hier muss individuell das richtige Maß gefunden werden.
Eine besondere Gefahr depressiver Erkrankungen ist die Suizidalität. Deshalb sollte Ihr Arzt oder Therapeut im Behandlungsverlauf immer wieder nach Suizidgedanken und entsprechenden Absichten fragen. Das wird Sie – gegebenenfalls – sehr entlasten.
PROF. HIMMERICH
Therapieabschnitte und Therapieziele
Die Depressionsbehandlung teilt sich in drei Abschnitte: die Akuttherapie, die Erhaltungstherapie und die Rückfallprophylaxe.
Akuttherapie: Ziel der Therapie in der Akutphase der Depression ist es, die depressive Symptomatik zu beheben. Das ist die Grundvoraussetzung für die weitere Vorgehensweise. Da depressive Erkrankungen unterschiedlich schnell auf die Behandlung ansprechen, kann die Dauer der Akuttherapie zwischen wenigen Wochen und einigen Monaten betragen.
Erhaltungstherapie: An die Akuttherapie schließt sich eine Erhaltungstherapie an, die als vorrangiges Ziel die Stabilisierung des Betroffenen beziehungsweise die Vermeidung eines frühen Rückfalls hat. Diese Phase kann schon in der Akutklinik, aber auch in einer anschließenden Rehabilitationsmaßnahme beginnen. Falls Sie in der Akutphase ambulant behandelt wurden, wird die Erhaltungstherapie auch ambulant fortgesetzt.
Die Zeitdauer dieses Abschnitts beträgt sechs bis zwölf Monate. In diesem Zeitraum ist die Rückfallgefahr sehr hoch und deshalb sollte auf eine Erhaltungstherapie grundsätzlich nicht verzichtet werden. In der Regel werden in diesem Zeitraum die Medikation und die Psychotherapieform, die zum Rückgang der akuten Symptomatik geführt haben, unverändert fortgeführt. Weiteres Ziel der Erhaltungstherapie ist auch die vollständige funktionelle Genesung, das heißt, alle Fähigkeiten, die ein Patient vor der Erkrankung hatte, soll er nun wiedererlangen.
Rückfallprophylaxe: Eine prophylaktische Therapie ist bei einem Krankheitsverlauf mit mehreren depressiven Phasen angezeigt, vor allem wenn Sie oder Ihr Angehöriger bereits zahlreiche Phasen erlitten hat. Je mehr Phasen vorgekommen sind, je länger diese gedauert haben und je kürzer die Zeit zwischen den Phasen war, umso eher wird zu einer Rückfallprophylaxe geraten.
Weitere Ausführungen zu den Themen Erhaltungstherapie und Rückfallprophylaxe finden Sie im Kapitel » Zurück ins normale Leben« .
PROF. HIMMERICH
Hausarzt oder Facharzt?
Die Depression ist aufgrund ihrer weiten Verbreitung in der Bevölkerung eine Volkskrankheit. Unkomplizierte Verläufe zu erkennen und zu behandeln ist daher auch eine haus- und allgemeinärztliche Aufgabe. Es gibt jedoch Fälle, in denen ein Patient in jedem Fall zu einem Facharzt überwiesen werden sollte. Das kann ein Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie sein oder ein Facharzt für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie ( siehe [→] ).
Überweisung zu einem Facharzt ist angezeigt:
wenn nicht klar ist, ob die Diagnose einer Depression die richtige ist,
wenn mehrere psychiatrische Erkrankungen vorliegen, etwa neben der Depression eine Sucht, Demenz oder eine Persönlichkeitsstörung,
bei schwerer depressiver Symptomatik ( siehe [→] und siehe [→] ),
bei psychotischer Depression ( siehe [→] ),
bei einer Depression im Rahmen einer bipolaren Erkrankung ( siehe [→] und siehe [→] ),
bei Suizidalität,
bei chronifizierter Depression, die schon über mehrere Jahre besteht,
bei zwei nicht erfolgreichen Therapieversuchen,
bei notwendiger Psychotherapie oder einem Betreuungsaufwand, der in einer hausärztlichen Praxis nicht zu leisten ist, etwa wenn wöchentlich stützende Gespräche notwendig sind oder in kurzen Abständen das Vorliegen von Suizidalität eingeschätzt werden muss.
Der Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie oder für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie wird in solchen Fällen die meisten Menschen erfolgreich behandeln können. Er entscheidet dann auch, ob er einen Patienten in ein psychiatrisches Krankenhaus einweist.
PROF. HIMMERICH
Ambulante Therapie oder Klinik?
Viele Menschen mit Depression können von ihrem Hausarzt oder von einem Facharzt ambulant betreut werden. Auch eine Psychotherapie wird in den meisten Fällen ambulant durchgeführt. Aber es gibt auch
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