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die Seelenwächterin - Smith-Ready, J: Seelenwächterin

die Seelenwächterin - Smith-Ready, J: Seelenwächterin

Titel: die Seelenwächterin - Smith-Ready, J: Seelenwächterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeri Smith-Ready
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konnte, war, dem geflügelten Gegenstück ihrer Rivalin einige Krumen hinzuwerfen.
    Würde Torynna ihren Platz an Areas’ Seite einnehmen? Schon viele andere hatten für ein paar Monate ihre Heimat verlassen, um zu ihrer Weihung und ihrer Ausbildung zu gehen, und bei ihrer Rückkehr lag der Geliebte in den Armen einer anderen. Rhia würde vielleicht ein Jahr oder länger in Kalindos verbringen.
    „Das wollte ich noch essen”, sagte Lycas.
    Rhia warf das letzte Stück Brot – zu groß, um von etwas anderem als einer Krähe verspeist zu werden – auf den Boden und rieb die Hände aneinander. „Dann beeil dich lieber.”
    Er winkte sie mit seiner blutigen, kurzen Klinge zu sich. Sie stellte sich ihm gegenüber und wartete. Ohne den Blick von dem Hasen zu wenden, sprach er endlich.
    „Erinnerst du dich an das Bund Stolperranken, das Nilo und ich destilliert haben, als wir sechzehn waren? Womit wir fast den Wald abgebrannt hätten?”
    J a . “
    „Davon hast du Mutter und Tereus nie erzählt.” „Natürlich nicht.”
    „Du bist gut darin, Geheimnisse zu bewahren, Rhia.” „Für euch, nicht vor euch.”
    Er betrachtete sie von oben bis unten und neigte dann einlenkend seinen Kopf zur Seite. „Wir hätten dich nicht so behandeln sollen, als wärst du unser Feind. Es tut mir leid.”
    „Ich verzeihe dir.”
    „In letzter Zeit fühlt es sich an, als wäre die ganze Welt unser Feind.”
    „Ist sie nicht.” Sie trat näher zu ihm. „Wenn du für Asermos kämpfen willst, musst du glauben, dass du einer von uns bist. Hat dich je irgendjemand anders behandelt?”
    Er dachte einen Augenblick darüber nach und schüttelte dann den Kopf.
    „Sie alle wussten es”, sagte sie, „aber es war ihnen gleich.”
    Sein Mund verzog sich zu einer schmalen Linie. „Mali ist es nicht gleich. Für sie bin ich anscheinend nur eine Termite’.”
    „Mali hat Angst.”
    „Wie kannst du es wagen?” Lycas’ wütender Blick brachte sie fast zum Davonlaufen. „Sie ist ein genauso mutiger Krieger wie ich.”
    „Und auch du hast Angst. Es wäre verrückt, wenn nicht. Aber mutig sein hat nichts damit zu tun, seine Ängste tiefer in sich hineinzufressen. Es geht darum, sich ihnen zu stellen.”
    Verwundert hob er die Augenbrauen. „Du hast gut reden darüber, sich seinen Ängsten zu stellen.”
    „Ich weiß. Ich habe in der Vergangenheit Fehler gemacht, weil ich Angst hatte. Das werde ich nicht noch einmal tun.”
    Lycas lachte und wandte sich wieder seiner Arbeit zu. „Mut ist eine Gewohnheit, kleine Schwester, und du bist definitiv nicht daran gewöhnt.” Er sah ihr betroffenes Gesicht, zog seine Äußerung aber nicht zurück. „Tut mir leid, aber es stimmt. Trotzdem glaube ich an dich. Du findest einen Weg.”
    Rhia spürte, wie ihr am ganzen Körper warm wurde. „Danke.”
    Er zuckte mit den Schultern. „Mutter hat gesagt, ich soll nett zu dir sein, sonst findet sie einen Weg, mich von der anderen Seite aus zu nerven.”
    „Gut.” Rhia stieß mit dem Fuß gegen die Pfote des größten Hasen. „Der hier ist ziemlich mickrig.”
    Lycas verdrehte die Augen. „Nimm ihn dir.”
    Er ließ ihr sogar den Beutel. Als sie sich auf den Weg nach Hause machte, erschien Nilo im Türrahmen ihrer Hütte. Sie hielt den Beutel hoch und winkte. Ihr Lächeln wurde breiter, als sie sah, wie finster er dreinblickte.

9. KAPITEL
    A ls Areas Rhia besuchte, war die Landschaft zum ersten Mal in diesem Winter verschneit.
    Fast ein Monat war vergangen, seit sie ihn das letzte Mal gesehen hatte. Damals waren sie sich zufällig in der Stadt begegnet. Sie hatten beide Tiere zum Markt gebracht – sie ein Paar junger Jagdhündinnen und er einen Bock und ein Mutterschaf -, und die Geschäfte hatten sie zu sehr abgelenkt, um mehr als ein paar Worte miteinander zu sprechen. Sie spürte, dass ein paar Worte nicht ausreichen würden, um die Distanz zu überbrücken, die seit dem Tod ihrer Mutter zwischen ihnen entstanden war.
    Wenn sie nachts allein im Bett lag, wanderten ihre Gedanken nicht länger sofort zu seinem Gesicht, seinen Armen, seinem Körper, es sei denn, sie sah ihn leblos auf dem Schlachtfeld vor sich. Die Erinnerung an die leidenschaftliche Hitze zwischen ihren Leibern war vergangen.
    Öfter jedoch dachte sie über Galens Lektionen nach, über die Geheimnisse von Leben und Tod. Zwischen Bildern, die sie aus der Geisterwelt mitgebracht hatte, wo Schmerz verging und Sorgen verschwanden, schlief sie ein. Sie begrüßte die lähmende

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