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Die Seelenfischer (Seelenfischer-Trilogie) (German Edition)

Die Seelenfischer (Seelenfischer-Trilogie) (German Edition)

Titel: Die Seelenfischer (Seelenfischer-Trilogie) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanni Münzer
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Polizisten, der in einer sich rasch
ausbreitenden Blutlache lag. Was für ein Amateur. Der Vollstrecker schätzte ihm
ebenbürtige Gegner, sonst machte das Töten keinen richtigen Spaß. Und er hasste
es, auf die Schnelle zu töten, ohne alles entsprechend geplant und vorbereitet
zu haben. Eile verdarb jegliche Präzision. Er wickelte das blutbesudelte Messer
in ein Taschentuch und steckte es ein. Er musste sich beeilen, wenn er die
Rothaarige nicht aus den Augen verlieren wollte. Im Gegensatz zu Grassas
Beamten war er der Meinung, dass Rabea das weit interessantere
Observationsobjekt darstellte. Er war sich sicher, sie würde ihn direkt zurück
zu dem Pfaffen führen.
     
    Misstrauisch sah sich Rabea auf der Piazza di Spagna um. Sie war
sich sicher gewesen, dass der Mann, der sie verfolgt hatte, hinter Lukas her
war. Trotzdem wurde sie das Gefühl nicht los, dass auch ihr jemand folgte. Es
waren doch zwei gewesen, schoss es ihr durch den Kopf. Der Mann, der jetzt
hinter ihr her war, schien es schlauer anzustellen, als derjenige, der ihr am
Pantheon aufgefallen war. Obwohl sie Tricks anwandte, zum Beispiel plötzlich
stehen blieb, um sich den Schnürsenkel zu binden und dabei aufmerksam die
Umgebung beobachtete oder die Spiegelungen hinter sich im Schaufenster
musterte, konnte sie ihren Verfolger nicht ausmachen. Allerdings war die Piazza
di Spagna an diesem wunderschönen Morgen bereits sehr belebt, so dass es schwer
war, jemand Bestimmtes in der Menge auszumachen. Rabea beschloss, aufmerksam zu
bleiben, aber keine Zeit mehr darauf zu verschwenden, den Verfolger zu
entlarven. Sie baute darauf, ihn spätestens im Parkhaus abschütteln zu können.
    Gabriel empfand
zunehmendes Vergnügen an der Verfolgung.
    Die Rothaarige schien Verdacht geschöpft zu haben, hatte aber
gegen einen Profi wie ihn keine Chance. Trotzdem gefiel ihm das Katz- und
Mausspiel. Er war schon gespannt auf ihren nächsten Zug, wurde allerdings
enttäuscht, da sie keinerlei weitere Versuche unternahm, ihn zu entdecken.
Wider Erwarten ärgerte er sich darüber und er beschloss, wieder etwas Würze in
die Angelegenheit zu bringen. Am Largo di San Susanna verließ er seine Deckung
und schlenderte offen innerhalb eines Pulks kampferprobter Touristen mit um den
Hals gehängten Digitalkameras dahin, und als die Gruppe nach rechts in Richtung
Piazza Republica einschwenkte, ging er alleine weiter. Er folgte Rabea die hier
leicht ansteigende Via XX. Settembre hinauf. Da die junge Frau flott
ausschritt, beschleunigte auch der Vollstrecker seinen Gang und holte sie kurz
vor der Porta Pia beinahe ein. Hier bog Rabea nach links in den Corso d’Italia
ab und es trennten sie nur noch ungefähr fünf Meter voneinander. Auf diese
kurze Distanz gönnte er sich einen langen Blick auf Rabeas vor ihm hin- und her
schwingenden Po in den kurzen Jeansshorts, und stellte sich genüsslich vor, was
er später alles damit anstellen würde. Das entgegenkommende Grüppchen von
ungefähr einem halben Dutzend ältlicher Nonnen in grauer Tracht würdigte er
nicht eines einzigen Blickes. Plötzlich jedoch tat Rabea etwas völlig
Unerwartetes. Mit einem schnellen Satz sprang sie mitten in die Gruppe hinein
und erzielte damit die Wirkung einer mittleren Bombe. Gleich einem Schwarm
Tauben bei einem Gewehrschuss stoben die Nonnen erschrocken auseinander, so
dass Rabea beinahe glaubte zu sehen, wie einige Federn aufwirbelten. Sie packte
eine besonders kräftige Nonne am Arm und flehte sie an: „Bitte, bitte helfen
Sie mir. Dieser Mann hier verfolgt und belästigt mich.“ Da dem Vollstrecker der
lüsterne Blick buchstäblich noch im Gesicht geschrieben stand, zweifelten die
Nonnen nicht eine Sekunde an ihrer Aussage. Entsetzt beobachtete er, wie sich
auf den Gesichtern der frommen Damen der gleiche entschlossen-entrüstete Gesichtsausdruck
breitmachte. Wie auf ein geheimes Zeichen hin stürzten sich alle gleichzeitig
auf ihn. Sie kreisten ihn ein, beschimpften ihn und fuchtelten dabei mit ihren Taschen
vor ihm herum. Eine malträtierte ihn sogar mit einem Regenschirm, weiß der
Kuckuck, wozu sie ihn an einem strahlend schönen Tag, an dem nicht das
winzigste Wölkchen am Himmel zu sehen war, dabei hatte. Als die Nonnen endlich
von ihm abließen und auf einer Woge der Empörung davon rauschten, war die
Rothaarige wie vom Erdboden verschluckt. Der Vollstrecker fühlte mörderischen
Hass in sich aufsteigen. Das würde die kleine Hexe noch bitter bereuen.
    Fieberhaft überlegte er seine

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