Die Seelenfischer (Seelenfischer-Trilogie) (German Edition)

gefälligen Dafürhalten
zusammen und sie betrogen die Frauen und ihren eigenen Herrn mit voller Absicht
um ihre Rechte. Betrug steht immer auf einem schwachen Fundament, und das der
Staatskirche zeigt tiefe Risse. Die Gläubigen bleiben weg, weil sie sich nicht
mehr so leicht etwas vorgaukeln lassen. Glaube ist kein Muss mehr, sondern
Option. Die katholische Kirche schwankt und ich habe vor, ihr den endgültigen
Todesstoß zu versetzen."
    Das
Gesicht der Holländerin befand sich nur noch wenige Zentimeter von Rabeas
entfernt. In ihren Mundwinkeln hatte sich Speichel abgesetzt und in den Augen
loderte das Feuer des Fanatismus. Jetzt sah sie nicht mehr sehr kultiviert aus.
    Rabea
war nicht direkt gegenteiliger Meinung, was die Machenschaften der Kirche
betraf. Außerdem hatte sie gespürt, dass das, was die van Kampen über ihre
Leiden in der Kindheit erzählt hatte, der Wahrheit entsprach - selbst wenn sich
ihre Geschichte wie das miese Drehbuch einer noch mieseren Telenovela anhörte.
Doch es berechtigte die Holländerin nicht, Leute zu foltern und zu ermorden.
Die ganze Zeit über wurde Rabea mit dem Standbild des armen verstümmelten Simone
gequält. Ihre gefesselte Hilflosigkeit machte sie unbeschreiblich wütend auf
diesw Frau. Aber sie wusste, dass es Simone nicht nutzen würde, wenn sie sich
hinreißen ließ. Hastig schlug sie ihre Augen nieder, bevor ihr wütendes Blitzen
sie verraten konnte. Bemüht Betroffenheit in ihre Stimme zu legen, erwiderte
sie: "Es tut mir sehr leid um Sie und Ihre Mutter. Ich kann Ihren Hass
verstehen, wirklich. Aber denken Sie nach. Sie können dafür nicht alle Priester
und die Kirche über einen Kamm scheren. Es war die Tat eines einzelnen,
fehlgeleiteten Mannes. Nur dieser Mann war es, der Ihnen beiden das angetan
hat."
    Die
van Kampen brauchte einige Sekunden, um sich wieder in den Griff zu bekommen,
aber als sie schließlich sprach, wirkten ihre Augen klar und sie dozierte, als
befände sie sich in einem Lehrsaal vor ihren Studenten: "Das stimmt nicht.
Es geschieht weiter. 2002 wurden in den USA Dutzende von Priestern wegen
Missbrauchs Minderjähriger verurteilt und die Kirche hat versucht, die Verbrechen
über Jahre hinweg zu vertuschen. Vor einigen Jahren der gleiche Skandal in
Österreich. Die Kirche ist inzwischen, insbesondere in den USA, gezwungen,
Dutzende von Gemeinden zu schließen. Sie verkauft ihre Kirchen, da sie das Geld
benötigt, um die Familien der von pädophilen, meist homosexuellen Priestern
missbrauchten Kinder auszuzahlen. Inzwischen annähernd zwei Milliarden Euro!
Anstatt Kinder zu schützen, schänden sie sie! Die homosexuelle Priesterschaft
wächst und sie haben inzwischen eine eigene, für jedermann zugängliche Webseite
etabliert, ausgerechnet über einen türkischen Server! Die haben einen
eigenartigen Humor. Ist es nicht so, dass die katholische Kirche die Geschichte
der Schöpfung für sich beansprucht? Gott erschuf den Mann Adam, aber mit ihm erschuf
er auch dessen Triebe. Er schuf das Paradies, den Baum der Erkenntnis, die
Schlange und den Apfel. Eva nimmt den Apfel und teilt ihn freundlich mit Adam.
Dafür warf Gott sie aus dem Paradies und seitdem ist die Frau an allem schuld,
sagt die Kirche. Wussten Sie, dass 96% aller Gewalttaten von Männern verübt
werden und dass 85% aller Gefängnisinsassen ebenfalls Männer sind? Ha, und dann
behaupten sie , dass die Frau schlecht ist. Dabei sind Gottes selbst
ernannte Vertreter auf Erden die Wurzel allen Übels. Ich werde sie ausreißen
und ..." In diesem Moment wurde sie durch das Läuten des Telefons
unterbrochen. Verärgert über die Störung riss sie den Hörer an sich: "Was
ist?", blaffte sie den Anrufer an und meinte dann barsch: "Wartet,
bis ich da bin." Sie wollte bereits den Raum verlassen, als sie sich
nochmals umwandte. Begleitet von einem boshaften Lächeln sagte sie: "Wenn
ich zurückkomme, schulden Sie mir Antworten. Damit Sie in der Zwischenzeit
nicht vergessen, warum Sie hier sind…“ Sie schaltete den Monitor erneut an.
Ohne Rabea noch eines weiteren Blickes zu würdigen, stöckelte die Professorin
davon.
    Gebannt
starrte Rabea auf den stummen Bildschirm. Simone war immer noch auf der
Streckbank festgezurrt. Er litt offensichtlich starke Schmerzen, aber Gabriel
hatte ihm in der Zwischenzeit den Kopf mit Mullbinden verbunden, die unter
seinem Kinn rund um seinen Kopf verliefen und ihm das Aussehen einer
Beinahe-Mumie verliehen. Sein Peiniger lehnte lässig neben ihm am