Die Seelenräuberin: das zweite Abenteuer von Lyala Mendes, dem weissen Werwolf (German Edition)
Regenwaldes?“
„Es ist eine Gruppe von Schamanen, die schon seit vielen Generationen über den Regenwald wacht. Ihr könnt Euch gar nicht vorstellen, wie viel Magie in diesem Urwald vorhanden ist. Ajllasga ist nur die Spitze des Eisbergs!“
„Und die Zwillinge, die ich gestern getroffen habe, gehören auch zu den Wächtern des Regenwaldes!“
„Ja, sie sind sogar die obersten Wächter, und Rogerio, der Dich gestern massiert hat, der ist der Vater meiner Mutter, also mein Großvater!“
„Also deshalb hast Du ihn kontaktiert!“
„Genau, ich wollte, dass er uns hilft. Aber er hat nur teilweise zugesagt. Mehr als die Informationen, die Du gestern bekommen hast, kann er uns nicht geben. Er sagte, er kann keine direkte Konfrontation riskieren?“
„Und warum nicht?“
„Es gibt Kräfte und Gegenkräfte, die sich in einem sehr empfindlichen Gleichgewicht befinden. Würden die beiden offen eingreifen, würde es dieses Gleichgewicht verschieben und Chaos wäre die Folge!“
„Aha und was macht Ajllasga?“
„Dieses Gleichgewicht ist ihr egal!“
„Und warum kann es dann nicht auch den Zwillingen egal sein?“
„Die beiden sind als Wächter der Neutralität verpflichtet. Du kennst die Konsequenzen nicht, was passieren würde, wenn die beiden eingreifen. Wie gesagt, ist Ajllasga nur die Spitze des Eisbergs. Das heißt, dass der überwiegende Teil der Magie noch unter der Oberfläche verborgen ist. Würden die beiden offen eingreifen, würde sie auch diese ganzen noch verborgenen Kräfte auf den Plan rufen, die dann auf die eine oder die andere Art eingreifen würden. Das wäre das totale Chaos. Sie haben schon sehr viel riskiert, Dir all diese Informationen zu geben.“
Layla sah Naomi skeptisch an. Es hörte sich zwar logisch an, war für Layla aber überhaupt nicht logisch. So, wie Layla die Sache sah, war dieses Gleichgewicht, von dem Naomi sprach, schon durch Ajllasga massiv gestört worden. Die Zwillinge sollten also eher alles versuchen, dieses Gleichgewicht wieder herzustellen, als den Kopf in den Sand zu stecken und andere die Arbeit machen zu lassen. Sie wollte dies gerade sagen, als sie sah, mit was für einem Blick Naomi sich das Amulett um ihren Hals legte. Da ging ihr ein Licht auf. Sie verstand plötzlich, dass die Zwillinge den Kopf gar nicht in den Sand steckten. Sie griffen zwar nicht offen ein, hatten ihr aber eine Kämpferin an die Seite gestellt. Und zwar ihre eigene Enkelin Naomi. Des Weiteren verstand Layla eine andere Sache. Die Schlange war zwar wirklich von Ajllasga geschickt worden, nicht aber das Amulett. Layla war sich sicher, dass dies die Zwillinge dorthin gelegt hatten. Woher sie dies wusste, hatte sie keine Ahnung, sie wusste es einfach, und war sich einhundertprozentig sicher, dass es wahr war. Nur inwieweit sollte Naomi ihr helfen können? Das entzog sich im Moment noch Laylas Kenntnis. Naomi war zwar eine glänzende Organisatorin und Fremdenführerin, aber bisher hatte sie noch gar keine magischen Fähigkeiten erkennen lassen. Layla sah Ana Maria an, die fast unmerklich mit dem Kopf schüttelte. Offenbar hatte diese, wie immer, Layla auch ohne Worte verstanden und gab ihr nun durch dieses Kopfschütteln zu verstehen, Naomi da nicht darauf anzusprechen. Und damit hatte sie natürlich Recht. Es würde Layla also nichts anderes übrig bleiben, als geduldig zu warten, bis sich Naomis Rolle offenbarte. Bis dahin würde jedoch alles beim Alten bleiben. Layla wollte einfach kein Vertrauen in etwas setzten, von dem sie überhaupt keine Ahnung hatte, was es denn genau war.
Nachdem sich Naomi das Amulett umgelegt hatte, drehte sie sich um und ging wortlos weg. Offensichtlich wollte sie alleine sein. Es war wohl etwas viel gewesen, das an diesem Morgen auf sie eingestürzt war. Layla verstand sie gut. Naomi musste zu allererst einmal ihre Gedanken ordnen.
Auch während des reichhaltiger, leckeren Frühstücks bekamen sie nichts von Naomi zu sehen, was speziell Hans zu bedauern schien. Erst als sie alle wieder aufbruchsbereit vor der Yacht standen, da stand Naomi plötzlich vor ihnen. Ihr Blick war immer noch traurig, aber er zeigte auch eine tiefe Entschlossenheit. Sie hatte wohl verstanden, dass es Ajllasga gewesen war, die ihre Mutter auf diese grausame Art ermordet hatte. Sie legte ihre Hand auf Laylas Schulter und lächelte sie grimmig an. Dieses Lächeln war wohl mehr als ein Versprechen, es war fast schon ein Vertrag, dass sie Layla bis zum Schluss folgen würde und
Weitere Kostenlose Bücher