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die Seelenwächterin - Smith-Ready, J: Seelenwächterin

die Seelenwächterin - Smith-Ready, J: Seelenwächterin

Titel: die Seelenwächterin - Smith-Ready, J: Seelenwächterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeri Smith-Ready
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Rhia. Rhia, Alanka.” Die Frau betrachtete sie eingehend, angefangen bei den Füßen und dann weiter nach oben. Als ihre Blicke sich trafen, breitete sich ein Lächeln auf ihrem Gesicht aus. „Hi!” Sie umarmte Rhia, die versuchte, die Geste zu erwidern, aber Alanka hatte schon losgelassen. „Keine Sorge, dich küsse ich nicht. Es sei denn, du ...”
    Alanka unterbrach sich selbst. Sie schnupperte an Rhias Schulter und tat dann das Gleiche bei Marek. „Oh, gut.” Ihre Augen funkelten beide an, und sie zerstrubbelte ihm das Haar. „Dann hörst du endlich auf, dir die Haare zu schneiden?”
    Er errötete und nahm Rhias Hand. „Vielleicht.” Als er versuchte, Rhia an sich zu ziehen, widerstand sie ihm. Sein neugieriger Blick wurde rasch verständnisvoll.
    „Alanka ist auch ein Wolf”, erklärte er.
    Erleichtert seufzte Rhia auf. Wenn die Bräuche hier so waren wie in Asermos, dann würde Marek Alanka so bereitwillig in sein Bett nehmen wie seine Schwester. Den gleichen Geist zu teilen machte zwei Menschen in allen wichtigen Aspekten viel zu ähnlich, um einander anziehend zu finden. Es war ein Segen der Geister, dass ein so wirksames Tabu existierte, denn so konnten gleiche Tiere gemeinsam jagen oder kämpfen, ohne sich abzulenken.
    „Rhia ist Corannas neuer Lehrling”, sagte Marek.
    Alankas Augen leuchteten auf, aber im nächsten Augenblick verblasste ihr Lächeln. Ihr Blick wurde fast mitfühlend. Sie räusperte sich. „Es ist gut, dich zu haben.” Alanka legte ihre Hand in die Beuge von Rhias anderem Arm.
    Die drei gingen weiter den Pfad hinab, und die Wölfe plauderten über eine Herde Elche, die nach dem späten Schneefall in die Gebirgsausläufer gewandert waren. Rhia betrachtete das Mädchen aus dem Augenwinkel. Sie wollte Alanka nicht mögen, wollte sich von ihrer überlegenen Stärke nicht eingeschüchtert fühlen, von ihrem Selbstvertrauen, ihrer Schönheit und Größe, wie es bei einer ähnlichen Frau in Asermos der Fall wäre. Aber etwas Vertrautes in Alankas Gesicht gab Rhia ein Gefühl von ... Heimat?
    Ein Gefühl, das verschwand, als sie Kalindos entdeckte.
    Sie erblickte nicht alles auf einmal. Es schlich sich vielmehr an sie an. Als sie wusste, dass sie am Ziel war, hatte bereits das ganze Dorf sie umzingelt.
    Uberall hingen Leitern, einige aus Holz und Seilen, an einem Pflock im Boden befestigt, andere nur aus Holz gezimmert. Wenigstens eine Person kam von jeder Leiter hinunter, leichtfertig wie Eichhörnchen. Rhia, Alanka und Marek blieben in der Nähe eines der größeren Bäume stehen. Rhia hob ihren Blick und keuchte auf.
    Ein Netzwerk aus hölzernen Häusern lag über ihnen, streckte sich zwischen den Ästen aus, einige von einem Baum zum nächsten. Feuchtigkeit machte das Holz von Häusern und Bäumen dunkler. Von den Piniennadeln tropfte Tau, obwohl es schon spät am Morgen war, und auf fast jeder Oberfläche wuchs Moos, das alle Geräusche in sich aufnahm und dämpfte, auch Mareks nächste Worte.
    „Wir sind da.”
    Ein halbes Dutzend Menschen stand vor ihr, und aus der Ferne kamen noch mehr, die sich weder beeilten noch trödelten.
    „Wer von denen ist Coranna?”, flüsterte sie Marek zu. „Keine von ihnen. Deshalb haben sie dich noch nicht begrüßt. Sie warten darauf, dass ihr die Ehre zuteilwird.”
    Mich zu treffen ist eine Ehre, fragte sich Rhia. Weil ich ein Besucher oder weil ich Krähe bin? Galen hatte sie nur wenig darauf vorbereitet, was sie in Kalindos erwartete, und sie hatte den Verdacht, seine Zurückhaltung hatte weniger mit Unwissen zu tun als mit seinem Wunsch, dass sie ohne Vorurteile an die Situation heranging.
    Oder vielleicht hatte er sie nur nicht verschrecken wollen. Sie versuchte, unter den Blicken von so vielen Fremden nicht unruhig zu werden. Man betrachtete sie mit der kühlen Höflichkeit, die eigentlich jenen gebührte, die nur auf der Durchreise waren. Vermischt mit dieser erstaunlich geringen Neugierde war ... Mitleid? Vielleicht hatten sie von ihrer Mutter gehört oder die kurzen Haare bemerkt.
    Marek drückte ihr die Hand, und als sie ihn ansah, neigte er sein Kinn nach links.
    In dieser Richtung standen die Menschen in mehreren Reihen hintereinander, und alle reckten die Hälse, um etwas zu sehen. Die Gruppe teilte sich, und eine Frau trat vor.
    Silbernes Haar fiel ihr in Wellen auf die Hüften und glänzte im Sonnenlicht, durch das sie schritt. Auf ihrem Gesicht befand sich keine Falte, die Rhia erkennen konnte, und ihre Füße bewegten

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