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die Seelenwächterin - Smith-Ready, J: Seelenwächterin

die Seelenwächterin - Smith-Ready, J: Seelenwächterin

Titel: die Seelenwächterin - Smith-Ready, J: Seelenwächterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeri Smith-Ready
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dir.”
    Morran war ein guter Tänzer, trotz der großen Menge Meloxa, die er, der Schiefe seines Lächelns nach zu urteilen, getrunken haben musste. Vielleicht hatte das Trinken ihn geschmeidiger gemacht.
    Ehe die Melodie ihren Höhepunkt erreicht hatte, wurde Rhia an Endrus weitergereicht, der dünne Arme hatte und verschmitzt grinste. Er war kleiner als Morran, was ihren Hals entspannte. Das Tempo nahm zu, raubte ihr den Atem und schloss jede Unterhaltung aus. Sie drehten sich immer schneller um den Kreis herum und lachten, als ihre Schritte ungelenker wurden und sie weiter versuchten, sich dem Rhythmus anzupassen, der immer schneller wurde, als sei es das einzige Ziel der Musiker, die Tänzer zu verwirren und zu erschöpfen.
    Gerade als sie glaubte, ihre Beine oder ihre Lungen würden von der Anstrengung explodieren, hörte das Lied auf. Ohne abzusetzen, spielte die Truppe eine langsame, sinnliche Melodie, zu der sich noch ein Trommler gesellte.
    Rhia trat von Endrus zurück, denn sie wollte ihn weder beleidigen, noch mit ihm tanzen.
    „Ich bin an der Reihe”, hörte sie plötzlich eine vertraute Stimme hinter ihrer Schulter. Gespielt entrüstet verbeugte Endrus sich und wandte sich ab. Er schnappte sich das erste willige Mädchen in Reichweite.
    Marek schlang einen Arm um Rhias Hüfte und zog sie eng an sich. Ein kaum zu stillender Hunger lag in seinem Blick. Sie bewegten sich, als hätte die Musik sie zu einem Körper verschmolzen. Wenn Rhia die Augen schloss, konnte sie so tun, als wären sie wieder die einzigen zwei Menschen im Wald.
    „Wie lange dauern diese Feste?”, wollte sie wissen.
    „Bis uns Essen und Trinken ausgehen.” Er drehte sie langsam in seinen Armen um sich selbst, drehte sie aus und wieder ein, sodass die Entfernung zwischen ihnen es nur schöner machte, wenn sie sich wieder nah waren. „Und ich meine Essen und Trinken. Solange wir noch eines von beidem haben, bleiben wir auf.”
    „Wie lange?”
    „Drei, vielleicht vier Tage. Oder fünf. Wir schlafen alle paar Tage ein wenig.” Ohne ihre Hand loszulassen, strich er ihr eine lockere Haarsträhne von der Wange. „Du hast es vielleicht noch nicht gesehen, aber das Leben hier ist hart. Manchmal haben wir im Winter nichts mehr zu essen. Es kommt nur sehr selten vor, dass im Winter niemand verhungert.”
    Sie deutete auf die übervollen Tische. „Und doch verschwendet ihr all das Essen an ein Fest. Warum spart ihr es nicht für schwere Zeiten?”
    „Eine Feier ist niemals Verschwendung. Außerdem sind alle Zeiten schwer. Noch mehr ein Grund, Augenblicke wie diesen zu versüßen, nicht?”
    Sie betrachtete die ausgelassenen Kalindonier. Vielleicht gab es keine bessere Art, die Götter zu preisen und ihnen für ihre 265
    Gaben zu danken, als sich an diesen Gaben gütlich zu tun, bis man umfiel.
    „Ist schon einmal jemand bei einem von diesen Festen gestorben?”, fragte sie Marek.
    „Nur dir würde so eine Frage einfallen.” Nachdenklich kaute er auf seiner Unterlippe herum. „Nicht solange ich mich erinnern kann. Wir glauben, dass uns während dieser Feste die Geister vor uns selbst beschützen.”
    Sie lachte leise. „Das sollten sie auch lieber.”
    Ihr Lächeln verblasste, als sie ein unfreundliches Gesicht erblickte. Es war der gleiche junge Mann, der sie noch vor Kurzem so freundlich bedient hatte, der sie jetzt vom Rand der Tanzfläche aus anstarrte. Seine dicken dunklen Brauen beschatteten düstere Augen.
    Sie legte ihr Kinn über Mareks Schulter. „Wer ist der stämmige Mann mit den braunen Haaren, der neben dem Tisch, der mir den Tod wünscht?”
    Marek seufzte. „Das ist Skaris, der Bär. Wir sind Freunde, seit wir gelernt haben, zu laufen.”
    „Ich verstehe das nicht. Warum starrt er mich so böse an?” „Skaris ist wie ein Bruder für mich.” Marek sah den Bären an und dann wieder Rhia. „Weil er es auf gewisse Weise wirklich ist. Seine Schwester war meine Partnerin.”
    Für den Augenblick vergaß Rhia ihre Empörung und zeigte Mitleid. „Ich verstehe. Aber er war noch vor Kurzem so nett zu mir. Ich glaube, er hat sogar ein wenig geflirtet.”
    „Das war, bevor er wusste, dass du den Platz seiner Schwester eingenommen hast.”
    Sie starrte Marek an und ließ vor Schreck einen Schritt aus und dann noch einen. Er schien sogar sich selbst mit seinen Worten erschreckt zu haben.
    „Habe ich das?”, sagte sie.
    Sie hörten auf zu tanzen.
    „Rhia, ich weiß, dass wir einander noch nicht lange kennen, aber wir

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