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Die Seelenfischer (Seelenfischer-Trilogie) (German Edition)

Die Seelenfischer (Seelenfischer-Trilogie) (German Edition)

Titel: Die Seelenfischer (Seelenfischer-Trilogie) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanni Münzer
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uns ein ruhigeres Plätzchen, hier behindern wir nur die
Arbeit der Kollegen. Sie haben sicherlich nichts dagegen, wenn wir solange in
ihre Wohnung gehen.“
    Zielsicher führte er sie aus der Wohnung, überquerte den Flur, um
dann vor der verschlossenen Türe der von Stetten stehen zu bleiben. Das
Hundchen wich Lucie nicht von der Seite und war ihr hinterher getrabt. „Wenn
Sie so freundlich wären, die Türe zu öffnen, Signorina Lucie?“, forderte der Commissario
sie auf.
    „Ach, du meine Güte, auch das noch. Ich bin mir sicher, dass ich
sie vorhin nur angelehnt hatte. In der Eile habe ich keinen Schlüssel
mitgenommen. Was mach ich denn nun?“, spielte Lucie den Unschuldsengel.
    Grassa warf ihr einen zweifelnden Blick zu: „Sie rühren sich nicht
vom Fleck, Signorina. Ich bin gleich wieder da.“
    „Natürlich warte ich auf Sie. Wo soll ich denn in meiner
Aufmachung hin?“, rief ihm Lucie zuckersüß hinterher und wippte aufreizend auf
ihren Zehenspitzen.
    Nach wenigen Minuten bereits kehrte Grassa mit einem sauertöpfisch
wirkenden, baumlangen Beamten im grünen Kittel zurück, der einen enorm dicken
Schlüsselbund schwenkte. Neben Schlüsseln in allen möglichen Größen und Formen
hingen noch einige zum Teil merkwürdig gekrümmte Werkzeuge an dem Bund. Herrisch wies Grassa auf die
Tür.
    Der Mann faltete seine langen Beine umständlich zusammen und
kniete schließlich in Augenhöhe vor dem nach außen altmodisch wirkenden
Schloss, das jedoch in seinem Innenleben der modernsten Technik entsprach.
Geschäftig untersuchte er das Schloss mit seinen langen Fingern, um dann einen
circa zehn Zentimeter langen steifen Draht von seiner Werkzeugkette abzulösen.
    „Bitte seien Sie vorsichtig, die Tür ist sehr alt und
denkmalgeschützt“, säuselte Lucie mit dickem Augenaufschlag an seine Adresse.
    An jenem prallte ihr Charme jedoch wirkungslos ab. Ist vermutlich
schwul, dachte Lucie böse. Der Blick, den er ihr aus zusammengekniffenen Augen
zuwarf, besagte nämlich eindeutig, dass er jegliche Einmischung, insbesondere
der weiblichen in seine Arbeit, als unter seiner Würde betrachtete. Stattdessen
knurrte er sie an: „Steckt der Schlüssel von innen?“
    Lucie verneinte, aber natürlich steckte der Schlüssel innen.
Rabea, die alle Tricks kannte, hatte dafür gesorgt.
    Unaufhörlich missmutig vor sich hin grummelnd, fing der Mann mit
der eigentlichen, diffizilen Arbeit an und hantierte minutenlang mit seinen
Werkzeugen an dem Türschloss herum. Grassa wurde sichtlich ungeduldig und der
Mann fing an zu fluchen, während er sich weiter abmühte. Endlich knackte es
leise und die schwere Eingangstür schwang mit einem leisen Knarzen nach innen
auf. Der Handwerker sah den innensteckenden Schlüssel und warf Lucie einen
bösen Blick zu. „Upps“, machte diese und zuckte unschuldig mit den Schultern.
    „Nach Ihnen, Signorina von Stetten“, bat Grassa höflich, bemüht,
weiterhin seinen Charme spielen zu lassen. Lucie ging darauf ein und berührte,
begleitet von einem betörenden Lächeln kurz seinen Arm: „Machen Sie es sich
schon einmal im Salon bequem, Signore Grassa. Sie finden sich ja hier
inzwischen selbst zurecht. Wenn Sie nichts dagegen haben, würde ich mir vorher
gerne etwas Passenderes anziehen.“ Der Blick des Commissario ließ zwar keinen
Zweifel daran, dass er nichts gegen ihre Aufmachung hatte, aber er konnte ihr
den Wunsch kaum verwehren.
    Mit aufreizend langsamem Gang steuerte Lucie ihr Schlafzimmer an.
Sie wusste genau, dass die Augen des Commissario ihr folgen würden. Sie ließ
sich mit ihrer Toilette so lange Zeit, wie es gerade noch vertretbar schien,
ohne die Geduld des Polizisten überzustrapazieren. Stellina hatte es sich
inzwischen zur Aufgabe gemacht, den Commissario zu bewachen.
    Nach gut zehn Minuten kehrte Lucie zurück. Sie hatte ihre langen
blonden Haare kräftig gebürstet, so dass sie ihr seidig über die Schultern
flossen, ihre Ohren schmückten große silberne Kreolen. Sie trug jetzt weiße
Leinenshorts und eine ärmellose, blau-weiß karierte Vichybluse, die sie vorne
unter der Brust verknotet hatte und die ihren braungebrannten, straffen Bauch
kess zur Geltung brachte, dazu strahlend weiße Turnschuhe. Um der Wahrheit Genüge
zu tun: Sie trug nicht viel mehr am Leibe als zuvor.
    Als Lucie den Salon betrat, bellte der Commissario soeben wütend
in sein Handy: „Verdammte Sauerei. Ich melde mich gleich zurück. Dann will ich
wissen, wie das passieren konnte.“ Er legte

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