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Die Seelenfischer (Seelenfischer-Trilogie) (German Edition)

Die Seelenfischer (Seelenfischer-Trilogie) (German Edition)

Titel: Die Seelenfischer (Seelenfischer-Trilogie) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanni Münzer
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Commissario
telefonierte kurz und winkte dann einige seiner Leute heran. Gemeinsam machten
sie sich mit gezogenen Waffen daran, vorsichtig die Treppe hinunter zu steigen.
Lucie blieb zurück, um auf den angeforderten Notarzt zu warten.
    Ungehindert
gelangten sie bis zu der verschlossenen Zellentüre und trafen einen
verzweifelten Lukas an. Er war über und über mit Rabeas Blut besudelt, die
Wunde wollte einfach nicht aufhören zu bluten. Inzwischen hatte Rabea das
Bewusstsein verloren und die Sommersprossen zeichneten sich in ihrem
erschreckend blassen Gesicht dunkel ab. Wie sie da so ruhig dalag, mit
blutverschmiertem Oberkörper, konnte man beinahe meinen, dass sie bereits tot
war. Das dachte wohl auch Lucie, die kurz darauf mit dem Arzt eintraf. Mit
einem Aufschrei wollte sie sich auf ihre Freundin stürzen. Jules hinderte sie
daran, indem er sie am Arm festhielt. "Keine Angst, Lucie. Sie lebt und
sie ist zäh. Lass den Arzt seine Arbeit tun."
    Unmittelbar
nach Lucie hatte dieser die Zelle betreten und schob sie nun ohne Umstände zur
Seite. Mit autoritärer, befehlsgewohnter Stimme komplimentierte er alle hinaus,
die nicht Bestandteil seines medizinischen Teams waren. Nur kurz streifte sein
Blick den toten Simone, dann widmete er sich sofort der Überlebenden. Während
er seine Anweisungen erteilte, nahmen Lukas und Jules die in Tränen aufgelöste
Lucie in die Mitte und folgten Grassa auf den Gang. Dieser informierte sich via
Funk über den Stand des polizeilichen Einsatzes. Dann wandte er sich den beiden
Männern zu und musterte sie böse. Er verschränkte die Arme vor dem Körper und
seine Stimme klang gefährlich ruhig, als er sagte: „Nun, ich höre.“ Lukas, der
seine Schwester im Arm hielt, überließ Jules das Reden. In wenigen Worten schilderte
er Grassa die Geschehnisse der letzten Stunden. Der Commissario war Profi
genug, sich im Moment mit Ermahnungen was ihr eigenmächtiges Vorgehen
anbelangte, zurückzuhalten. Aber seine finster entschlossene Miene versprach,
dass er sehr bald darauf zurückkommen würde.
    Danach
erzählte Lucie ihrem Bruder und Jules, wie die beiden Leibwächter sie nach der
simulierten Episode im Schlafzimmer in die Mangel genommen hatten. Gemeinsam
hatten sie sie überzeugt, dass Gefahr für ihren Bruder und seinen Freund
bestände und sie eventuell Unterstützung brauchen würden. Daraufhin hatte sie
ihnen die Adresse von Pater Simones Bruder verraten. Wie Jules waren die beiden
kriminalistisch geschulten Männer dort auf die Adresse der Villa gestoßen und
zusammen mit ihr hierher gefahren. Sie hatten die Villa erst wenige Minuten
beobachtet und waren noch unschlüssig über ihr weiteres Vorgehen, als ihnen das
Glück zur Hilfe kam. Das schwere, schmiedeeiserne Tor öffnete sich, um einen
weiteren Lastwagen hinauszulassen. Lucie hatte das Geschehen mit dem Fernglas,
das ihre Wächter mit sich führten, beobachtet und dabei den Entführer erkannt,
der vom Berghof der Sassis entkommen war. Daraufhin hatten sie sofort Grassa
verständigt, der keine Viertelstunde später mit seinen Männern zur Stelle war.
    Unbemerkt
von Lucie, die kurz mit Grassa sprach, flüsterte Lukas Jules etwas zu, dann
verschwand er nochmals im Gang.
    Einige
Minuten später kam Bewegung hinter ihnen auf und die beiden Sanitäter verließen
mit Rabea die Zelle in Richtung Treppe. Unter der Decke der Bahre wirkte ihre
zerbrechliche Gestalt schmal und winzig wie die eines Kindes. Der Arzt lief
neben der Trage her und hielt eine mit Rabeas linkem Arm verbundene
Infusionsflasche. Als er sah, dass sowohl Lucie als auch Jules Anstalten
machten, auf die Bahre zuzugehen, hielt sie der Arzt mit einer herrischen
Handbewegung seiner freien Hand auf: "Sie ist stabil, muss aber sofort
operiert werden. Wir fahren in das Santa Maria Krankenhaus. Es liegt am nächsten.
Sie können nachkommen."
    "Warten
Sie", flüsterte Rabea und wandte kaum merklich ihren Kopf den Freunden zu.
Der Arzt gab einen kurzen Befehl und die Sanitäter blieben stehen.
    "Wo
ist Lukas?", fragte sie leise, während ihre fiebrig glänzenden Augen unruhig
umher glitten.
    Jules
beugte sich zu ihr hinunter und antwortete: "Er hat sich geweigert, deinen
Haarzopf zurückzulassen. Er wollte ihn holen."
    "Was
für ein Schaf", erwiderte Rabea und die Andeutung eines Lächelns huschte
über ihr Gesicht. "Was ist mit der Frau? Habt ihr sie?"
    "Welche
Frau?", antworteten alle mehr oder weniger gleichzeitig.
    "Die
van Kampen, deine angebliche Freundin, Lucie.

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