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Die Seelenfischer (Seelenfischer-Trilogie) (German Edition)

Die Seelenfischer (Seelenfischer-Trilogie) (German Edition)

Titel: Die Seelenfischer (Seelenfischer-Trilogie) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanni Münzer
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drinnen", beeilte sich
Frau Gabler ihre Herrin aufzuklären, den letzten Satz dabei besonders betonend,
als wäre der Fund einer unerhörten Menge Staubes im Haus der von Stetten die eigentliche
wichtige Mitteilung.
    "Oh",
entfuhr es Evelyn von Stetten, der die Nachricht sichtlich nicht behagte. Seit
Jahren hatte sie ihrem Mann in den Ohren gelegen, bis er endlich zugestimmt
hatte, Teile der veralteten Heizung, die noch aus dem ersten Jahrzehnt des 20. Jahrhundert
stammte, zu erneuern. Immer wieder hatte sie morgens beim Frühstück geklagt,
wie schlecht sie nachts schlafen konnte und ihr die Rohre mit ihrem Zischen und
Gurgeln ständige Kopfschmerzen bereiten würden.
    Heinrich
von Stetten war jede noch so kleine Veränderung in seinem Haus, das sich seit über
zweihundert Jahren im Besitz seiner Familie befand, zuwider. Auch liebte er die
vertrauten, nächtlichen Geräusche des Hauses, mit denen er aufgewachsen war.
Allerdings erging es ihm nicht anders als allen Ehemännern dieses Planeten, die
Wert auf Seelenfrieden im eigenen Hause legten: Hatte sich die Frau einmal
etwas in den Kopf gesetzt, kämpfte man(n) auf verlorenem Posten.
    "Also
gut, Alma. Dann wollen wir uns das einmal anschauen." Mit beiden Händen
strich sie kurz über ihren bodenlangen Kaftan und folgte der vor ihr her trabenden
Haushälterin nach unten. Dort begrüßte sie mit einem kurzen Nicken die beiden
Fuggas und wandte sich sogleich dem Fund in der freigelegten Nische zu. Beflissen
sprang der ältere Fugga herbei und leuchtete mit der Taschenlampe hinein. Er
hatte inzwischen zwei weitere Kassetten herausgelöst, so dass die Baronin einen
uneingeschränkten Blick in die vergrößerte Öffnung werfen konnte. Reihen von Büchern
stapelten sich darin. Ohne zu zögern griff sie nach einem der obersten Bände
und blätterte darin. Es war eine Ausgabe der Luther-Bibel von 1529, wie sie der
Prägung an der Innenseite entnahm. Gedankenverloren reichte sie das Buch an
Frau Gabler weiter, die ein Staubtuch aus den Tiefen ihrer Schürze gezogen
hatte und die Bibel sofort emsig wischend vom feindlichen Staub befreite. Währenddessen
hatte die Baronin ein weiteres Buch herausgezogen und aufgeschlagen. Es war
eine Erstausgabe mit dem Titel "Cautio Criminalis", jedoch war kein
Verfasser angegeben. Aber sie fand eine Widmung mit Datum: Ein Friedrich Spee
von Langenfeld schenkte das Buch 1632 jemandem, dessen Namen sie nicht
entziffern konnte. Nachdem sie zwei weitere Bände inspiziert hatte, wusste sie,
dass sie genug gesehen hatte.
    Evelyn
von Stetten hatte viel zu lange mit einem von antiken Büchern und Manuskripten
besessenen Mann zusammengelebt, um nicht zu erkennen, dass der Fund
außergewöhnlich war. Womöglich handelte es sich hier sogar um einen Teil des
angeblich verschollenen Familienschatzes. Immer wieder hatten Mitglieder der
Familie von Stetten aufgrund eines sich hartnäckig haltenden Familiengerüchts
nach dem vermeintlichen Schatz geforscht. Unvermittelt überkam die Baronin eine
Welle der Heiterkeit. Welch` Ironie des Schicksals, dass der sagenumwobene
Schatz, der in den Phantasien der Erzähler von Generation zu Generation zu
einem wahren Berg prachtvollster Edelsteine, Gold- und Silbermünzen angewachsen
war, sich jetzt womöglich als ein Haufen verstaubter Bücher entpuppte. Allerdings
konnte Evelyn sich niemanden vorstellen, der weniger enttäuscht darüber wäre,
dass es sich um einen Schatz des Wissens handelte, als ihr Mann. Diese
verschollene Bibliothek war das magische Camelot Heinrich von Stettens. Ärgerlich
kaute sie auf ihrer Unterlippe. Wenn sie ihm jetzt von dem Fund berichtete,
würde er mit Sicherheit sofort in sein Flugzeug steigen und zurückkommen.
    Mit
seinen beinahe Siebzig leitete Heinrich von Stetten das Familienunternehmen,
das durch den Besitz mehrerer Stahlwerke auch in der Rüstungsindustrie tätig
war - bekannt  vor allem wegen der präzisen Lenkwaffen und daher viele
lukrative Regierungsaufträge erhielt -, als Mehrheitsaktionär und Vorstandsvorsitzender.
    Plötzlich
hatte Evelyn die rettende Eingebung, sie wusste, wen sie anrufen konnte. Sie
wandte sich an die beiden Fuggas: "Meine Herren, wir lassen die Arbeiten
in der Bibliothek vorerst ruhen. Ich schlage vor, Sie machen in den Räumen
meines Mannes im Obergeschoss weiter. Frau Gabler wird Ihnen den Weg zeigen.
Alma, wären Sie bitte so freundlich?", wandte sie sich an ihre
Haushälterin.
    Die
beiden Fuggas packten ihre Werkzeuge hurtig zusammen. Sie

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