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Die Seelenkriegerin: Roman (German Edition)

Die Seelenkriegerin: Roman (German Edition)

Titel: Die Seelenkriegerin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Celia Friedman
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endlich zu ihrer Zufriedenheit festgestellt hatte, dass alles so war, wie es sein sollte, landete sie und nahm ihre menschliche Gestalt wieder an. Zunächst stand sie einfach da, ließ sich den heißen Sommerwind durch das Haar wehen und betrachtete die fremde Landschaft. Roter Stein und roter Sand, vom rötlich gelben Licht der Abendsonne übergossen. Öde und wunderschön zugleich, eine Vision aus einer anderen Welt.
    Auf einer nahegelegenen Anhöhe stand ein kleines Gebäude im Stil eines Tempels. Leuchtend weiße Säulen trugen ein Dach der gleichen Farbe, anstelle von Wänden hingen weiße Tüllschleier herab. Bei jedem Windhauch kräuselte sich der Tüll wie Wasser und ließ das ganze Bauwerk unwirklich aussehen. Magisch.
    Vielleicht trog dieser Eindruck ja auch nicht , überlegte sie. Die Illusion eines Tempels war viel einfacher zu beschwören als die Masse, aus der er bestand. Jedenfalls bot er ein schönes Bild, und da sie ahnte, dass Colivar den Tempel eigens für dieses Treffen geschaffen hatte, beschloss sie, ihn einfach für echt zu halten und sich über die Arbeit des Magisters zu freuen.
    Sie stieg die weiße Steintreppe hinauf und trat zwischen die Pfeiler. Drinnen war es kühl und schattig. Vier Liegen aus Alabaster mit weißen Seidenpolstern waren zu einem Quadrat angeordnet. Colivar, der sich in seiner schwarzen Robe auf eine dieser Liegestätten drapiert hatte, setzte einen dramatischen Akzent.
    Auch sie selbst hatte sich schwarz gekleidet und bildete einen nicht weniger auffallenden Kontrast.
    »Kamala.« Bei ihrem Eintritt erhob er sich. Sie spürte seine leichte Anspannung und witterte den sexuellen Unterton in seiner inneren Unruhe. Sie hatte in ihrer Jugend genügend Männer bedient, um solche Zeichen mit untrüglicher Sicherheit zu erkennen. »Ich danke dir, dass du gekommen bist«, sagte er.
    »Eure Nachricht klang sehr dringend.«
    »Zurzeit überschlagen sich die Ereignisse.«
    Er nickte zu einer Glaskaraffe hin, die auf einem Tischchen zwischen zwei Liegen stand; der Rotwein leuchtete im Schein der Abendsonne wie frisches Blut. Sie lehnte das Angebot mit einer Handbewegung ab, entschied sich für die Liege, die der seinen gegenüberstand, und ließ sich darauf nieder. Pechschwarz auf jungfräulichem Weiß. Sie spürte, wie sich der Raum zu perfekter Symmetrie fügte, als er sich ebenfalls setzte. Die Möbel waren so gestellt, dass ihr rotes Haar im Schein der untergehenden Sonne förmlich auflodern würde.
    »Ich brauche deine Hilfe«, sagte er.
    Sie nickte. »Das dachte ich mir.«
    »Ich habe einen Hinweis, wo Siderea Aminestas sich aufhalten könnte. Vielleicht auch eine Fährte, die zu ihr führt. Ich muss wissen, was von beidem es ist.«
    Sie zog neugierig eine Augenbraue hoch. »Ihr wollt mich zum Spürhund für Königinnen machen?«
    Er lachte leise. »Kennst du jemanden, der für diese Aufgabe besser geeignet wäre?«
    »Nein«, gab sie zu. Ein kleines Schmunzeln umspielte ihre Lippen.
    »Im Süden gibt es eine Stadt namens Tefilat. Ich muss wissen, was da draußen vor sich geht.«
    »Das heißt, Ihr müsst wissen, ob sie dort ist.«
    Er nickte. »Kannst du das feststellen?«
    Sie erinnerte sich, wie schwer es ihr selbst in einer Vision gefallen war, in das Revier der Königin des Nordens einzudringen. Wenn Siderea über die gleichen Kräfte verfügte, könnte sich Kamala in den Weiten der Wüste verirren und sie niemals finden; in einem solchen Gelände gab es nicht genügend markante Orientierungspunkte, an die sie sich halten konnte. In einer klarer gegliederten Umgebung wäre es dagegen möglich. Nicht wahrscheinlich, aber möglich. »Vielleicht«, sagte sie. »Habt Ihr eine Karte für mich? Ich kenne die Gegend nicht.«
    »Ich habe noch etwas Besseres.«
    Er streckte ihr die Hand entgegen, und als sie die ihre darunter hielt, ließ er rötlichen Sand in einem dünnen Strahl in ihre Handfläche rieseln. »Der stammt aus Tefilat.«
    Sie schloss die Finger um den Sand und spürte die feine Körnung. Dann durchdrang sie ihn mit allen Sinnen und suchte nach den geheimen Spuren seiner vergangenen Geschichte. Die Standortenergie war stark genug, der Sand konnte durchaus als Anker dienen und sie zum Ort seiner Herkunft führen.
    Gerade wollte sie in sich gehen und mit der Suche beginnen, als ihr wieder einfiel, wie er sie angetroffen hatte, als sie die Spinas-Berge absuchte. Bei der Erinnerung schoss ihr das Blut in die Wangen. Er hatte sich damals nicht an ihr vergangen, als sie

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