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Die Seemannsbraut

Die Seemannsbraut

Titel: Die Seemannsbraut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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Kopf geschüttelt. Er wollte selbst hinüberfahren.
    Keen ahnte, daß er die
Benbow
nur deshalb selbst aufsuchte, weil er vermeiden wollte, Herrick mit den üblichen Formalitäten zu empfangen. Bei ihrer letzten Begegnung hatten sie als Gegner einander am Gerichtstisch gegenübergesessen. Diesmal würde es im Interesse beider ein Mann-zu-Mann-Treffen sein. »Alte Freunde haben es nicht nötig, auf Etikette zu achten, Val.«
    Bolitho hoffte, daß es überzeugter klang, als er empfand.
    Herrick mochte Neuigkeiten über den Feind haben, er war schon lange Zeit hier. Und Nachrichten waren alles. Ohne die vereinzelten Informationsfetzen, die Patrouillen und gelegentliche Scharmützel erbrachten, waren sie hilflos.
    Er hörte, wie Allday seine Bootscrew forsch zusammenrief, hörte das Knarren der Taljen, als sein Boot und nach ihm andere über die Seite geschwungen wurden. Einige Kähne näherten sich schon den Schiffen, vollgepackt mit billigen Waren, mit denen die Seeleute um ihr bißchen Geld betrogen werden sollten. Wie in Portsmouth und anderen Seehäfen wurden so auch Frauen für die hungrigen Männer gebracht, wenn die Kommandanten sich blind stellten. Für den einfachen Matrosen mußte es hart sein, dachte Bolitho. Die Offiziere kamen und gingen, wie es ihr Dienst zuließ, aber nur zuverlässige Mannschaften und die Preßgangs durften den Fuß an Land setzen. Monat für Monat und Jahr für Jahr lebten sie so – ein Wunder, daß es nicht zu mehr Meutereien in der Flotte gekommen war.
    Aus seiner Kajüte nahm er einige Briefe für Herrick mit, die man im letzten Augenblick auf die
Firefly
gebracht hatte, und lächelte grimmig. Versöhnungsgeschenke.
    Ozzard tappte um ihn herum und hatte seine Augen überall, damit Bolitho nichts vergaß. Er sah Catherines Gesicht vor sich, als er ihr den von Ozzard gesäuberten Fächer zurückgeben wollte. Sie hatte gedankt. »Behalte ihn. Er ist alles, was ich dir geben kann. Wenn du ihn ansiehst, werde ich bei dir sein.«
    Er seufzte und ging hinaus, vorbei am Posten Kajüte und an Keens offener Tür, wo frische weiße Farbe Havens zweiten Pistolenschuß überdeckte. Haven hatte Glück, daß Parris noch lebte. Wirklich? Seine Karriere war zerstört, und keiner wartete auf ihn, wenn er schließlich nach Hause kam.
    Im glänzenden Sonnenschein standen die Seesoldaten bei der Relingspforte angetreten. Die Bootsmannsmaaten hoben ihre Silberpfeifen an die Lippen. Keen und Jenour warteten auf den Beginn der Ehrenbezeugung.
    Major Adams hob den Degen und meldete: »Wache angetreten, Sir!«
    »Boot ist längsseits, Sir Richard!« Das war Keen.
    Bolitho lüftete seinen Hut in Richtung des Achterdecks und sah halbnackte Seeleute auf der Bagienrah arbeiten und zu ihm herunterstarren. Ihre Füße baumelten in der Luft.
    Ein glückliches Schiff, eine gute Besatzung. Bolitho stieg ins Boot hinunter.
    Konteradmiral Thomas Herrick hatte die Hände auf dem Rücken verschränkt und beobachtete die Schiffe beim Ankern. Der Pulverdampf des Saluts trieb träge zur Küste. Herrick versteifte sich, als er sah, daß man das grüne Admiralsboot der
Hyperion
beinahe so schnell aussetzte, wie man vorne den Union Jack hißte. Kapitän Hector Gossage bemerkte: »Es scheint, daß der Vizeadmiral gleich zu uns kommt, Sir.«
    Herrick brummte nur. Er hatte viele neue Gesichter in seinem Kommando, auch sein Flaggkapitän war erst wenige Monate bei ihm. Sein Vorgänger, Dewar, war krankheitshalber in die Heimat entlassen worden, und Herrick vermißte ihn sehr. Er sagte: »Machen Sie alles klar für großen Empfang. Sie wissen, was Sie zu tun haben.«
    Er wollte alleingelassen werden und nachdenken. Seit er seine neuen Befehle von Sir Owen Godschale aus der Admiralität erhalten hatte, dachte er kaum an etwas anderes.
    Zuletzt hatte er Bolitho hier im Mittelmeer getroffen, als seine
Benbow
unter schwerem Beschuß lag. Wiedervereint im Gefecht, Freunde im Kampf … Doch hinterher, als Bolitho nach England gesegelt war, hatte Herrick viel über den Untersuchungsausschuß nachgedacht. Wie Bolitho ihn verflucht hatte, als er von Inchs Tod erfuhr! Herrick glaubte noch immer, daß Bolithos Zorn und Ärger sich gegen ihn persönlich richtete, nicht gegen den Ausschuß als Ganzes.
    Den abgeänderten Befehlen hatte ein privater Brief Godschales beigelegen. Unter anderem enthielt er Andeutungen über die Liaison zwischen Bolitho und einer gewissen Catherine Pareja. Insgeheim hatte er, Herrick, sich ihr gegenüber immer

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