Die Seelenfischer (Seelenfischer-Trilogie) (German Edition)
machte sich Lukas Sorgen um sie. Im
Haus war es allgemein bekannt, dass die Contessa manchmal zu tief ins Glas schaute
und vielleicht war sie gestürzt. Als Sohn des Hauseigentümers hat mein Bruder
einen Generalschlüssel. Wie du weißt, fanden wir sie tot in der Badewanne.
Rabea hat Lukas dann zur Rede gestellt, weil auch ihr das etwas zu viele
Zufälle auf einmal waren. Sie ist eine bekannte Journalistin, weißt du.“
„Ja, das wissen wir inzwischen. Aber bisher hast du mir nichts
verraten, was uns in der Sache weiterbringt. Was hat euch dein Bruder erzählt?“
„Wollte ich dir gerade sagen. Anscheinend hat der Generalobere,
als er noch keiner war, irgendetwas gefunden und versteckt, hinter dem seit
langem eine Menge Leute her sind. Lukas sollte es in seinem Auftrag holen. Das
ist alles, Riccardo. Dann hat uns die Putzfrau entdeckt. Rabea hat mir
zugeflüstert, ich soll mich um die Frau kümmern und die Polizei informieren.
Sie und Lukas würden die Angelegenheit zu Ende bringen.“
„Und dein Bruder hat dir nicht erzählt, was der Generalobere
versteckt hat, hinter dem angeblich eine Menge Leute her sind?", bohrte er
nach.
„Nein. Aber er
wollte es mit Rabea zusammen holen. “
„Und du weißt
wirklich nicht, wohin sie wollten?“
„Nein, aber Rabea hat gesagt, dass sie bis zum Abend zurück sein
würden. Also kann es nicht so weit sein, oder?“
„ WENN sie tatsächlich bis zum Abend zurück sind“, erwiderte
er mit grimmiger Miene. „Ich weiß, dass dein Bruder und du hier in Rom kein
Auto habt. Was ist mit der Journalistin, hat sie eines oder vielleicht einen
Mietwagen?“
„Nein, ich glaube nicht. Rabea ist gestern früh mit dem Taxi vom
Flughafen hierhergekommen.“
„Also sind sie auf die öffentlichen Verkehrsmittel angewiesen. Sie
werden wissen, dass sie verfolgt werden, und darum keinen Mietwagen nehmen, das
geht nur über Kreditkarte und dann hätten wir eine Spur. Ich werde die
Busbahnhöfe und den Bahnhof überwachen lassen und auch die Taxizentrale
informieren. Haben die beiden ein Handy mitgenommen? Kannst du sie erreichen?“
Lucie schüttelte den Kopf, um die Lüge nicht laut auszusprechen. Rabea besaß
zwei Handys. Ein öffentliches, das bei ihr im Schlafzimmer lag und das sie
absichtlich gut sichtbar für Grassa hatte liegen lassen und ein zweites, das
nicht auf sie registriert war, damit sich ihre Informanten bei ihren Anrufen
sicher fühlen konnten. Lucie hatte nicht vor, die Nummer Grassa zu verraten,
der sie sonst via GPS aufspüren konnte. Aber sobald sie ihn losgeworden war,
hatte sie vor, ihre Freundin von ihrem eigenen Handy aus anzurufen, um sie
wegen des Mordes an dem Polizeibeamten zu warnen.
Während der Commissario nach seinem Mobiltelefon griff und weitere
Anweisungen erteilte, quälten Lucie heftige Sorgen. Der ermordete Beamte, der
Lukas überwachen sollte, war der eindeutige Beweis, dass die unbekannten Mörder
Rabea und Lukas dicht auf den Fersen waren. Und dieser Jemand wünschte keine
Zeugen.
„Wo willst du hin?“, keuchte Lukas, während er hinter Rabea in
Richtung Pantheon herjagte. Obwohl er durch seinen täglichen Morgenlauf in
topfitter Verfassung war, schien sich der Abstand zwischen ihm und Rabea zu
vergrößern. Die Aufregungen der schlaflosen Nacht und zu viel Abführmittel
machten ihm zu schaffen.
„Zur Parkgarage in der Via XX. Settembre. Das Redaktionsbüro hat
dort für mich einen Wagen untergestellt. Das Auto läuft nicht auf meinen Namen,
also weiß niemand davon. Ich habe gestern den Schlüssel per Boten bekommen.
Taxi und Zug wären viel zu gefährlich, die werden bestimmt überwacht. Ich habe
keine Lust, gleich wieder diesen grässlichen Grassa auf den Hacken zu haben.
Hoffentlich kann ihn Lucie so lange einwickeln, bis wir im Auto sitzen. Der
Rest wird ein Kinderspiel. Wir fahren zur angegebenen Adresse, leeren das Schließfach,
sehen nach, was es ist und entscheiden dann, ob wir es einfach verbrennen oder
deinen Jesuitenbossen übergeben.“
„Ha, von wegen verbrennen oder übergeben.“ Lukas blieb abrupt
stehen. „Ich kenne dich, Rabea. Du witterst doch eine Riesenstory. Ich kann
förmlich noch an deinem Hinterkopf ablesen, wie dein Hirn arbeitet. Ich glaube,
ich muss vorher etwas klarstellen. Was immer wir in dem Schließfach finden, es
ist mein Problem und ich entscheide, was damit passiert. Wenn du
mir nicht versprichst, dass du die Entscheidung mir überlässt, gehe ich von
hier ab ohne dich weiter.“
„Ist ja
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