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die Seelenwächterin - Smith-Ready, J: Seelenwächterin

die Seelenwächterin - Smith-Ready, J: Seelenwächterin

Titel: die Seelenwächterin - Smith-Ready, J: Seelenwächterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeri Smith-Ready
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haben gemeinsam so viel durchgemacht, und ich ...” Mareks Gesicht wurde im Licht des Lagerfeuers rot, und seine Worte überschlugen sich. „Als wir von hier fortgelaufen sind, ich meine, ich wusste, du änderst deine Meinung, wie Coranna es gesagt hat, aber ich hätte dich nach Velekos gebracht, wenn du es gewollt hättest.” Er schüttelte den Kopf. „Jetzt erscheint es mir wahnsinnig, aber es stimmt. Trotzdem, ich habe kein Anrecht auf dich.”
    „Hast du nicht?”
    „Nein, ich ...” Aus großen grauen Augen sah er sie an. „Habe ich?”
    Ihr Gesicht wurde heiß. „Alanka hat mir gesagt, dass Beziehungen zwischen Männern und Frauen in Kalindos etwas, na ja...”
    „Lockerer sind?”
    „Ja, lockerer, als ich es gewohnt bin. Aber ich will nicht ... ich bin nur ... ich ...” Sie stöhnte über das eigene Unvermögen und sah ihm dann in die Augen. „Ich will nur dich.”
    Erleichterung erhellte seine Züge, und gerade in dem Augenblick verschwand die Sonne hinter den Hügeln. Mareks Umrisse verschwammen und verschwanden dann mit dem Rest von ihm. Er stieß einen unflätigen Fluch aus. „Tut mir leid”, sagte er zerknirscht.
    Verständnisvoll schüttelte sie den Kopf. „Wie finde ich dich später?”
    „Folge dem schwebenden Becher Meloxa. Oder”, er führte sie an den Rand des Kreises, „komm jetzt mit mir.”
    Sie schlichen sich aus der Menge in die Schatten. Als das Licht des Feuers nur noch ein warmes Glühen in der Ferne war, blieb Marek stehen, nahm ihr Gesicht in seine Hände und gab ihr einen langen, fragenden Kuss. Sie seufzte erleichtert. In dem Chaos, zu dem ihr Leben geworden war, fühlte sich nichts so normal an wie das hier.
    Er zog sie nahe an sich und barg das Gesicht in ihrem Haar.
    Bebend atmete er ein, wie nach einem großen Schreck. „Als du gestorben bist, habe ich mich so taub gefühlt, als wäre ich genau wie du erfroren. Und als du zurückgekommen bist, wollte ich dich wärmen, wollte dich mit meinen Händen und meinem Mund berühren, bis du wieder zu der Rhia wirst, an die ich mich erinnere.”
    „Fühle ich mich anders an?”
    „Du fühlst dich an wie du selbst.”
    „Ich hatte Angst, dass ich hart sein würde oder feucht oder nach Grab riechen oder ...”
    „Schsch.” Er ließ seine Hände an ihrem Rücken hinabgleiten und atmete tief ein. „Du riechst so gut wie immer.”
    In der Ferne zerriss ein Schrei die Luft.

26. KAPITEL
    M arek wandte sich in die Richtung, aus der das Geräusch kam. „Das war Coranna.”
    „Warte nicht auf mich. Lauf!”, rief Rhia geistesgegenwärtig.
    Und schon war er verschwunden.
    Auch Rhia sprintete dem Schrei hinterher und schloss sich den Dorfbewohnern an, die am Nordrand der Lagerfeuer auf einem der Wege entlangliefen.
    In der kurzen Zeit, in der sie Coranna kannte, hatte sie nie gehört, wie sie ihre Stimme erhob, schon gar nicht zu einem so eindringlichen Schrei. Es war nicht nur die Anstrengung, durch das Unterholz zu rennen, die ihr die Brust eng werden ließ.
    Die Menge sammelte sich vor einem kleinen Baumhaus und teilte sich, um Rhia durchzulassen. Vielleicht sprachen sie mit ihr, aber sie konnte nichts hören als das Rauschen von Krähenschwingen. Sie wehrte sich gegen den Impuls, sich die Hände auf die Ohren zu legen und zu schreien, um die Geräusche zu übertönen.
    Coranna kniete neben Etars kraftloser Gestalt und kämpfte mit den Tränen. Sie streichelte seinen leblosen Arm. Die Schwingen in Rhias Kopf schlugen ein letztes Mal und verstummten dann im Hintergrund der Menschenmenge.
    „Was ist geschehen?”, flüsterte eine Frau hinter ihr.
    „Er ist gefallen”, antwortete eine andere. „Ich habe es gesehen.”
    „Ist die Leiter gebrochen?”
    „Nein, er hat beim Klettern innegehalten und sich an die Brust gefasst. Auf der nächsten Sprosse ist er einfach gefallen.”
    „Armer Mann”, sagte die erste Frau. „Ich wusste nicht, dass er krank war.”
    „Er hat es gut verborgen. Hätte ich es gewusst, ich hätte ihm diesen Winter mehr Vorräte geschickt.”
    War er krank, fragte sich Rhia und wünschte sich plötzlich, nachgesehen zu haben, als sie die Gelegenheit gehabt hatte.
    Pirrik trat ihr gegenüber aus der Menge, Alanka dicht hinter ihm.
    „Vater!”
    Pirrik sank auf die Knie und wiegte Etars Kopf in seinem Schoß, ohne zu merken, dass Blut auf seine Hände floss. Er stieß einen langen hohlen Schrei aus. Bald schon fand er sein Echo im Heulen einer Frau, das lauter wurde, je näher es kam. Ein schwangeres

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