Die Seelenfischer (Seelenfischer-Trilogie) (German Edition)
muss eine natürliche
Erklärung für ihr Verschwinden geben. Gibt es bei dir etwas Neues?"
"Nein,
es hat sich niemand gemeldet. Wo stecken die beiden nur? Sie müssen doch
wissen, dass wir uns Sorgen machen."
"Gib
mir ein paar Minuten Zeit, Lukas. Ich checke die letzten Telefonate, die Rabea
auf ihrem Handy getätigt hat und ihre Mails. Ich finde bestimmt etwas. Hab´ ein
wenig Geduld und mach keine Dummheiten“, ermahnte ihn der ehemalige Agent. Er
wusste, dass der Unruhe meist die Aktion folgte und ein Lukas, der aus der
Wohnung ausbrach und Grassas Armee auf den Fersen hatte, würden ihm seine Nachforschungen
nicht erleichtern.
Niedergeschlagen
ließ Lukas den Hörer sinken. Nichts zermürbte mehr als zur Untätigkeit
verurteilt zu sein, wenn man sich um jemanden, der einem am Herzen lag, sorgte.
Mehr noch, er war weggesperrt, ein hilfloser Gefangener in den eigenen vier
Wänden. Er machte seinem Unmut Luft und schlug mit der rechten Faust heftig auf
den Tisch. Sein Aufbäumen währte nur kurz, und er ließ seinen Kopf entmutigt
sinken, während er sich mit beiden Händen durch den dichten Haarschopf fuhr, bis
ihm die Haare in allen Richtungen abstanden.
"Na,
na. Was sind denn das für Manieren? Und wie du aussiehst. Lümmelst am Tisch
herum, mit Haaren wie ein Stachelschwein. Wenn Mutter dich sehen könnte."
Lukas
fuhr freudig in die Höhe und seine müden Augen füllten sich mit Leben.
"Lucie, lieber Himmel. Ich dachte, du schläfst noch tief." Er sprang
auf und schloss sie so fest in die Arme, bis sie nach Luft japste:
"Autsch, du zerdrückst mich ja. Was ist denn los? Wo ist Rabea? Ist schon
wieder etwas passiert?", fragte sie alarmiert. Ihre auf Lukas justierten
Antennen hatten ein Signal aufgefangen, das über die bloße Erleichterung des
glimpflichen Ausgangs ihrer Entführung hinausging. Lukas führte sie zum Tisch,
ließ sie sich setzen und brachte sie mittels der letzten Hiobsbotschaft auf den
neuesten Stand. "Verschwunden, sagst du? Alle beide? Hmm." Lucie
blieb erstaunlich ruhig. Stellina, die ihr aus dem Schlafzimmer gefolgt war,
beobachtet sie aufmerksam. "Du sagtest, dass Jules jetzt dort ist und in
der Wohnung Nachforschungen anstellt? Das ist gut. Er weiß, was er tut. Er wird
sicher etwas finden", erwiderte Lucie im Brustton der Überzeugung. Tief in
sich verspürte Lukas den winzigen Nadelstich der Eifersucht. Sowohl Lucie als
auch Rabea schienen in Jules’ Fähigkeiten vollkommenes Vertrauen zu setzen. Und
er selbst saß hier nutzlos herum und musste warten, bis sich der glorreiche
Jules zurückmeldete.
"Plag
dich nicht so, Lukas. Ich weiß doch, dass du dir nichts sehnlicher wünschst,
als jetzt ebenfalls nach den beiden zu suchen. Es wird alles wieder gut, du
musst nur fest daran glauben. Das sind deine eigenen Worte, erinnerst du dich?“
Als
das mobile Telefon klingelte, griff Lukas danach wie ein Ertrinkender. Es war
Jules: "Ich glaube, ich habe eine Spur gefunden. Mir ist aufgefallen, dass
der Scanner fehlte. Eine der zuletzt angewählten Nummern von Rabeas Telefon ist
die von einem Computershop hier in der Nähe. Ich habe den Besitzer erreicht und
er hat mir bestätigt, dass ein Pater Simone bis kurz nach acht Uhr bei ihm war,
um einen Scanner reparieren zu lassen. Er muss also danach verschwunden sein,
denn wenn er in die Wohnung zurückgekehrt wäre, müsste es hier einen Scanner
geben, was nicht der Fall ist. Oh, einen Moment. Es hat gerade an der Tür
geläutet." Nach einer Weile kam Jules zurück: "Das war ein Nachbar.
Offenbar hat er Pater Simone gegen halb neun vor der Türe getroffen. Er hat ihm
ohne Umstände den Scanner mit der Bitte um Aufbewahrung in die Hand gedrückt
und ist dann zu Fuß weg. Der junge Mann meinte, er hätte es sehr eilig gehabt.
Noch etwas: Rabea hat einige sehr aufschlussreiche Seiten im Internet
aufgerufen und ein Ferngespräch nach Berlin geführt. Ich habe die Nummer
angerufen. Zunächst hielt sich der Mann, ein Kollege Rabeas, sehr bedeckt. Mein
Hinweis, dass sie sich womöglich in Lebensgefahr begeben hat, schien ihn nicht
sonderlich zu beeindrucken, anscheinend ist er nichts anderes von unserer Rabea
gewohnt. Aber ich konnte ihn schließlich überzeugen. Ich habe eine Adresse.
Wisst ihr, was ich denke? Rabea war am Ausbüchsen, und Pater Simone ist ihr
hinterher. Was meint ihr?"
"Klingt
ganz nach Rabea, es auf eigene Faust zu versuchen. Und der verrückte Simone
hatte nichts Besseres zu tun, als ihr hinterher zu dackeln."
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