Die Seelenburg
schreckliches Treiben statt, wovon Sie ja auch schon gehört haben.«
Die Frau nickte hastig. Ihre roten Wangen glühten noch mehr. »Das stimmt allerdings.«
»Sehen Sie, und diesem Treiben möchten wir ein Ende bereiten. Das ist doch sicherlich auch in Ihrem Sinne?«
»Ja, natürlich.«
»Wollen Sie uns helfen?«
»Ich weiß nicht so recht.« Sie verzog das Gesicht und kämpfte noch mit sich selbst.
»Denken Sie auch an Celine Wald.«
»Oh, sie war eine sehr nette Person. Wir haben uns immer gut verstanden. Leider erlaubte man mir nicht, an der Beerdigung teilzunehmen.«
»Warum nicht?«
Die Frau hob die Schultern. »Herr Schreiber ist es nicht gewohnt, seinem Personal Erklärungen abzugeben, wenn er einmal eine Anordnung erteilt hat.«
»Sie möchten doch, daß Celine Walds Tod gesühnt wird?« hakte ich nach.
»Es war ein Unglück.«
»Da sind wir nicht so sicher.«
»Könnte es vielleicht…?«
Ich ließ sie nicht aussprechen. »Gerade das möchten mein Freund und ich ja überprüfen.«
»Wenn das so ist, will ich es versuchen.«
Ich reichte der Köchin die Hand. »Ich danke Ihnen sehr, Frau Frambon. Und wir werden alles tun, um Sie zu schützen.«
»Ja, natürlich.«
Wir blieben im Café und besprachen mit der Frau die noch im Raume stehenden Einzelheiten.
***
Jane Collins hatte sich selbst die Suppe eingebrockt. Jetzt mußte sie den Teller auch auslöffeln. Dies sah sie ein, und daran führte kein Weg vorbei.
Die unbekannte Person mußte das Zimmer verlassen haben, denn Jane vernahm die Schritte nicht mehr, als sie ihr Ohr an die Eisenklappe legte und horchte.
Nur ihr eigener Atem war zu hören.
Was hatte sie? Die Kleidung die sie am Körper trug, ihre Astra und keine Taschenlampe.
Nicht einmal ein Feuerzeug. Das steckte in der Handtasche, die im Zimmer lag.
Jane schluckte. Es gab keine andere Alternative, als die Treppe hinunterzusteigen. Wo sie hinführte, wußte sie nicht. Sie hoffte jedoch, daß sie in der Tiefe auf irgendeinen Ausgang stoßen würde.
Behutsam tastete sich Jane Collins voran. Sie streckte das rechte Bein aus und fühlte schon die Kante der obersten Stufe unter ihrer Sohle, knickte den Fuß und stellte fest, daß die Stufe ziemlich schmal, dafür aber sehr hoch war. Eine gefährliche Treppe, über die man leicht fallen konnte.
Hinzu kam noch die Dunkelheit, die der Detektivin schwer zu schaffen machte.
Sie hielt sich dabei an der Mauer, um wenigstens ein wenig Halt zu haben. Ihre Hand glitt über raues Gestein, das sich zusätzlich feucht anfühlte. Auch hier war der Gang mit Spinnweben durchzogen. Jane spürte sie, wenn die Fäden über ihr Gesicht strichen und der Grund für eine Gänsehaut waren.
Zuerst hatte sie die Stufen gezählt. Hinterher ließ sie es bleiben, das brachte nichts. Sie brauchte die Konzentration für andere Dinge. Janes Sinne waren gespannt. Die Detektivin stand unter Streß. Sie dachte an das von ihr erledigte Wesen. Dieses Monster war schlimm, und Jane glaubte daran, daß es nicht das einzige seiner Gattung war. Die Treppe führte steil in die Tiefe. Sie machte keinen Bogen, hatte keinerlei Wendel.
Wo würde sie enden?
Es war unmöglich, die Konzentration während der gesamten Zeit aufrechtzuerhalten. Auch für eine Frau wie Jane Collins nicht, die durch tausend Gefahren gegangen war. Irgendwann mußte sie durchdrehen oder in der Konzentration nachlassen.
Das geschah auch.
Plötzlich übersah Jane eine Stufe, gleichzeitig rutschte sie ab und verlor das Gleichgewicht.
Sie hatte Mühe, einen Schrei zu unterdrücken. Jane wollte sich noch fangen, doch das schaffte sie nicht mehr. Sie fiel nach vorn und somit die Treppe hinunter.
Die Detektivin rechnete mit dem Schlimmsten. Während sie ihren Körper zusammenkrümmte, hielt sie instinktiv die Waffe fest. Drei-, viermal spürte sie die Schläge, als sie aufschlug, dann blieb sie liegen. Jane Collins war im ersten Moment zu überrascht, um gleich mit der neuen Situation fertig zu werden. Sie lag nur da und dachte an nichts. Erst langsam begriff sie, daß ihr nichts geschehen war und daß sie nur wenige Stufen hinuntergefallen war, denn sie hatte schon fast das Ende der Treppe erreicht gehabt.
Jane blieb liegen und atmete ein paarmal tief durch. Dann tastete sie ihren Körper ab. Es gab zwar einige Stellen, die schmerzten, ansonsten schien nichts geschehen zu sein. Es waren keine Knochen gebrochen, sie hatte sich auch nichts verstaucht.
Die Detektivin atmete auf. Dieser Kelch war noch
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