Die Seelenfischer (Seelenfischer-Trilogie) (German Edition)
nächsten Schritte. Wo konnte das
Miststück stecken? Gegenüber war eine Bushaltestelle. Die schloss er sofort
aus. Der Stazione Termini, der Hauptbahnhof von Rom, lag zu weit rechts. Taxi?
Hätte sie längst x-mal eines nehmen können. Was gab es hier noch in der Nähe?
Aufmerksam drehte er sich um seine eigene Achse. Plötzlich fiel sein Blick auf
ein Schild. Ein weißes P auf blauem Grund. Ein Parkhaus. Natürlich, sie hatte
ein Auto. Im Laufschritt hielt er darauf zu.
Lukas zuckte zusammen, als direkt neben ihm ein Wagen hupte. Rabea
saß am Steuer und schimpfte: „Da bist du ja endlich. Ich warte schon eine halbe
Ewigkeit. Los, steig ein, wir müssen hier schnell verschwinden. Ich hatte einen
ziemlich hartnäckigen Verfolger.“
Lukas riss die Beifahrertüre des dunkelblauen Fiat Uno auf und ließ
sich atemlos auf den Sitz fallen: „Tut mir leid. Ich bin unterwegs direkt in
die Arme eines Pater vom Kollegium gelaufen. Er wollte von mir unbedingt alles
über den Tod des Pater General erfahren. Ich musste mich zumindest etwas mit
ihm unterhalten, um nicht unhöflich zu wirken. Dann musste ich noch einen Umweg
nehmen, damit er, falls er von Grassa verhört wird, falsche Angaben macht“,
verteidigte sich der junge Mann, um anschließend herzhaft zu gähnen.
„Schon gut. Müde, Lukas?“ Rabea warf ihm von der Seite einen
kurzen prüfenden Blick zu, während sie sich in den dichten Verkehr einfädelte.
Sie wollte auf die Tangenziale, den römischen Ring und von dort auf die
Autobahn Roma-Aquila, Richtung Pescara. „Versuch ein wenig zu schlafen, wir
brauchen mindestens zwei Stunden, eher mehr, bis wir da sind.“
„Danke. Ich glaube zwar nicht, dass ich schlafen kann, aber ich
versuche, ein wenig vor mich hinzudösen.“ Er hatte kaum die Augen geschlossen,
als sein Magen ein unüberhörbares lautes Gurgeln von sich gab.
Rabea kicherte: „Unglaublich, du musst einen Saumagen haben, wenn
du jetzt schon wieder Hunger hast. Ich werde an der Autobahn anhalten und uns
ein Frühstück spendieren.“
„Ist das nicht zu gefährlich, wenn uns jemand sieht?“, fragte der
junge Mann beklommen.
„Papperlapapp. Du bleibst im Wagen und ich gehe. Es ist
Urlaubszeit und in den Bars herrscht stets Gewimmel, da falle ich nicht weiter
auf. Grassa hat nicht den geringsten Schimmer, wo wir sind, geschweige denn
weiß er, dass wir einen Wagen haben. Nein, ich denke, bis heute Abend sind wir
vor ihm relativ sicher. Außerdem ist da auch noch Lucie. Die wird ihn schon
beschäftigen. Verlass dich drauf. Und jetzt mach die Augen zu und hör auf zu
unken. Lass Schwester Rabea nur machen“, bestimmte sie in gewohnter Manier.
Lukas fiel noch etwas ein: „Was meinst du mit, du hattest einen
hartnäckigen Verfolger? Hast du nicht gesagt, derjenige würde hundertprozentig
mir folgen? Wie bist du ihn losgeworden?“
„Sagen wir so, meiner hat mit der Hand Gottes Bekanntschaft
gemacht. Und wie bist du deinen losgeworden? Ich habe dich nämlich zwei Minuten
lang beobachtet, bevor ich dich mit dem Wagen aufgeklaubt habe, um sicher zu
gehen, dass du nicht verfolgt wirst.“
„Keine Ahnung. Ich habe ein paar Haken geschlagen, aber ansonsten
habe ich für solche Situationen keinerlei Tricks auf Lager. Sagen wir so, ich
habe einfach auf Gottes Wege vertraut“, antwortete Lukas und gähnte wieder. Er
schloss die Augen und war entgegen seiner Annahme sofort eingeschlafen.
Diesmal hatte der Vollstrecker Glück gehabt und die Spur der
Rothaarigen und des Pfaffen tatsächlich an der Parkgarage wieder aufgenommen.
Nachdem er einen Wagen kurzgeschlossen hatte, folgte er, immer zwei bis drei
Wagen zwischen ihnen lassend, dem blauen Fiat.
Allerdings, aufgrund seiner Nachlässigkeit, wusste die Rothaarige
jetzt, wie er aussah und er musste nun mehr auf der Hut sein. Zum ersten Mal in
seinem Leben hatte er einen Gegner unterschätzt. Er schwor sich, dass es auch
das letzte Mal gewesen war.
Lukas wachte in dem Moment auf, als Rabea den Wagen vor einer
Autobahnbar anhielt. „Autogrill“ las er. Er warf einen Blick auf seine
Armbanduhr. Sie zeigte kurz nach zehn an.
„Hallo Schlafmütze. Du warst offensichtlich noch müder als
hungrig. Wie wäre es jetzt mit einem kleinen Frühstück?“, schlug Rabea munter
vor. Lukas fragte sich nicht zum ersten Mal, woher sie ihre Energie hernahm. Er
selbst fühlte sich wie gerädert.
„Wo sind wir?“, fragte er, während er versuchte, sich in dem zu
kleinen Wagen vorsichtig zu
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