Die Seelenfischer (Seelenfischer-Trilogie) (German Edition)
nach diesem hübschen Priester, der die Vatikans-SS Ihnen vorgezogen
hat. Seit zwei Jahrtausenden ist die katholische Staatskirche nichts weiter als
eine Weltverschwörung gegen die Juden und die Frauen. Sie ist unser gemeinsamer
Feind. Ich will weder Ihnen noch Lucie etwas tun, im Gegenteil: Ich will Sie
überzeugen. Helfen Sie mir, schließen Sie sich mir an!"
„In
Ordnung, reden wir darüber. Aber zuerst müssen Sie Ihren Folterknecht
stoppen", forderte Rabea bestimmt und funkelte die Holländerin
herausfordernd an.
"Gut,
aber ich warne Sie. Wenn ich nur den geringsten Zweifel hege, dass Sie mich
anlügen, sehe ich mich leider gezwungen, Gabriel weitermachen zu lassen.“ Sie
stand auf, drückte einen Knopf auf der Schalttafel und befahl: "Gabriel,
mach eine kleine Pause und biete dem Pater deine Gastfreundschaft an. Ich melde
mich später.“ Sie schaltete den Ton ab und fror den Bildschirm ein.
Rabea
schloss die Augen und atmete erleichtert durch. Sie hatte Simone erst einmal
eine Atempause verschafft. Nun kam es darauf an, weitere Zeit zu schinden.
Inzwischen musste es kurz vor 22 Uhr sein. Sie war sich sicher, dass, nachdem
Lukas und Jules vergebens auf ihren versprochenen Anruf gewartet hatten, Jules
in der Wohnung von Simones Bruder nach dem Rechten gesehen hatte. Mit ihren
Telefonaten auf dem hoffentlich dort zurückgelassenen Handy, und auch auf dem
E-Mail-Account ihres Laptops hatte sie genügend Spuren für ihn hinterlassen.
Sie würden Jules in kürzester Zeit auf die richtige Fährte bringen.
"Wie
ich sehe, arbeitet es eifrig hinter Ihren Sommersprossen. Nun, ich höre."
Rabea öffnete die Augen. Mit verschränkten Armen stand die Professorin direkt
vor ihr. Deren gesamte Körperhaltung drückte gespannte Erwartung aus.
"Also
gut. Ich zolle Ihrem repräsentativen Querschnitt der gängigen
Verschwörungstheorien über die Machenschaften der Jesuiten Beifall. Sie haben
Recht, es gibt die Dokumente und ich konnte tatsächlich bereits einen kleinen
Blick hineinwerfen. Aber bevor ich Ihnen erzähle, was ich weiß, würden Sie mir
zuvor noch eine kleine Frage in eigener Sache gewähren?", fragte sie in
ihrem besten Sabine-Christiansen-Ton, bemüht, ungemein interessiert zu klingen.
Rabea hatte vor, eine weitere Profilermethode anzuwenden: Indem sie der
Professorin schmeichelte und Interesse an ihrer Person und ihren Motiven
heuchelte, wollte sie versuchen, sie zum Reden zu bewegen und damit weitere
wertvolle Zeit schinden. Man musste kein Experte sein, um zu erkennen, dass die
Holländerin die geborene Egomanin war und über nichts lieber sprach als über
sich selbst - vor allem, da sie bis an den Rand mit Hass und Boshaftigkeit
angefüllt war. Es konnte funktionieren.
Die
Professorin registrierte den bestimmten journalistischen Frageton sofort. Als
anerkannte Wissenschaftlerin und Bestsellerautorin hatte sie bereits selbst unzählige
Interviews in ihrem Leben gegeben. Sie verdrehte zwar genervt ihre Augen, doch sie
ging darauf ein: "Also gut, wenn es hilft, Sie von meinen durchaus hehren
Absichten zu überzeugen. Was interessiert Sie denn so brennend?"
Rabea
legte los: "Frau van Kampen, wie kommt es, dass eine kultivierte und
gebildete Frau wie Sie mit allen Mitteln versucht, Bentivoglios Dokumente an
sich zu bringen und dabei weder vor Entführung, primitiver Folter und vor Mord
zurückschreckt? Warum riskieren Sie damit Ihr gesamtes Lebenswerk?“
Daran,
wie sich die perfekt geschminkten Augen der Professorin vor Hass verengten,
erkannte Rabea, dass sie die richtige Wunde aufgerissen hatte. Die Professorin
nahm ihre Steilvorlage an. "Weil es ein so genannter kultivierter Priester
war, der das Leben meiner Mutter und mir zerstört hat. Sie kam als junge Waise
Mitte der fünfziger Jahre als Haushälterin zu ihm. Sie hatte eine leichte
Behinderung und hinkte, was sie schon im Waisenhaus zum niedersten unter niederen
Wesen machte. Deshalb wähnte sie sich im Paradies, als sie die Stellung bei dem
Priester vermittelt bekam. Doch für sie wurde das Paradies zur Hölle. Beinahe
zwanzig Jahre Martyrium hat sie bis zu ihrem Tod durchlitten. Ich habe später
ihr Tagebuch gefunden. Meine Mutter war eine einfache Frau, die ihr großes Leid
in kleinen Worten ausdrückte, aber ihre Worte der Verzweiflung und des Leides
haben sich für immer in meine Seele gebrannt. Der Priester war beinahe dreißig
Jahre älter als sie und hat sich bereits in der ersten Nacht an ihr vergangen.
Meine Mutter war noch keine
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