Die Seelenburg
Detektivin den Rücken hinunter. Alles hatte sie hier unten erwartet, einen Folterkeller oder schaurige Gewölbe, nur so etwas nicht.
Vorsichtig ging sie weiter. Jane schritt auf Zehenspitzen dem Altar entgegen. Sie wollte nachschauen, ob sich etwas in der Opferschale befand. Als sie etwa fünf Yards zurückgelegt hatte, da hörte sie das Lachen und gleichzeitig die Schritte.
Jane blieb stehen.
Ohne daß es ihr bewußt wurde, versteckte sie die Astra-Pistole in der rechten Rocktasche.
Im nächsten Augenblick sah sie die Gestalt. Sie löste sich aus dem Teil der unterirdischen Halle, die im Dunklen lag, und kam mit gemessenen Schritten naher.
Jane Collins hatte sich nicht verhört. Das Lachen war tatsächlich das einer Frau gewesen, die sich langsam hervorschälte, wobei ihr Gesicht in Kopfhöhe über dem Boden zu schweben schien.
Das war jedoch eine Täuschung, denn Jane erkannte, daß die Frau einen schwarzen Umhang trug, der sich kaum von der Farbe des Bodens abhob.
Und sie sah etwas, das sie sehr entsetzte.
In der linken und auch der rechten Hand hielt die Frau jeweils ein langes Messer.
Von den beiden Klingen tropfte Blut…
***
Marga Frambon fuhr einen Ford Kombi. Die Ladefläche war voll, da paßte nichts mehr hinein. Auf ihr stapelten sich Kisten und Kartons. Alle waren gefüllt mit Obst und Dosen. Marga Frambon hatte Vorräte einkaufen müssen.
Auf der Rückbank standen ebenfalls Kisten, und wir mußten uns dazwischenquetschen.
Ich hatte den Einsatzkoffer im Leihwagen gelassen. Die wichtigsten Waffen hatten wir mitgenommen. Es fehlte nur noch Desteros Schwert, aber das lag in London.
»Es wird etwas unbequem werden«, sagte die Köchin und lächelte entschuldigend.
Ich winkte ab. »Das macht nichts. Besser schlecht gefahren, als gut gelaufen.«
»Da haben Sie recht«, lachte sie.
Ich warf Suko einen Blick zu. Der Chinese hatte sich so klein wie möglich gemacht. Er wollte mir nicht viel Platz wegnehmen.
Sir Archibald Rihm und Carlo Lei standen in der offenen Tür der Konditorei. Sie winkten, als Marga Frambon den Wagenschlag zu drosch. Dann fuhren wir ab.
In den Plan, wie wir möglichst ungesehen in die Burg gelangen konnten, hatte uns Marga Frambon eingeweiht. Es gab an der Ostseite den Lieferanteneingang, durch den Celine Wald auch die Burg verlassen hatte. Hier wollten wir hinein. Aber Genaues konnten wir erst an Ort und Stelle feststellen.
Das Wetter zeigte sich nicht von der besten Seite. Graue Wolken türmten sich am Himmel. Sie umkreisten die Spitzen der Berge oder fielen langsam als gewaltige Schleier den Hochtälern entgegen. Ein schwacher Wind wehte nur, und auf den Kämmen der Dreitausender glitzerte das Eis.
»Gibt es noch mehr Personal in der Burg?« erkundigte ich mich bei der Köchin.
»Ja, wir haben einen Diener und noch drei weitere Küchenhilfen.«
»Auf welcher Seite steht der Diener?«
Marga Frambon lachte bitter. »Lukas ist seiner Herrschaft treu ergeben. Der wird Ihnen nicht helfen, der ist Ihr Feind.«
»Und die anderen in der Küche?«
»Dafür kann ich ebenfalls meine Hand nicht ins Feuer legen. Sie müssen zusehen, daß sie unentdeckt bleiben.«
»Wer lädt den Wagen ab?«
»Die Gehilfen und ich.«
Suko hatte eine Idee. »Können Sie uns nicht den Schlüssel für den Lieferanteneingang überlassen?«
Da zuckte die Köchin zusammen. »Wissen Sie eigentlich, was Sie da von mir verlangen?«
»Ja, es ist sehr viel, aber wir sehen keine andere Möglichkeit.«
»Herr Schreiber wird mich entlassen. Er verträgt es nicht, wenn sich sein Personal gegen ihn stellt. Das müssen Sie verstehen.«
Ich mischte mich ein. »Wenn Herr Schreiber wirklich der ist, für den wir ihn halten, dann müssen Sie sich sowieso eine neue Arbeitsstelle suchen, Frau Frambon.«
Die Köchin schwieg. Sie betätigte den Blinker und bog in eine schmale Straße ein, die in die Berge hochführte. »Hier hat man Celine Wald gefunden«, sagte sie mit leiser Stimme.
»Glauben Sie denn an einen Unfall?« fragte ich.
»Ich weiß es selbst nicht.«
Die Burg war nicht zu sehen.
Ich verrenkte mir fast den Hals, doch der Wald nahm mir leider die Sicht.
»Wie ist das mit dem Schlüssel?« erinnerte Suko die Frau.
Tief atmete Margot Frambon durch. Dann sagte sie: »Ich weiß, welches Risiko ich eingehe, aber ich werde Ihnen den Schlüssel geben.« Sie nahm eine Hand vom Volant und griff in die Tasche ihrer dreiviertellangen Jacke.
Mehrere Schlüssel klimperten gegeneinander. Sie drehte die
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