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Die Seelenquelle

Die Seelenquelle

Titel: Die Seelenquelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Lawhead
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sich noch etwas länger, und dann ging Wilhelmina hinein, um noch etwas mehr Kaffee zu kochen. Als sie gerade die ersten Tassen einschenkte, kehrte Bruder Lazarus zurück mit der Neuigkeit, dass er die Erlaubnis erhalten hatte, fortzugehen und Wilhelmina und Kit zu begleiten, wenn sie das Gebirge hinabsteigen und die Höhle erforschen würden.
    »Wie schnell können wir von hier fortkommen?«, erkundigte sich Mina.
    »Sobald wir die notwendigen Vorräte und Ausrüstungsgegenstände zusammengetragen haben«, antwortete der Geistliche.
    Wilhelmina übersetzte dies für Kit, der anmerkte: »Wir benötigen nicht allzu viel Ausrüstung. Wie lange wird es schon dauern, ein paar Lampen, etwas Seil sowie einige Stifte und Zeichenpapier zu besorgen?« Er dachte einen Moment lang nach und fügte hinzu: »Kann Bruder Lazarus irgendeine Kamera bekommen? Wir würden auch ein Blitzlicht benötigen.«
    Mina und Lazarus tauschten ein paar Worte aus. »Er sagt, er glaubt, dass Bruder Michael von der Bibliothek möglicherweise eine Kamera hat, die wir uns borgen können. Beim Rest der Ausrüstung sollte es nicht mehr als ein paar Stunden dauern, um sie zusammenzukratzen. Nach was für einer Art von Waffe suchen wir?«
    Kit dachte darüber nach. »Nichts Ausgefallenes. Eine Jagdbüchse … etwas in dieser Art.«
    Mina sprach zu Bruder Lazarus, dann erklärte sie: »In einem Kloster können wir so etwas nicht bekommen.«
    »Dann können wir es in der Stadt versuchen«, schlug Kit vor. Er streckte sich und stand auf.
    »Es ist fast elf«, sagte Mina zu ihm. »In einer Stunde habe ich eine Andacht, und diesen Abend bin ich dafür zuständig, die Gebetbücher zur Vesper auszulegen.«
    Kit betrachtete sie mit einem eigenartigen Blick. »Was sagst du da, Wilhelmina? Bist du wirklich eine Nonne?«
    »Nein«, antwortete sie und wies die Frage mit einem Lachen zurück. »Aber ich versuche, mich anzupassen, während ich hier bin. Ich habe Pflichten.« Sie erhob sich und schaute Kit ins Gesicht. »Abgesehen davon finde ich den täglichen Dienst wirklich sehr bedeutungsvoll. Ich würde ihn nur ungern versäumen.«
    »Okay, aber …«
    »Hör mir zu! Lass uns den Rest des Tages dazu nutzen, das ganze Zeug zusammenzutragen, und dann brechen wir morgen Vormittag nach der Frühandacht und dem Frühstück auf – wie wäre das?«
    »Nun, wenn du darauf bestehst …«
    »Ein Tag der Ruhe wird dir nicht schaden.« Sie lächelte. »Und du kannst die Zeit nutzen, um Bruder Lazarus besser kennenzulernen.«
    »Schön«, stimmte Kit zu und betrachtete den lächelnden Geistlichen. »Wie du weißt, sind mein Spanisch und Italienisch mindestens genauso gut wie mein Deutsch. Wir werden eine tolle Zeit haben.«

EINUNDDREISSIGSTES KAPITEL

    D ie Reise nach China hatte sich als eine große Geduldsprobe erwiesen. Schoner, wie luxuriös sie auch waren – und dies war selten der Fall –, mochten zwar stark und zuverlässig sein, doch sie segelten langsam. Selbst die schnellsten der neuen Klipper benötigten sechs Monate oder mehr von Portsmouth nach Hongkong, und es gab keine schnellere Möglichkeit, um diese Reise durchzuführen. Zumindest gab es keine schnellere Möglichkeit, die Charles Flinders-Petrie je gefunden hatte. Großvater Arthur hatte vielleicht eine Ley-Linie entdeckt, die Großbritannien mit China verband; doch wenn dies der Fall gewesen war, dann handelte es sich um noch ein weiteres Geheimnis, bei dem es ihm nicht gelungen war, es weiterzureichen. Die gewaltigen Unannehmlichkeiten einer Seereise war einer der Hauptgründe gewesen, weshalb Charles niemals zuvor diese Reise gemacht hatte. Und der einzige Grund, weshalb er sie nun unternahm, war jene grausame Notwendigkeit, die ihn gezwungen hatte, seinen geliebten Londoner Garten zu verlassen.
    Jetzt, als unter den niedrigen Wolken, die über dem Hafen hingen, die bucklige Rückseite von Hong Kong Island langsam in Sicht kam, war dies alles, was Charles tun konnte, um sich davon zurückzuhalten, ins Meer zu springen und den Rest der Strecke zur Küste zu schwimmen. Ein paar Stunden später lief das Schiff in den Hafen ein, und gegen Mittag ging Charles langsam die staubigen Stufen der Wah-Fu-Straße hoch und hielt nach dem Haus von Xian-Lis Schwester Ausschau. Am Hafen hatte er sich vom Geschrei der Rikscha-Fahrer ferngehalten, um sich das Vergnügen zu gönnen, nach so vielen Wochen an Bord eines Schiffes festen Boden unter seinen Füßen zu spüren. Er erfreute sich an der exotischen Umgebung ebenso

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