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die Seelenwächterin - Smith-Ready, J: Seelenwächterin

die Seelenwächterin - Smith-Ready, J: Seelenwächterin

Titel: die Seelenwächterin - Smith-Ready, J: Seelenwächterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeri Smith-Ready
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Rhia fühlte sich an eine kleine Blockhütte erinnert. Auf dem Scheiterhaufen lag eine dünne, aber breitere Steinplatte, wahrscheinlich um das Holz vor den Elementen zu schützen. Die sechs Männer legten Etars Leichnam auf die Platte. Coranna bat sie, einige Wachen zu finden, die die erste Schicht übernahmen.
    „Das mache ich”, ertönte Mareks Stimme direkt hinter Rhia. „Ich hole nur meinen Bogen.”
    Coranna stand neben dem Scheiterhaufen und atmete tief ein, ehe sie sich der Menge stellte.
    „Meine lieben Kalindonier, Etar – unser Freund, Vater und Bruder – ist auf die andere Seite gegangen.” Auch wenn sich die Kunde schon verbreitet hatte, ertönte ein schmerzerfüllter Schrei aus der Menge. Der Mann, der die Trommel gespielt hatte, bedeckte sein Gesicht mit den Händen. Eine grauhaarige Frau lehnte sich gegen einen Baum und klagte leise.
    Coranna fuhr fort, auch wenn sie um Fassung ringen musste. „Bitte, kehrt in eure Häuser zurück, und betet, dass ihm der Ubergang leichtfällt. Bei Tagesanbruch sammeln wir uns, um ihn zu verabschieden. Danach feiern wir sein Leben, das Ende dessen, das er mit uns gelebt hat, und den Anbruch eines neuen, das er bei den Geistern in der Ewigkeit verbringen wird.”
    Sie wandte sich von der Menge ab, die ihr Signal, sich zu zerstreuen, verstanden hatte. Sie alle zogen sich schweigend zurück. Einige weinten und schüttelten die Köpfe. Rhia schloss sich ihrer Mentorin auf der Plattform des Scheiterhaufens an.
    Elora erschien am anderen Rand und wechselte einen Blick mit Coranna. Sie deckten Etars Körper auf. Rhia musste sich daran erinnern, dass dieser Tod einer der weniger hässlichen war, die sie zu Gesicht bekommen würde.
    Heiße dein restliches Leben willkommen, dachte sie und fühlte einen Hauch Selbstmitleid.
    Mit geschlossenen Augen legte Elora ihre Hände an beide Seiten von Etars Kopf. Ihre Finger tasteten an seinem Hals entlang.
    „Hebt seine Seite ein bisschen zu euch an”, sagte sie. Coranna und Rhia gehorchten. Die Heilerin fasste unter ihn und fühlte an seiner Wirbelsäule entlang. Sie hielt inne, als sie etwa in der Mitte angekommen war. „Er hat beim Fallen sein Rückgrat gebrochen.”
    „Aber was hat seinen Sturz verursacht?”, fragte Coranna sie.
    „Hat er viel Meloxa getrunken?”
    „Nicht mehr als gewöhnlich.”
    Nun mischte sich Rhia ein: „Einer der Dorfbewohner hat gesagt, als Etar die Leiter hinaufgestiegen ist, hat er sich vor Schmerz an die Brust gefasst.”
    Coranna sah Elora an. „Ist er je mit derartigen Symptomen zu dir gekommen?”
    „Nein”, sagte die Heilerin, „aber du weißt, wie die Männer sind, zu stolz, eine Krankheit zuzugeben, bis sie sie umbringt. Und manchmal schlägt Krähe einfach schnell und gnädig zu.” Sie glättete den Verband an Etars Kopf, zärtlich, als könnte ihm das jetzt noch helfen. Ihre Miene nahm einen nachdenklichen Ausdruck an. „Wenn ich in der dritten Phase wäre, könnte ich selbst jetzt noch erkennen, ob er krank war.”
    Coranna legte eine Hand auf Eloras. „Du hast dich bei der Reise verausgabt. Geh jetzt, ruh dich aus und bete. Rhia und ich halten Wache.”
    Nach einem letzten trauernden Blick auf Etar schlüpfte Elora in die Dunkelheit.
    Rhia sah, wie Coranna unbewegt an der Seite des Leichnams stand. „Was tun wir jetzt?”, fragte sie endlich.
    „Wir warten”, erklärte Coranna.
    „Auf was?”
    „Auf den Morgen.”
    Rhia blickte Etar an. Waren Corannas Fragen an Elora einfacher Neugier entsprungen, oder hatten sie mit einem tiefer gehenden Verdacht zu tun? Rhia wünschte sich mehr als je zuvor, dass sie ,das Falsche’ getan und Etars Bitte, ihm zu sagen, wann er sterben würde, nachgegeben hätte.
    „Wann reinigen und verbinden wir seinen Körper?”, fragte sie Coranna.
    „Gar nicht. Er wird morgen bei Sonnenuntergang verbrannt.”
    „Ihr vergrabt eure Toten nicht?”
    „Der Boden hier ist zu felsig. Wie es bei allen Vogelgeistern Brauch ist, wird seine Asche von dem Baum hängen, in dem er einst gelebt hat.”
    „Oh” war alles, was Rhia darauf erwidern konnte. Kalindonier und Asermonier waren auf so viele Arten verschieden, dass es schwer war, zu glauben, es handelte sich um das gleiche Volk. Sie erinnerte sich daran, was Marek über die Art und Länge kalindonischer Begräbnisse gesagt hatte, und dachte auch daran, dass ihre Feier eine Art Begräbnis gewesen war.
    „Coranna?”
    J a ? “
    „Wenn du Menschen von der anderen Seite zurückholen kannst so wie

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